Die Bedrohung
schon gestern Abend seine Scharfschützenteams losgeschickt.«
Rapp warf noch einen Blick auf die Karte. »Ich denke, es ist richtig von dir, sie möglichst schnell von A nach B zu bringen.«
»Okay.« McDonald studierte den Stadtplan. »Es ist hier nicht wie in Washington.«
»Nein«, pflichtete Rapp ihm bei, »das kann man wirklich nicht sagen.«
Die Tür zum Kommunikationstrailer ging auf, und Kennedy trat zu ihnen ins Zimmer. »Mitchell«, sagte sie und kam auf Rapp zu.
»Guten Morgen, Boss.« Rapp begutachtete ihr Outfit. Sie trug schwarze Wanderschuhe, Jeans und eine figurbetonte schwarze Jacke. Hals und Schultern waren von einem schwarzen Hijab bedeckt. Kennedy hatte einen großen Teil ihrer Jugend im Nahen Osten verbracht. Rapp war froh, dass sie immer noch wusste, wie man sich kleiden musste, um möglichst wenig aufzufallen.
Kennedy bot ihm ihre Wange. Er beugte sich vor und küsste sie.
»Wie geht es dir?«, fragte sie.
»Gut.«
»Du siehst müde aus.« Sie musterte ihn stirnrunzelnd.
Rapp zeigte auf sie und wandte sich McDonald zu. »Sie ist so was wie meine große Schwester. Sagt sie dir auch manchmal, dass du beschissen aussiehst?«
McDonald lächelte. »Nie.«
»Beschissen habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, müde.«
»Ja, aber gemeint hast du es … du bist eben immer höflich.«
»Na ja … du siehst wirklich müde aus. Du hast dunkle Ringe unter den Augen und …« Kennedy beugte sich vor und schnupperte. »Du hast geraucht«, sagte sie missbilligend.
»Ja, ich habe geraucht. Das tun die Leute hier nun einmal. Jeder hier raucht. So passt man sich an. Ansonsten siehst du aus wie ein politisch korrekter Amerikaner, und dann erschießen oder entführen sie dich, und das schadet deiner Gesundheit noch um einiges mehr als ein paar Zigarren.«
»Da hast du auch wieder recht«, räumte Kennedy ein.
»Was ist seit gestern Abend passiert?«
»Der UN-Sicherheitsrat hat die Angelegenheit erst einmal vertagt, aber die Iraner halten daran fest, dass sie die Straße von Hormus vorläufig blockieren wollen.«
»Ja … dann wollen wir mal sehen, wie sie das durchsetzen.«
»Ich fürchte, sie werden es tun.«
»Das ist nicht dein Ernst. Es wäre die einseitigste Seeschlacht der Geschichte.«
»Das meine ich ja. Sie könnten irgendetwas provozieren, damit sie sich als Opfer hinstellen können. Sie sind verzweifelt, Mitch. Diese Sache, die du da ins Rollen gebracht hast, zeigt bereits Wirkung. Die Briten haben uns berichtet, dass vergangene Nacht in Teheran zwei Banken und mehrere Tankstellen mit Brandbomben angegriffen wurden. Sie sagen, dass plötzlich überall in der Stadt Anti-Amatullah-Graffiti auftauchen.«
»Gut. Vielleicht stürmen sie bald den Präsidentenpalast.«
»Wenn es nur so kommen würde.«
Stilwell betrat den Raum. »Guten Morgen, Direktor«, sagte er.
»Morgen, Stan.«
»Rob hat eben angerufen. Ashani ist gelandet und unterwegs. Es ist Zeit, aufzubrechen.«
Rapp sah McDonald an. »Gib mir fünf Minuten Vorsprung, und dann halte unter keinen Umständen an.«
»Das werde ich bestimmt nicht.«
Er wandte sich wieder Irene Kennedy zu. »Viel Glück«, sagte er mit einem beruhigenden Lächeln. »Ich bin in der Nähe, falls irgendwas schiefgehen sollte.«
32
Die Straße war an beiden Enden von Polizeiwagen abgesperrt. Einer der blau-weißen Streifenwagen fuhr rückwärts auf den Bürgersteig, um Ashanis Kolonne durchzulassen. Die drei Fahrzeuge hielten direkt vor dem Café an. Ashani öffnete seine Wagentür und stieg aus, während die maskierten Männer seines Sicherheitsteams sich verteilten. Ashani hielt die Maßnahmen für ein bisschen übertrieben. Zusammen mit seinem Sicherheitschef und dem Mann von der CIA betrat er das Café. Das Lokal war ziemlich klein – etwa fünf Meter breit und gut zehn Meter tief. Der Fußboden war mit beigefarbenen rechteckigen Fliesen bedeckt. Die Fugen hatten sich großteils schwarz verfärbt, und der ganze Boden schien von einer Schmutzschicht überzogen zu sein. Ashani sah sich um. Die weißen Wände hatten vom Rauch einen gelblichen Farbton angenommen. Er musste an seine Lunge denken, die sich zum Glück schon viel besser anfühlte. Hoffentlich hatte der Arzt recht damit, dass er keine bleibenden Schäden davontragen würde.
»Herr Minister«, sagte Ridley, »darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
»Ja, einen Tee, bitte.«
Ridley sah Ashanis Sicherheitschef an, und der Mann schüttelte den Kopf.
Ashani trat an einen der
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