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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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war – seinen Körper und somit seine und ihre Liebe verkauft zu haben. Es war ein Verbrechen, sie zu hintergehen, er war ein Verbrecher.
    Doch das Schicksal, und nichts anderes war es wohl, hatte ihn auf Wege geleitet, die er nicht verstand, wahrscheinlich nie verstehen würde – und die Johanna nie akzeptieren würde. Johanna war sicher eine der verständnisvollsten Personen, aber auch eine Johanna war nicht vollkommen. In jedem Fall aber war sie vollkommener als er.
     
    Es war kurz nach elf, als er sich zum Gehen ankleidete. Er hatte die Haare gefönt, die Spuren des fremden, durchdringenden Parfüms durch intensives Waschen des Gesichts und des Halses zu beseitigen versucht.
    Es war kein ausgiebiger Geschlechtsakt gewesen, er hatte viel zu früh ejakuliert, weil er zu erregt gewesen war. Alles war so anders, so fremd, die Frau, die Umgebung, dieser Körper, dieses tief aus dem Innern kommende, knurrende Stöhnen. Nicht zu vergleichen mit der Monotonie, in der Johanna und er den Beischlaf vollzogen. Seit Jahren die gleiche, inzwischen bisweilen langweilige Zeremonie, an der ihn nichts mehr reizte. Sie hatten sich aneinander gewöhnt, und was anfangs Liebe war, hatte sich in tägliche Routine gewandelt. Er war zwanzig, als er sie kennenlernte, einundzwanzig, als sie heirateten, und irgendwie waren alle Pläne und Wünsche und Träume, die er vorher hatte, auf einmal in eine andere Richtung gelenkt worden. Er hatte nie eine Frau vor ihr gehabt, sie aber war zwei Jahre fest liiert gewesen, mit einem brutalen Typen, den er einmal kurz kennengelernt hatte, dessen Lebensinhalt ihren Erzählungen zufolge aus nichts als Saufen, Prügeln und Vergewaltigen bestand. Und jetzt, nach beinahe zwanzig Jahren, kannte er ihren Körper, ihr Lachen, ihre Gesten, ihre Mimik, wußte sie, daß er es haßte, wenn sie beim Fernsehen Äpfel knackte oder auf Karotten rumknabberte, wußte er aber auch, wie sie am leichtesten zu verletzen war.
    Dr. Vabochon saß im Schneidersitz auf dem Bett, nackt, die Haare zerwühlt, sie beobachtete ihn beim Anziehen. KeinWort fiel. Erst als er fertig angezogen war, bereit zum Gehen, stand sie auf, kam auf ihn zu, legte die Arme um seinen Hals und küßte ihn, kurz und leidenschaftlich, und diesmal erwiderte er ihren Kuß. Sie sagte »Danke« und »Bis morgen«. Und als er in der Tür stand: »Einen Moment noch. Ich möchte Ihnen noch etwas sagen.« Die Kettenraucherin zündete sich eine Zigarette an und trank den Rest Cognac aus ihrem Glas und sagte ruhig: »Der Vertrag wäre also hiermit besiegelt. Sie sollten immer daran denken, was alles für Sie davon abhängt. Und noch etwas – keine Telefonate, weder Sie bei mir noch ich bei Ihnen. Keine Kontakte. Ich werde immer zur abgemachten Zeit auf Sie warten.«
    »In Ordnung.«
    Er zog leise die Tür ins Schloß, drückte den Aufzugknopf, der Lift setzte sich mit einem Surren in Bewegung, stoppte fast geräuschlos. Das miserable Gefühl stellte sich ein, sobald er allein war. Sobald ihre Ausstrahlung und Anziehungskraft ihn nicht länger bannten, sobald er ihren Fängen und klebrigen Fäden entronnen war. Doch er spürte ihre Hände, ihre Brüste, der Duft ihrer Scham hatte sich in seine Nase gebrannt. Ihre Stimme schwirrte durch seinen Kopf, ihr Parfüm war sein unsichtbarer Begleiter.
    Er war eine Hure, eine erbärmliche Hure, benutzt, bezahlt, zum Ficken mißbraucht. Er hatte Unrecht begangen und würde es weiter tun. Auf dem Weg zum Auto befahl er sich, kein schlechtes Gewissen zu haben, nur Feiglinge und Schwächlinge hätten eines. Unterwegs hielt er an, um sich zu übergeben.

Donnerstag, Mitternacht
    Es war fast Mitternacht. Licht brannte, Johanna saß im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat, in ihrem knöchellangen, bis zum Hals geschlossenen Baumwollnachthemd, die Beine auf das Sitzkissen gelegt. Ein Teller mit Chips und Süßigkeiten stand auf der Lehne, ein zur Hälfte geleertes Glas Limonade auf dem Tisch. Das Fenster war gekippt, aus einem der oberen Stockwerke drang das Brüllen eines Mannes und die sich überschlagende, keifende Stimme einer Frau, dann für Sekunden Stille, das Klatschen von Händen oder Fäusten, noch lauteres, angsterfülltes Schreien der Frau. David war an solche Geräusche inzwischen gewohnt, ignorierte sie einfach. Johanna häkelte, sah auf, verwundert und scheinbar verärgert zugleich. Ein kurzes Hallo, ein fragender Blick.
    »Wieso kommst du erst jetzt?« Sie legte das Häkelzeug auf die Schenkel.
    »Tut mir leid,

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