Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
meine Dienste, und Sie verweigern die Zahlung …«
    »Ob Sie wollen oder nicht, Sie müssen mir vertrauen. Sie werden am Anfang des Monats den Beweis für meine Ehrlichkeit auf Ihrem Kontoauszug wiederfinden. So lange müssen Sie sich schon noch gedulden. Ich mache Ihnen jedoch einen Vorschlag – ich beweise Ihnen meinen guten Willen, indem ich eine volle Rate für heute und morgen bezahle. Und zwar gleich Anfang nächster Woche. Ein faires Geschäft,wie ich finde. Quasi eine Starthilfe. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Sind Sie immer so zögerlich? Oder genieren Sie sich etwa?« fragte sie spöttisch.
    »Was, wenn meine Frau einen Vertrag sehen möchte?«
    »Sagen Sie ihr, daß der Vertrag bei der Bank liegt. Zeigen Sie ihr am Monatsanfang den Kontoauszug, das wird ihr genügen.«
    »Sie haben an alles gedacht, nicht? Ich möchte nur eines wissen – warum tun Sie das? Haben Sie es nötig? Warum suchen Sie sich nicht einen ledigen Mann, es gibt unzählige, die besser aussehen und womöglich auch …«
    »Sicher gibt’s die.« Sie zuckte die Achseln. »Aber wie ich schon sagte, Sie tun mir leid, und wenn mir jemand leid tut, dann kann ich nicht anders, dann muß ich helfen. Und außerdem haben verheiratete Männer dieses gewisse Etwas, lassen Sie es mich innere Ruhe und Erfahrung nennen, Eigenschaften, die ein lediger Mann nur sehr selten mitbringt. Zudem stellen verheiratete Männer fast nie Bedingungen, denn das ist das letzte, was sie sich leisten können, wenn sie nicht die Ehe und was sonst noch dranhängt aufs Spiel setzen wollen. Deshalb habe ich Sie gewählt. Ich könnte tatsächlich unzählige Männer haben, wenn ich wollte …« Ihr rechter Mundwinkel zuckte zweimal, ihr Blick schien durch ihn hindurchzugehen. »Wie diese Typen in der Bank, diese fettärschigen, sabbernden, geilen Kerle, die sich für unwiderstehlich halten, wenn sie mit Anzug und Krawatte und umnebelt von billigem Aftershave wie aufgeblähte Gockel rumspazieren. Alles Idioten, sage ich Ihnen. Das ist der Grund, warum ich dort die abweisende, frustrierte Frau spiele, die sich nichts aus Männern, nichts aus ihrem Äußerem, aus nichts etwas macht. Ich bin als Lesbe verschrien, und das ist gut so. Sollen sie von mir denken, was sie wollen, Hauptsache, sie lassenmich in Ruhe.« Nach einer Pause: »Kommen Sie, ich führe Sie durch meine Wohnung.«
    Er blieb stehen, sie war bereits an der Tür. Sie drehte sich um, zog die Stirn in Falten und sah ihn fragend an. Er sagte: »Was, wenn die Sache auffliegt? Sie wandern ins Gefängnis, und ich vielleicht auch!«
    »Aber ich bitte Sie, keiner wird ins Gefängnis wandern, weder Sie noch ich! Was ich tue, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Niemand wird je hinter unser kleines Geheimnis kommen, weil keiner auch nur den leisesten Verdacht schöpfen wird. Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen, ich bin nicht umsonst promovierte Juristin. Und bedenken Sie, es geht für Sie um eine Menge Geld. So, und jetzt kommen Sie endlich.«
    Sie verließen den Balkon. Vom Wohnzimmer, das eigentlich ein kombinierter Wohn-Eßbereich war, gelangte man durch eine schmale Tür in die Küche, ein Modern-Art-Museum für Küchengeräte und -möbel, ein schwarzweiß gefliester, hochglänzender Steinfußboden, der einem riesigen Schachbrett glich. Er warf nur einen kurzen Blick hinein, sie betraten das luxuriöse Bad, so groß wie ein Wohnzimmer, in dessen Mitte sich eine halb in den Boden eingelassene, blaue, runde Badewanne mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern und goldfarbenen Armaturen befand, rechter Hand zwei ebenfalls blaue, große Waschbecken mit goldglänzenden Armaturen und neben der blauen Toilettenschüssel ein gleichfarbiges Bidet, dazu ein Kosmetiktisch, auf dem sich Flaschen und Flakons wie auf einer Testbar in der Parfümerie präsentierten, dicke, flauschige Vorleger bedeckten große Teile des blauschwarzen Bodens, ein etwa drei Meter breiter Spiegel reichte von der Decke bis hinunter zum Kosmetiktisch. »Es ist ein Colani-Bad«, bemerkte sie mit kühlem Understatement.
    Die nächste Tür, hinter der er einen recht großen Raum vermutete, war verschlossen. »Eine Rumpelkammer«, beantwortetesie knapp seine unausgesprochene Frage und führte ihn in das Schlafzimmer, drückte einen Schalter, gedämpftes Licht. Gegenüber der Tür ein quadratisches Bett, linker Hand ein Nachtschrank und zu beiden Seiten des Bettes je ein einfarbiger, mit dunkelblauem Samtstoff bezogener

Weitere Kostenlose Bücher