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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hervorstehenden Wangenknochen, katzenartigen Augen und mit der feinstporigen Haut, die David jemals zu Gesicht bekommen hatte, Finger wie feine Blütenstengel zauberhafter Orchideen, und ihre großen Augen waren von solch tiefem Ozeanblau, daß David meinte, darin eintauchen und zum Grund ihrer glitzernden Seele schwimmen zu können. Und trotz ihrer noch jungen Jahre hatte sie den Gesichtsausdruck einer Erwachsenen, und ihre Bewegungen waren elegant und dabei von einer wohl nur jungen Frauen eigenen Laszivität, nicht bewußt provozierend, sondern von unglaublicher Nonchalance. David hatte Mühe, den Blick von diesem zarten Wesen abzuwenden, das jetzt etwa zwei Meter von ihm entfernt dastand und ihn mit kritischen und neugierigen Augen musterte. Sie hatte schmale und doch feingeschwungene Lippen, sie war ungeschminkt und doch eine perfekte Schönheit, das Gesicht von halblangem, goldglänzendem Haar wie ein Meisterwerk eingerahmt, sie kaute Kaugummi, trug Jeans und Turnschuhe und ein T-Shirt, ihr Körper war perfekt geformt, auch wenn er noch etwas Nymphenhaftes hatte.
    »Ist das dein Neuer?« fragte sie mit schamloser Offenheit, machte eine Blase mit dem Kaugummi und ließ sie zerplatzen.
    »Erstens geht dich das gar nichts an, und zweitens will ich, daß du wieder verschwindest! Ich habe dich nicht eingeladen.«
    »Und wo soll ich hingehen?«
    »Zu deinem Vater, von mir aus. Verschwinde einfach nur!«
    »Sehen Sie, das ist meine Mutter. Immer liebenswürdig, vor allem zu ihrer Tochter. Aber liebe Mutti, ich kann nicht weg, denn mein lieber Daddy ist nicht da. Und ich habe keine Ahnung, wo er ist und wie ich ihn erreichen könnte. Du weißt ja, er ist viel unterwegs, und obgleich wir einen Segeltörn durch die Karibik machen wollten, haben sich seine Pläne von einem Tag auf den andern geändert. Und allein bleibe ich die Ferien über nicht in diesem großen Haus. Denn auch von den Dienstboten ist keiner da.«
    »Der Teufel soll deinen Vater holen!« zischte Nicole brodelnd vor Wut und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also gut, dann bleibst du eben die Ferien über hier. Aber geh mir um Himmels willen nicht auf die Nerven, du weißt, ich kann sehr ungemütlich werden. Und weder Freunde noch Partys!«
    »Ganz wie du willst, Mutter! Kann ich jetzt in mein Zimmer gehen?«
    »Ich hole den Schlüssel«, sagte Nicole, nahm ihn aus einer Schublade des Sekretärs und reichte ihn Esther.
    David starrte Esther fasziniert an. Warum hatte Nicole sie verschwiegen? Warum hatte sie behauptet, der verschlossene Raum wäre nur eine Rumpelkammer? Schämte sie sich ihrer Tochter? Und warum verhielt sie sich so abweisend ihr gegenüber? Aus der Entfernung von etwa fünf Metern erkannte David, daß das Zimmer tatsächlich in etwa so groß wie das Schlafzimmer war. Jugendlich hell eingerichtet und sauber. Esther holte ihren Koffer und die Reisetasche und knallte die Tür mit einem Fersenkick zu.
    »Du hast mir nie von ihr erzählt«, sagte David, worauf Nicole ihn zornig anblickte.
    »Es gibt nichts über sie zu erzählen. Außerdem geht dich mein Privatleben nichts an. Du bist hier, um zu arbeiten, und sonst nichts. Und daran und an nichts weiter solltest du denken!«
    »Freust du dich denn nicht, sie zu sehen?«
    »Warum sollte ich?« fragte sie kalt und zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe sie seit über einem Jahr nicht gesehen, und ich hätte es auch noch länger ausgehalten. Sie ist
der
Fehltritt meines Lebens.«
    »Ach komm, ein Kind ist doch kein Fehltritt.«
    »Hör zu, David von Marquardt, für dich sind Gören vielleicht etwas Normales, für mich muß es das noch längst nicht sein! Ich hasse Kinder, kapiert?!« Dann trat eine Pause ein, Nicole pulte an ihrem Daumenrand, starrte David an und sagte: »Ich habe für die nächste Zeit umdisponiert. Zu deiner Aufgabe wird es gehören, dich um sie zu kümmern. Es paßt mir zwar nicht ganz ins Konzept, aber es ist immer noch besser, du hältst sie mir vom Leib, als daß sie mir auf die Nerven geht!«
    »Was meinst du damit, ich soll mich um sie kümmern? Ist sie nicht alt genug …«
    »Bist du schwer von Begriff? Geh mit ihr ins Kino, ins Theater, Eis essen, in den Zoo, den Palmengarten, mein Gott, dir wird doch wohl irgendwas einfallen!« Sie zog hastig an ihrer Zigarette, ihre Bewegungen waren nervös und fahrig.
    »Und was, wenn ich jemanden treffe? Jemanden, den ich kenne, meine ich? Johanna würde –«
    »Papperlapapp! Gar nichts wird sie! Dann treibt euch eben

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