Die Bedrohung
fehlten bereits. Die vier anderen waren in nordwestlicher Richtung unterwegs und liefen auf die Eisenhower Strike Group zu. Halberg vermutete, dass die fehlenden U-Boote das gleiche Ziel hatten. Er patrouillierte nun schon seit fast zwanzig Jahren in diesen Gewässern und hatte die Iraner kaum jemals so aggressiv erlebt.
Halberg wechselte auf dem Bildschirm zurück zu der Gegend, für die er unmittelbar verantwortlich war. Er begutachtete den Standort des iranischen Kilo-Bootes, das sie als die Yusef identifiziert hatten, das modernste ihrer Unterseeboote. Das U-Boot schien die Einfahrt zur Straße von Hormus zu bewachen.
»Warum legst du dich nicht ein wenig hin?«, sagte Halberg zu Strilzuk. »Ich beginne meine Wache etwas früher.«
»Bist du sicher?«
»Ja.« Halberg setzte sich auf seinen Sessel in der Operationszentrale und bat um einen Becher Kaffee. Während er die taktische Situation auf den Bildschirmen der Zentrale studierte, hatte er immer mehr das Gefühl, dass das kein langweiliger Arbeitstag werden würde.
34 MOSUL, IRAK
Rapp trug eine weite schwarze Anzughose und ein graues Hemd, das nicht in der Hose steckte. Er stand hinter Stilwell und sah auf einen der Flachbildschirme hinunter. Das Bild war in zwei Hälften unterteilt. Die linke Hälfte zeigte Irene Kennedy, die rechte Hälfte Ashani. Sie konnten das Gespräch über zwei Desktop-Lautsprecher ausreichend deutlich mitverfolgen. So wie Kennedy vorhergesagt hatte, verlief das Gespräch völlig konfliktfrei. Das hätte Rapp eigentlich beruhigen sollen, tat es aber nicht.
Er hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Nachdenklich fuhr er sich mit der Hand durch das dichte schwarze Haar und kratzte sich den Bart. Seine Augen wechselten zu einem zweiten Monitor, der die Straße aus vier verschiedenen Perspektiven zeigte. Die Polizisten an der nördlichen Barrikade wirkten angespannt und nervös. Man hatte vereinbart, ihnen keine Details über das Treffen mitzuteilen. Vor allem nicht, dass auch die Direktorin der CIA kommen würde. Die iranische Forderung, dass kein militärisches Personal der USA an den Sicherheitsvorkehrungen teilnehmen dürfe, komplizierte die Sache ein wenig.
Die lokale Polizei war die nächstbeste Wahl für die Aufgabe, die Menge im Zaum zu halten. Das war jedenfalls Ridleys Ansicht. Rapp war sich da nicht so sicher. Die Polizei schien sich mehr Gedanken über das zu machen, was innerhalb der Absperrung vor sich ging, als über das, was draußen passierte. Ihr Job war es eigentlich, die Fußgänger im Auge zu behalten und dafür zu sorgen, dass keine Fahrzeuge in die abgesperrte Zone eindrangen.
Zum Glück waren ohnehin nur wenige Passanten unterwegs. Die Einheimischen wussten bereits, dass es besser war, sich von den Checkpoints der Polizei fernzuhalten – aufgrund der schlichten Tatsache, dass dies die Punkte waren, auf die es Selbstmordattentäter vorzugsweise abgesehen hatten. Während sich Rapp einen Überblick über die Situation verschaffte, kamen zwei weitere Polizeifahrzeuge hinzu. Es handelte sich um Pick-ups, jeder mit einem schweren Maschinengewehr auf dem Führerhaus. Zwei Maschinengewehre Kaliber .50 – das war schon eine Menge Feuerkraft. Die Schützen trugen Gefechtswesten und schwarze Kapuzen, standen aber ansonsten völlig ungeschützt hinten auf der Ladefläche. Es war der perfekte Job für einen jungen Rekruten, der sich hinter der schweren Waffe unbesiegbar fühlte. In Wahrheit bildeten sie jedoch leicht zu treffende Zielscheiben. Im Falle eines Gefechts würden sie nicht lange überleben, so ungeschützt, wie sie auf den Ladeflächen standen. Jeder ordentliche Schütze hätte sie ausschalten können. Rapp bemerkte, dass auch die Männer an den Maschinengewehren sich mehr um das Geschehen innerhalb des Sicherheitskordons zu kümmern schienen als um das, was draußen vor sich ging.
Rapps Blick schweifte zu einem Bild, das die Männer zeigte, die für den Transport von Minister Ashani zuständig waren. Sie hatten ihre Fahrzeuge direkt gegenüber dem Café und den amerikanischen Autos abgestellt. Nachdem sie Straßenkleidung und schwarze Kapuzen trugen, um ihre Gesichter zu verhüllen, vermutete Rapp, dass sie entweder der Quds-Einheit oder einer der hiesigen schiitischen Milizen angehörten. Sie waren durchwegs mit AK-74-Gewehren bewaffnet. Er verstand, warum die Milizionäre ihr Gesicht verhüllen mussten, doch die Tatsache, dass es auch die Polizisten machten, sprach Bände über die Gesetzlosigkeit, die
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