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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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riesiges Krebsgeschwür. Es verging eine lange Zeit, bis ich wieder an etwas anderes denken konnte.« Dann sah sie ihn an, zuckte wie entschuldigend mit den Schultern und sagte: »Aber lassen wir das jetzt, komm, setz dich zu mir und entspann dich.«
    Nicole setzte sich an die andere Seite des Tisches, holte eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. David beobachtete sie dabei, während sie ihm keinen Blick schenkte. Sie rauchte in ruhigen und gleichmäßigen Zügen, lehnte sich zurück und blickte zur Decke. Er kannte diese Situation, mit jeder Sekunde mehr, die verstrich, fühlte er sich unbehaglicher, kam er sich einmal mehr vor wie die Fliege, die sich im klebrigen Netz der hungrigen Spinne verfangen hatte, und die Spinne wartete nur auf den günstigsten Moment, ihrOpfer allmählich auszusaugen oder in einen fetten Kokon einzuwickeln. Als die Zigarette fast bis auf den Filter abgebrannt war, zog die Schwarze Witwe eine neue aus der Schachtel und zündete diese an der alten an.
    »Ich habe etwas mit dir zu besprechen«, sagte Nicole und genoß Davids unruhig umherschweifenden Blick. »Aber keine Angst, es ist nichts Weltbewegendes, ich möchte dir nur die Bedingungen noch einmal klarmachen. Unser Vertrag sieht vor, daß du dreimal in der Woche herkommst und dich um mich kümmerst. Diesen Vertrag hast du bislang bis auf wenige Ausnahmen erfüllt. Doch bei den Klauseln hapert es gewaltig. Du bist dazu da, hier aufzuräumen, mir Gesellschaft zu leisten und mich zu befriedigen, wobei ich keine seelische, sondern eine rein körperliche Befriedigung meine. Diesen Punkt hast du schon seit einer ganzen Weile nicht mehr erfüllt.«
    »Kann ich etwas für das, was mir angetan wird?«
    »Ich weiß es nicht, vielleicht«, sagte Nicole mit hochgezogenen Augenbrauen. »Jeder ist in diesem Leben in irgendeiner Weise schuldig.«
    »Und du, worin liegt deine Schuld?« fragte David.
    »Meine Schuld?« fragte Nicole grinsend. »Meine Schuld ist vielleicht, daß ich dir helfen wollte, weil mein übergroßes Herz wieder einmal überquoll vor Mitleid. Nun, ich denke, aus den vier Jahren wird wohl nichts. Nicht, wenn es so weitergeht.«
    »Mitleid! Daß ich nicht lache!« David sprang auf und lief im Zimmer umher. »Du hast doch nicht aus Mitleid gehandelt! Ich weiß nicht, warum du mich dazu gebracht hast, dein Sklave zu werden, aber Mitleid war es ganz sicher nicht!«
    »Sklave! Hört, hört, unser Herr Marquardt empfindet sich als Sklave. Morgen können wir in der Zeitung lesen,
Sexsklave befreite sich aus seinem Käfig, er wurde gehalten wie ein Stück Vieh!
« Sie machte eine Pause und zischte dann: »Arschloch, blödes Arschloch!« Sie inhalierte und fuhr ruhigerfort: »Aber anstatt solchen Schwachsinn zu reden, sag mir lieber, wie es weitergehen soll. Ich bin offen für konstruktive Vorschläge.«
    »Ich werde dir am kommenden Montag meine Vorschläge unterbreiten. Einverstanden?«
    Nicole überlegte. »Montag? Warum nicht am Freitag? Aber gut, Montag. Den wievielten haben wir am Montag?«
    »Den sechsten, soweit ich weiß, warum?«
    »Nur so.« Sie lächelte geheimnisvoll, setzte sich aufrecht hin und drückte ihre Zigarette aus. »Ich würde sagen, du gehst jetzt nach Hause und schläfst dich mal richtig aus. Vielleicht hebt das deine Potenz. Ich sehe dich dann am Freitag.« Sie stand auf und ging ins Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich. Er sah ihr nach, verwundert über das seltsame Ende dieses Abends. Er verließ die Wohnung, es war noch nicht einmal elf Uhr.
    David setzte sich in sein Auto, innerlich triumphierend über diesen großartigen Sieg und Liebesbeweis Esther gegenüber, fuhr die Straße entlang und um den Block herum und stellte den Wagen an der Ecke ab, die Esther, wenn sie aus der Stadt kam, passieren mußte. Er war ungeduldig, hörte laute, hämmernde Rockmusik, erst Metallica, dann Guns n’ Roses, klopfte unruhig mit den Fingern auf das Lenkrad, bis er sie kommen sah. Mit langsamen Schritten näherte sie sich. Er sprang aus dem Auto, rannte auf sie zu und umarmte sie.
    »Hey, was machst du denn hier?« fragte sie überrascht. »Es ist doch noch gar nicht Mitternacht?«
    »Sie hat mich früher heimgeschickt, den Grund kannst du dir denken.«
    »Ehrlich?« fragte sie ungläubig auflachend. »Du hast ihr widerstanden?«
    »Es war gar nicht schwer. Ich habe nur an dich gedacht. Aber sie hat einen Verdacht, sie hat mir vorgehalten, ich hätte was mit dir. Ich habe ihr gesagt, sie

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