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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mir, es ist echter Cognac und kein billiger Weinbrand«, sagte sie und schenkte einfach ein, ohne eine Antwort abzuwarten, und setzte sich dann mit anmutigen Bewegungen ihm gegenüber auf das Sofa, schlug elegant die Beine übereinander.
    »Kommen wir zum Geschäft«, fuhr sie fort und zündete sich eine Gauloise an. Einen Moment lang hörte man nichts als das Rauschen der vom Abendwind bewegten Blätter und das ferne, kaum wahrnehmbare helle Singen eines startenden Flugzeugs. Dann, nach einem weiteren Zug an ihrer Zigarette, kam sie zur Sache, ohne Umschweife, sie holte nicht unendlich aus, sie war keine Erzählerin, die jede Geschichte und jeden Satz mit wahllos aneinandergeknüpften anderen Geschichten vermengte. Sie begnügte sich mit dem Wesentlichen.
    »Ich will Ihnen helfen, alle Ihre Schulden loszuwerden. Sind Sie damit einverstanden?«
    »Ich verstehe nicht …« Natürlich war er einverstanden, trotzdem verstand er es nicht.
    »Deswegen werde ich es Ihnen auch erklären. Es gibt für mich Mittel und Wege, Sie von Ihren Schulden zu befreien, ohne daß die Bank etwas davon merkt. Können Sie mir folgen?«
    »Ja, aber … das ist doch sicher ungesetzlich?« Er schwitzte, der Kragen seines Hemdes wurde zu eng, seine Hände zitterten kaum merklich, allein der Gedanke an Schuldenbefreiung hatte etwas Spannendes.
    »Haben Sie moralische Bedenken?« fragte sie mit kühlem Spott.
    »Ich habe noch nie …«
    »Sie haben noch nie und ich auch nicht«, unterbrach sie ihn schnell. »In Ihrem Fall wäre ich bereit, eine Ausnahme zu machen.«
    »Wieso ausgerechnet in meinem Fall? Und was sind die Bedingungen?«
    Pause, dann: »Ach ja, die Bedingungen«, sagte sie nachdenklich, neigte den Kopf etwas nach links, drückte ihre Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an, schwenkte den Cognac im Glas und schüttete den brennenden Inhalt wie Wasser in sich hinein, ohne den Mund zu verziehen, sah kurz zu Boden, dann ihn direkt an. »Natürlich gibt es Bedingungen. Es gibt ja für alles Bedingungen, diese Welt ist eine Welt der Bedingungen. Leider muß auch ich welche stellen. Ich hoffe und denke, es wird Ihnen nicht allzu schwerfallen, sie zu erfüllen.« Sie schenkte sich erneut ein. Alles lief in ruhigen Bewegungen ab, keine Spur von Nervosität. Eben noch hatte sie gelächelt, jetzt war ihr Gesicht eine eiserne Maske. Er fühlte sich unbehaglich, hatte Angst. Eine innere Stimme befahl ihm, aufzuspringen und wegzurennen … er schaffte es nicht. Als spürte sie seine Angst, als genieße sie es, ließ sie eine Weile des Schweigens vergehen, sagte schließlich ganz ruhig, kühl und gelassen, nach einem tiefen Zug an der Zigarette, während Sie den Rauch ausstieß:
     
    »Ich will Sie.«
     
    Stille trat ein. Eine vollkommene, unnatürliche, atemlose Stille. Eine Stille, wie sie vielleicht unmittelbar vor oder nach dem absoluten Ende der Welt eintritt, eine Stille, wie sie mitten im Auge eines furchtbaren, alles vernichtenden Hurrikans herrscht, eine Stille wie nach dem letzten Atemzug … Sie rauchte und blies aus, schnippte die Asche in den perlmuttglänzenden Aschenbecher.
    »Bitte was? Mich?« fragte er wie betäubt. »Was wollen Sie von mir?«
    Sie verzog belustigt den Mund. »Ich will, daß Sie dreimal in der Woche zu mir kommen.«
    »Hierher?«
    »Hierher.«
    »Und was soll ich hier?«
    »Können Sie sich das nicht vorstellen?«
    »Nnn-nein, eigentlich nicht«, stotterte er, auch wenn er ahnte, was sie wollte. »Was soll ich tun?«
    »Einfach nur herkommen. Sie werden es dann erfahren.«
    Er ließ sich zurückfallen, sagte mit bebender Stimme: »Warum sagen Sie es nicht jetzt?«
    »Bitte, wenn Sie möchten … Sie werden mir Gesellschaft leisten. Sie werden einfach nur dasein.«
    »Dasein? Für was?«
    »Können Sie kochen?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Gut, vielleicht werden Sie dann und wann kochen. Putzen, mit mir spielen, fernsehen, Musik hören …« Sie stoppte, zündete sich eine weitere Zigarette an der fast zu Ende gerauchten an, eine erneute Pause entstand.
    »Fehlt noch etwas?« fragte er in die unerträgliche Stille hinein.
    »Vielleicht.«
    »Und das wäre?«
    »Sie wollen alles ganz genau wissen, nicht? Gut, Sie werden auch mit mir schlafen.«
    Zugegeben, sie war eine attraktive Frau. Und sie verlangte, als Gegenleistung für Schuldenerlaß, daß er mit ihr schlief. Und sie bestimmte, wann. Und er hatte nie die Gelegenheit gehabt, mit einer anderen, einer solchen Frau …
    »Ich bin verheiratet«,

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