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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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quetschte er hervor, nahm das Glas und trank den ersten Cognac seines Lebens. Es brannte auf der Zunge und in der Kehle und im Magen, ein heißes, zunächst unangenehmes Gefühl breitete sich aus, als wollten die Magenwände durchbrechen, er mußte husten, dann ließendas Brennen und der Husten nach, und auf einmal wurde alles leicht.
    »Ich habe weder vor, in eine Ehe einzubrechen, noch einen Vater von seinen Kindern zu trennen!«
    Er stand auf, vergrub die schweißnassen Hände in den Hosentaschen, ging zur Tür, blieb stehen, atmete tief ein und wieder aus, drehte sich langsam um, kam zurück, blieb vor ihr stehen, ohne sie anzusehen, während sie ihn von unten herauf musterte, und sagte mit tonloser Stimme: »Und wie stellen Sie sich das vor? Was soll ich meiner Frau sagen, wo ich dreimal in der Woche sein werde?«
    Ihre Antwort war verständnisvoll und nett. »Das ist kein Problem. Sagen Sie ihr, daß Ihre Bank Ihnen zur Erleichterung Ihrer Schuldensituation eine Stellung angeboten hat, und zwar für Kontrollgänge auf dem Gelände unserer Niederlassungen. Wir haben allein im Frankfurter Raum vierunddreißig Filialen und dreiundzwanzig sonstige Objekte, die sämtlich überwacht werden müssen. Und zwar dreimal in der Woche, sagen wir montags, mittwochs und freitags in der Zeit von zwanzig bis vierundzwanzig Uhr. Ihre Frau wird das nicht nur verstehen, sie wird sogar dankbar sein.«
    »Dreimal in der Woche vier Stunden …«
    »Keine Angst, ich werde Sie nicht überstrapazieren«, spottete sie. »Ich möchte nicht nur das
Eine
von Ihnen. Wie gesagt, ich brauche jemanden, der mir Gesellschaft leistet. Ich sagte Ihnen bereits im Restaurant, daß ich ziemlich allein bin.«
    »Und was, wenn meine Frau, ich meine, wenn ich nach Hause komme und sie will mit mir …«
    Sie zuckte die Achseln. »Nun, das wird dann allerdings Ihr Problem sein. Aber sie wird nicht wollen. Sie müssen doch morgens früh aufstehen. Eine liebende Frau bringt immer Verständnis für einen hart arbeitenden Mann auf, und schließlich bleiben Sie ihr
dafür
an vier anderen Tagen erhalten.«
    Er griff ohne zu fragen nach der Flasche und schenkte das Glas halbvoll. »Warum ich? Warum ausgerechnet ich?«
    »Weil Sie zur rechten Zeit am rechten Ort waren. Bilden Sie sich jetzt um Himmels willen nichts darauf ein. Aber ich könnte mir vorstellen, Sie sind ein ganz guter Liebhaber.«
    »Wieso sollte ausgerechnet ich ein guter Liebhaber sein? Es gibt Millionen von Männern, die –«
    »Das kann ich erst beurteilen, nachdem ich mich von Ihren Fähigkeiten überzeugt habe«, unterbrach sie ihn.
    »Sind Sie sich eigentlich im klaren, was Sie da verlangen?«
    »Natürlich bin ich das. Schauen Sie, heutzutage ist es üblich, daß Männer Frauen kaufen. Ich dachte mir, warum sollte eine Frau nicht auch einmal einen Mann kaufen, wenn sie es sich leisten kann. Und ich denke, ich kann Sie mir leisten. Und noch etwas – Sie sollten sich im klaren sein, was Sie ausschlagen, wenn Sie ablehnen!«
    »Sie können sich mich leisten! Wie sich das anhört!« Er stellte sich mitten in den Raum, die feuchten Hände in den Hosentaschen vergraben, mit dem Rücken zu ihr. »Ich bin doch keine Hure!«
    »Habe ich das behauptet? Huren schlafen mit vielen Menschen. Sie sind keine, ich versichere es Ihnen.«
    Schweigen. Sie rauchte, fixierte ihn, er spürte ihre Blicke in seinem Rücken. Nach einer Weile fragte er: »Und wie soll das Ganze finanziell aussehen?«
    Er merkte, wie sie lächelte, auch wenn er es nicht sah: »Ah, ich sehe, Sie bewegen sich in die richtige Richtung. Es ist ganz einfach. Sie werden zwölf- bis maximal vierzehnmal im Monat hier sein. Ihre Kreditrate beträgt glatte fünfzehnhundert Mark; dazu kommen die Überziehungszinsen für Ihr Konto in Höhe von etwa hundert Mark; Ihr Girokonto ist am absoluten Dispositionslimit angelangt und sollte auch peu à peu ausgeglichen werden; plus der Quartalszinsen und Abschlüsse kommen wir auf, sagen wir, achtzehnhundert Mark. Auf die Stunde umgerechnet verdienen Sie bei mirdamit über den Daumen gepeilt fünfunddreißig Mark. Ich nehme nicht an, daß die Arbeit Sie überanstrengen wird. Und sollten Sie besonders nett sein, wird mir sicher noch die eine oder andere Gratifikation einfallen. Ich bin in der Regel großzügig.«
    Sie erhob sich, ihr Kleid raschelte, als sie sich auf die Balkontür zubewegte, sie trat hinaus, lehnte sich auf die Brüstung, er folgte ihr einen Moment später, stellte sich einen halben Meter

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