Die Bedrohung
jetzt scheitern zu lassen. Auch wenn vermutlich nichts mehr zu retten war.
Dass Amatullah ihm die Anweisung gegeben hatte, Mukhtar auf diese heikle Mission mitzunehmen, zeigte, wie verzweifelt der Präsident war. Die beiden Männer führten irgendwas im Schilde, und Ashani war überzeugt – was immer es war, es würde alles nur noch schlimmer machen. Ashani hatte erst heute Morgen erfahren, dass Mukhtar ihn begleiten würde. Er rief sofort im Präsidentenpalast an, um nach dem Grund zu fragen. Als er endlich Amatullah in der Leitung hatte, teilte er Ashani mit, dass Mukhtar mit dem Hisbollah-Kommandanten in Mosul sprechen müsse. Der Mann habe wichtige Informationen, wonach die Amerikaner die Sabotageaktion der MEK unterstützt hätten. Ashani fragte sich, was wohl geschehen sein mochte, nachdem er um halb ein Uhr nachts den Präsidentenpalast verlassen hatte. Amatullah war steif und fest bei seiner Behauptung geblieben, dass die Amerikaner das Beweismaterial gefälscht hätten, was in seinen Augen beweisen würde, dass sie die Anlage mit ihren Tarnkappenbombern zerstört hätten. Nun änderte er plötzlich seine Haltung und meinte, die Anlage wäre durch Sabotage zerstört worden. Für Ashani ergab das überhaupt keinen Sinn.
Der Hubschrauber setzte auf einem fast leeren Parkplatz auf.
Mukhtar reichte Ashani die Hand. »Vergessen Sie nicht – Allah hilft den Kühnen. Er hat große Pläne mit uns. Darum haben wir den Angriff in Isfahan überlebt.«
»Allah ist groß.« Ashani stieg aus dem Hubschrauber und ging zu seinem Sicherheitschef, der schon am Vorabend hergeflogen war, um zusammen mit den Leuten von der Abteilung 9000 die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu koordinieren – jener Gruppe, die schiitische Aufständische im Irak rekrutierte, ausbildete und finanziell unterstützte. Männer von den örtlichen schiitischen Milizen sorgten für den sicheren Transport zum Ort des Treffens. Sie trugen ausnahmslos schwarze Kapuzen. Ashani begrüßte seinen Sicherheitschef und wandte sich dann einem Amerikaner zu, dem er schon zweimal begegnet war.
Der Mann von der CIA trat vor und streckte ihm die Hand entgegen. »Minister Ashani, danke, dass Sie den weiten Weg gekommen sind.«
»Mr. Ridley«, antwortete Azad in perfektem Englisch, »Ihre Anreise war viel weiter als meine.« Er schüttelte dem Mann die Hand.
»Das stimmt«, sagte Ridley, »aber wir wissen es trotzdem zu schätzen, dass Sie sich die Mühe machen.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Direktor Kennedy den Vorschlag machte. Nicht miteinander zu sprechen führt nur zu weiteren Missverständnissen.« Ashani sah, dass Ridley über seine Schulter blickte. Er drehte sich um und sah den Rücken von Mukhtar. Der Terrorist schritt mit einem großen Aktenkoffer eilig auf die andere Seite des Parkplatzes. Mukhtar stieg in einen blau-weißen SUV der Polizei, der zwischen zwei Polizei-Pick-ups stand, auf deren Ladeflächen schwere Maschinengewehre montiert waren. Polizisten mit schwarzen Kapuzen kletterten auf die Ladeflächen.
»Wer ist das?«, fragte Ridley.
Einen Moment lang spielte Ashani mit dem Gedanken, dem amerikanischen Agenten die Wahrheit zu sagen. Mukhtar stand auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen. Der Mann von der CIA hatte wahrscheinlich die Möglichkeit, sehr kurzfristig einen Luftschlag anzufordern. Es hätte Ashanis Leben um vieles einfacher gemacht, wenn Mukhtar tot gewesen wäre, aber er konnte sich doch nicht dazu durchringen, ihn zu verraten. Ashani antwortete stattdessen mit einer Gegenfrage.
»Ich hoffe, Direktor Kennedy ist schon eingetroffen?«
Ridley wandte den Blick nicht von dem anderen Mann und beobachtete, wie die Polizeifahrzeuge sich in Bewegung setzten. Er hoffte, dass die Leute, die Stilwell angeheuert hatte, Fotos von dem Kerl machten. »Ja. Sobald ich ihr sage, dass wir unterwegs sind, wird sie auch hinfahren.«
»Gut. Ich freue mich schon darauf, mit ihr zu sprechen.«
31
Direktor Kennedys Flugzeug landete kurz vor Sonnenaufgang. Ridley und General Tom Gifford, der Stützpunktkommandant, kamen, um sie zu empfangen. Gifford führte sie in die Offiziersquartiere, wo sie ein Zimmer bekam. Sie nahm erst einmal eine heiße Dusche, zog frische Kleider an und frühstückte rasch, um dann gleich die CIA-Station aufzusuchen, die sich in einem hochsicheren Abschnitt des Stützpunkts befand. Die Station bestand aus vier großen Trailern, die ein Viereck bildeten, mit einem Hof in der Mitte. Der Hof war voll mit
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