Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
der richtige Durchblick.«
    Nicole beugte sich vor, ihre Miene drückte Besorgnis aus. »Könnte sein, könnte auch nicht. Was, wenn Thomas doch … Ich meine, ist es abwegig, daß er in Kreisen verkehrte, von denen ihr, ich meine du und deine Frau, keine Ahnung hattet? Und wenn ihr ihn fragt, kann er sich an nichts erinnern, stimmt’s? Aber bei Verbrechern, entschuldige den Ausdruck, aber mir fällt kein anderer ein, ist es doch häufig so, daß sie vorgeben, sich nicht erinnern zu können, um damit einer möglichen Strafe zu entgehen. Könnte das nicht auch bei deinem Sohn sein?«
    »Thomas ist kein Verbrecher! Wenn ich nur wüßte, warum man ihn zusammengeschlagen hat, woher das Rauschgift kommt und das viele Geld in seiner Tasche. Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren. Vielleicht hat das, was in den letzten Tagen geschieht, mit Thomas zu tun. Vielleicht wollen diejenigen aber auch mich oder Johanna, doch mir fällt nichts ein, womit ich jemanden verletzt hätte. Und mit der Polizei muß ich äußerst vorsichtig umgehen …«
    »Warum?«
    »Willst du, daß alles auffliegt? Sie werden herausbekommen, wo ich dreimal in der Woche bin. Ich habe nicht einmal Johanna von den Anrufen und dem Brief erzählt. Sie würde panische Angst bekommen.«
    »Und was, wenn sie selber einen solchen Anruf erhält? Oder einen Brief?«
    »Das Risiko muß ich eingehen. Ich kann ja immer noch sagen, ich hätte sie nicht beunruhigen wollen.«
    »Nun gut, du mußt damit klarkommen. Tut mir leid, wenn ich dir nicht helfen kann. Ich denke, du wirst es durchstehen. Wahrscheinlich ist es nur ein armer Irrer, der euch Angst einjagen will. Bestimmt ist es das. Und diese Irren werden immer irgendwann geschnappt. Komm, trinken wir was, es wird dir guttun.«
    Esther kam aus dem Bad. Ihr Haar war naß, wodurch es jetzt dunkler wirkte, sie hatte einen weißen Bademantel an, der nur knapp über ihren Po reichte. Mit einem Handtuch rubbelte sie ihr Haar, den Kopf leicht zur Seite geneigt. »Das Bad ist jetzt frei«, sagte sie grinsend. »Ich werd mir noch ’ne Kleinigkeit zu essen machen und dann ins Bett verschwinden. Die Fahrt war verdammt anstrengend. Bleibt er hier?«
    »Nein, David bleibt nicht hier. Um Mitternacht muß er leider gehen.«
    »Egal. Wann kommen Sie wieder?«
    »Am Freitag.«
    »Gut. Mal sehen, vielleicht bin ich da.«
    »Du wirst da sein, mein Liebes, denn David wird sich während der Ferien um dich kümmern. Du darfst nicht vergessen, du bist erst siebzehn. Aber keine Angst, er wird dich begleiten, wo immer du hinwillst.«
    »Hey, hey, hey, Moment mal, ich brauch kein Kindermädchen!« protestierte sie. »Ich kann ganz gut allein zurechtkommen! Du hast doch schließlich durchgesetzt, daß ich in dieses verdammte Internat gesteckt wurde, wo man angeblich Selbständigkeit lernt. Ich hab sie gelernt – und eine ganze Menge anderer Sachen dazu!«
    »Was nichts an der Tatsache ändert, daß du erst siebzehn bist …«
    »Und im September achtzehn!«
    »… und David sich deiner annehmen wird, ob du willst oder nicht! Du brauchst auch überhaupt keine Angst vor ihm zu haben, er wird dir nichts tun, stimmt doch, David, oder!«
    Esther ließ das Handtuch sinken und grinste breit. »Aber ich ihm vielleicht, wenn er nicht aufpaßt!«
    »Das macht unter euch aus. Wenn du Sperenzchen machst, werde ich dich einfach irgendwoanders unterbringen, und wenn es in einem Hotel ist. Also, benimm dich!«
    Nicole steckte sich eine Zigarette an. Esther warf ihr einen wenig freundlichen Blick zu, streckte wenig damenhaft die Zunge heraus und schnitt eine Grimasse. »Verflucht sei der Tag, an dem ich diese Welt erblickte«, sagte sie und grinste plötzlich wieder.
    »Das gleiche könnte ich auch sagen.«
    »Ich weiß, ich war dir nie willkommen. Aber ich bin nun mal da, und daran läßt sich beim besten Willen nichts ändern. Sechs Wochen mußt du’s mit mir aushalten und umgekehrt. Ciao, ich mach mir ’ne Scheibe Brot und hau mich dann aufs Ohr. Und gute Nacht, Herr David!«
    »David reicht«, sagte David.
    »Haben Sie auch einen Nachnamen?«
    »Klar, von Marquardt.«
    »Oh, Adel! Hätt ich mir denken können, daß Mutter sich nur mit den Großen und Edlen dieser Welt einläßt …«
    »Verarmter Adel, Schatz«, sagte Nicole spöttisch. »Kein Geld, kein Besitz, nichts.«
    »Macht auch nichts. Manchen Leuten kommt es eh nur auf den Titel an. Es gibt doch da diese Schauspielerin, die sich ’nen Adligen zum Vorzeigen geholt hat. So ’ne alte

Weitere Kostenlose Bücher