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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Fangschaltungen …«
    »Bitte, ich kann dich nicht davon abhalten. Obgleich ich nicht glaube, daß dieser Typ von zu Hause aus anruft. Und du weißt genau, sie haben sogar schon uns verdächtigt …«
    »Blödsinn! Sie haben uns nicht verdächtigt, mit Thomas unter einer Decke zu stecken! Sie haben nur Fragen gestellt, und das ist in einem solchen Fall doch wohl nur mehr recht als billig.«
    Sie holte tief Luft und sah David sehr direkt an. »David, kannst du dir eigentlich überhaupt vorstellen, welche Todesängste ich vorhin ausgestanden habe? Die Vorstellung, Maximilian könnte etwas zugestoßen sein … Ich mußte unentwegt an diese Anrufe von gestern abend denken, und dann rief dieses Schwein tatsächlich wieder an. Das sind keine leeren Drohungen! Noch haben sie Maximilian nichts angetan, noch ist
nur
Thomas betroffen, wobei das schon schwer genug für mich zu verkraften ist. Was, wenn sie dir auflauern, in einer dieser Nächte, in denen du unterwegs bist? Du bist nicht immer auf der Straße, du kontrollierst auch die Hintereingänge, du bewegst dich über dunkle Hinterhöfe.«
Arme Johanna, die Lüge lebte noch, sie hatte das Netz noch nicht enttarnt!
»Was, wenn sie kommen und dich zusammenschlagen und du für den Rest deines Lebens ein Krüppelbleibst, so wie Thomas?« Sie hielt inne, fuhr leiser werdend fort: »Oder gar schlimmer. Du kannst dir diese Angst vielleicht nicht vorstellen, aber ich kann es! Meine Phantasie ist groß genug, um mir vorzustellen, was alles passieren kann. Wir haben es hier mit einem unbegreiflichen Phantom zu tun …«
    David unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Das ist es doch, wir haben es mit einem Phantom zu tun. Wie, glaubst du wohl, wird die Polizei dagegen vorgehen? Meinst du vielleicht, sie stellen Wachtposten vor unsere Tür? Oder glaubst du allen Ernstes, sie werden uns Begleitschutz zum Einkaufen geben? Ich sag dir was, sie werden uns auslachen, verhöhnen! Sie werden uns ins Gesicht schleudern, wir seien ja selbst schuld an unserer Misere. Sie werden sagen, sucht euch doch eine andere Absteige als dieses Dreckloch, und dann kommt wieder. Aber solange ihr hier wohnt, so lange können wir nichts für euch tun. Meinst du etwa, sie würden diese Gegend nicht kennen? Wenn sie überhaupt eine Gegend kennen, dann diese hier. Und wir sind ein Teil davon. Die Menschen sind alle gleich, ihnen ist doch scheißegal, weshalb du ins Unglück gestürzt bist, sie sehen nur die Scheiße, in der du lebst, und mit Scheiße wollen sie nichts zu tun haben! Keinen Menschen interessiert, warum du hier gelandet bist. Wir tragen einen riesigen Stempelabdruck auf unserer Stirn, und der lautet ›asozial, asozial, asozial‹! Und, verdammt noch mal, wir sind es, wir sind asozial, weil wir hier leben und eines Tages hier krepieren werden, und keine Sau schert sich einen Deut darum! Und die verdammten Bullen am allerwenigsten! Das solltest du bedenken.«
    »Ich habe dich auch schon mal anders reden gehört, David von Marquardt. Wo bleibt dein Optimismus? Du arbeitest hart, und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir aus diesem elenden Loch rauskommen. Das waren deine Worte. Und nun redest du auf einmal ganz anders. Warum?«
    »Weil ich das Gefühl habe, irgendwer kann uns nicht ausstehenund will uns unter allen Umständen eins reinwürgen! Und wenn unser werter Herr Sohn seine Pfoten in einer schmutzigen Sache stecken hat, dann müssen wir es mit ausbaden. Und da hilft uns auch kein Geld weiter. Uns würde vielleicht nur helfen, wenn wir weit, weit weg zögen, wo uns diese unsichtbaren Häscher nicht kriegen können. Ich weiß, wir sind in Gefahr, und es stimmt, ich habe noch gar nicht daran gedacht, daß ich wahrscheinlich auch gefährdet bin. Aber solange wir uns in der Wohnung aufhalten, so lange kann uns nichts geschehen. Und du bist doch immer diejenige, die von Gottvertrauen spricht. Jetzt ist der Zeitpunkt, dieses Gottvertrauen auch wirklich zu zeigen. Na, was sagst du dazu?« fragte er höhnisch.
    Johanna setzte sich auf den Rand des Wohnzimmertischs, und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit bemerkte er einen sehr zornigen Ausdruck in ihren Augen. Sie nickte und sagte scharf: »Ja, vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, Gott zu zeigen, daß wir auf ihn vertrauen. Aber ich allein kann das nicht schaffen, du mußt auch etwas dafür tun. Und ich verstehe deinen Hohn nicht. Warum verhöhnst du mich für mein Gottvertrauen?«
    »Ich verhöhne dich nicht, ich will dir nur endlich

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