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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Pause und sagte dann mit hohntriefendem Tonfall: »Oh, entschuldige, ich vergaß für einen Moment, Erhard hat ja ein Kind! Überhäufst du sie wenigstens mit Geschenken?«
    David stand abrupt auf, warf seiner Mutter einen verächtlichen Blick zu, holte das Telefon und nahm es mit sich ins Schlafzimmer. Die Spannung der vergangenen Minuten begann langsam von ihm abzubröckeln, doch dann kamen Herzklopfen und Atemnot, Übelkeit. Er haßte Auseinandersetzungen, er hatte sie immer gehaßt, immer einen großen Bogen darum gemacht, immer versucht, Streitigkeiten auf friedliche und ruhige Weise beizulegen. Er ließ sich rückwärts aufs Bett fallen, horchte in sich hinein, auf das Wummern seines Herzens, spürte das Rauschen des Blutes durch seine Ohren strömen. Allmählich erholte er sich, setzte sich wieder auf und wählte Nicoles Nummer. Sie nahm nach dem zweiten Läuten ab, tat überrascht. »Oh, David, du bist schon zurück?«
    »Warum haben Sie hier angerufen? Hatten wir nicht ausgemacht, keine Kontakte?«
    »Warum so förmlich? Ich dachte, wir duzen uns, das heißt, ich dachte, ich bestimme die Regeln?! Ich wollte nur hören, wie es dir geht.«
    »Danke, mir geht es gut, und ich bin erschöpft.«
    »War die Beerdigung schon?«
    »Nein, erst am Dienstag.«
    »Und deine Frau, ist sie noch an der Ostsee?«
    »Natürlich ist sie das!«
    »Dann könntest du eigentlich auf einen Sprung vorbeischauen.«
    »Nein, heute ist Sonntag.«
    »Aber du warst am Freitag nicht da. Die Zeit sollte kompensiert werden …«
    »… aber nicht heute! Wir sehen uns morgen, gute Nacht!« Er knallte wütend den Hörer auf die Gabel. Das Telefon klingelte Sekunden später.
    »Hör zu, David von Marquardt, tu so etwas bitte nie wieder! In Ordnung, wir sehen uns morgen, und ich schätze, wir werden uns dann in aller Ruhe über den Vertrag unterhalten. Ich erwarte dich um Punkt acht. Gute Nacht!«
    David zitterte. Da war sie wieder, die eisige Kälte. Er stützte den Kopf in seine Hände und weinte. Dieser Tag war über seine Kräfte gegangen. Das Schlafzimmerfenster stand weit offen, draußen wurde laut gelacht und Ordinäres geredet.
     
    Er rief, bevor er schlafen ging, bei Johanna an. Ihre Stimme klang bedrückt, sie sagte, sie wünschte nur, der ganze Rummel wäre endlich vorüber.
    Um zehn schlief er erschöpft ein, um halb zwölf klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab, doch niemand meldete sich. Um zwölf klingelte das Telefon erneut, wieder niemand. Um halb zwei schlug die Haustürklingel an.
    Er träumte zweimal in dieser Nacht seinen Alptraum und wachte davon das erste Mal um halb vier, das zweite Mal um fünf auf. Danach lag er zwei Stunden wach. Es war erstaunlich ruhig über ihm, keine laute Musik, kein Geschrei, nur Vogelgezwitscher. Heute mußte er erst um zehn in der P RO C OM sein, und er wollte die Zeit nutzen, bei Thomas inder Klinik vorbeizuschauen. Als er um fünf aufstand, um auf die Toilette zu gehen, schlief seine Mutter noch. Um sieben war ihr Bett leer und ungemacht, ihre Tasche gepackt.
    Sie stand im Flur und tat überrascht, ihn zu sehen, ihre stahlgrauen Augen blitzten ihn kurz und verächtlich an, sie sagte spitz und hart: »Ich werde fahren. Ich habe mir ein Taxi gerufen. Mein Zug geht in einer Stunde. Du hast übrigens recht gehabt, ich habe nur Erhard geliebt. Du warst und bist mir egal. Irgendwie hast du immer deinem Vater geähnelt. Und ich habe deinen Vater gehaßt, denn er hat mein Leben ruiniert. Du kommst ganz nach ihm. Du bist ein Versager, genau wie dein Vater! Er hat es zu nichts gebracht als zu einer lausigen Landpraxis, und du … du bist sogar noch tiefer abgestürzt. Aber Hauptsache, dir gefällt dein Leben. Fahr zur Hölle, David von Marquardt! Fahrt zur Hölle alle beide, du und dein verfluchter Vater!« Nach diesen Worten nahm sie ihre Tasche und verließ die Wohnung.
    David sah ihr nach, ihr Kölnisch Wasser hing noch streng in der Luft. Nun hatte sie endlich ausgesprochen, was er immer gefühlt hatte. Er fühlte sich auf einmal seltsam leicht, fast beschwingt, der Alptraum Mutter war vorüber.
    David machte die Kinder für die Schule fertig, nur noch drei Tage bis zu den Ferien. Die Ferien! Für die Kinder diesmal eine lange Zeit der Langeweile. Die ganzen letzten Jahre waren sie in den Ferien durch die Welt gereist, nur einmal nicht, als Maximilian operiert werden mußte, sie hatten sich Ferienhäuser gemietet oder waren in den besten Hotels abgestiegen. Einmal waren sie in den

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