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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Tische weiter hinten und setzte sich auf einen blauen Kunststoffsessel. Er wollte schon anfangen, nach Abhörvorrichtungen zu suchen, ließ es dann aber sein. Die Amerikaner verfügten über so gute Technologien, dass es reine Zeitverschwendung gewesen wäre. Wenn, dann verwendeten sie wahrscheinlich Laser oder Richtmikrofone, um das Gespräch mitzuhören. Ridley kam mit dem Tee und einem Glas Honig zu ihm. Ashani fand es amüsant, dass der Mann von der CIA wusste, dass er seinen Tee gern mit Honig trank, ließ es sich aber nicht anmerken. Er bedankte sich und wollte schon etwas Honig in den Tee geben, als er das Gefolge seiner Amtskollegin auftauchen sah.
    Ashani stellte das Honigglas auf den Tisch und stand auf. Er sah, wie ein hünenhafter Mann mit einem Maschinengewehr vor Kennedy den Raum betrat. Er blickte sich aufmerksam um, dann trat er zur Seite und forderte die CIA-Direktorin mit einer Geste auf einzutreten. Kennedy ging durch die Tür und nahm ihre große schwarze Sonnenbrille ab.
    Ashani hatte die Direktorin der CIA schon zweimal persönlich getroffen. Nach der ihm vorliegenden Akte war sie sechsundvierzig Jahre alt. Sie war der jüngste Chef, den der amerikanische Geheimdienst je hatte, und außerdem die erste Frau in diesem Amt. Irene Kennedy hatte Arabisch studiert und war geschiedene Mutter eines etwa zehn Jahre alten Jungen. Ashani wusste das, weil Mukhtar und seine Killer von der Hisbollah vor einigen Jahren einmal zu ihm gekommen waren und ihm den Vorschlag unterbreiteten, den Jungen zu entführen. Ashani wies Mukhtar in scharfem Ton zurecht, dass er eine solche Operation auch nur in Erwägung zog.
    »Direktor Kennedy«, sagte Ashani und streckte ihr die rechte Hand entgegen, »es freut mich, Sie wiederzusehen.«
    Kennedy lächelte. »Ich wünschte, es wäre unter erfreulicheren Umständen, Minister Ashani.«
    »Sagen Sie bitte Azad zu mir.«
    »Nur wenn Sie Irene sagen.«
    »Sehr gern. Setzen Sie sich bitte.« Er zeigte auf den Sessel ihm gegenüber. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
    »Tee wäre fein.« Kennedy zog den Sessel heraus und nahm Platz.
    Ashani sah seinen Sicherheitschef an und deutete mit einem Kopfnicken auf den Barkeeper hinter dem Tresen. Dann setzte er sich zu Kennedy an den Tisch. Er musterte einen Moment lang ihr Gesicht und dachte sich, dass sie recht gelassen wirkte. Entweder konnte sie gut mit Stress umgehen, oder sie war eine hervorragende Schauspielerin. Nachdem in ihrem Gesicht kaum Sorgenfalten zu sehen waren, dachte er sich, dass sie wohl gute Nerven haben musste.
    Ashani zeigte auf ihr Gesicht und sagte: »Wegen mir hätten Sie keinen Hijab tragen müssen.«
    Kennedy tastete nach dem schwarzen Tuch, das sie über Kopf und Schultern trug. »Das macht mir nichts aus. Ich habe als Mädchen auch einen getragen.«
    »Sie haben im Ausland gelebt?« Ashani stellte sich dumm; in Wahrheit wusste er durchaus über ihre Vergangenheit Bescheid.
    »Ja, in Kairo, in Damaskus und dann in Beirut.«
    Ashani nickte und tat überrascht.
    »Aber das mit Beirut haben Sie doch sicher gewusst.«
    »Was meinen Sie?«, fragte er mit ernster Miene.
    »Ich bin nicht gekommen, um alte Wunden aufzureißen, aber ich denke, es ist wichtig, dass wir ehrlich zueinander sind, wenn wir einen Weg aus diesem Schlamassel finden wollen.«
    Ashani zögerte kurz und sagte dann: »Das meine ich auch.«
    »Dann fällt es mir schwer zu glauben, dass Sie als iranischer Geheimdienstminister nichts davon wüssten, dass mein Vater 1983 bei dem Bombenanschlag auf die amerikanische Botschaft in Beirut ums Leben kam.« Kennedy hätte gern hinzugefügt, dass der Anschlag von der Hisbollah durchgeführt und vom Iran finanziert worden war, doch es war nicht notwendig, extra zu betonen, was ohnehin offensichtlich war. Ashani wusste, wer hinter dem Blutbad steckte, und er wusste, dass Kennedy es genauso wusste.
    Ashani nahm einen Schluck von seinem Tee und sagte dann vorsichtig: »Es tut mir leid, was mit Ihrem Vater passiert ist. Ich mag diese ganze Gewalt überhaupt nicht. Es wurden schon zu viele Unschuldige getötet.«
    Ashanis Sicherheitsmann stellte eine Tasse dampfend heißen Tee vor Kennedy auf den Tisch und trat ein paar Schritte zurück. Kennedy nahm die Tasse in beide Hände und sagte: »Viel zu viele.«
    »Es gibt viele in meinem Land«, fügte Ashani hinzu, während er beide Arme auf den Tisch legte und sich zu ihr vorbeugte, »die ihre Zweifel haben, ob die Vereinigten Staaten wirklich so böse

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