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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sondern blickte nur einen Augenblick zur Seite und sah Tavi an.
    Tavi blinzelte.
    Solche Beleidigungen waren mehr als eine Einladung zum Kampf, sie waren geradezu eine Herausforderung. Unter normalen Umständen musste jeder Cane, der auf diese Weise redete, eine sofortige, brutale Reaktion erwarten. Insbesondere Varg durfte weder Beleidigungen noch Dummheiten übergehen, und wie Tavi jetzt mitbekommen hatte, wusste er nicht, wie er einem Kampf aus dem Weg gehen sollte. Aus irgendeinem Grund, der vermutlich auf dem Ehrenkodex der Canim beruhte, konnte Varg nicht gegen diesen Großtuer antreten.
    Aber Tavi vielleicht.
    Offensichtlich war der richtige Moment für Diplomatie gekommen.
    »Varg hat recht«, sagte Tavi ruhig und trat vor. »Wir haben keine Zeit für solche Torheiten. Sein Volk und mein Volk suchen Schutz vor dem Winter. Wir geben euch unser Wort, dass wir in friedlicher Absicht kommen. Wir müssen rasch eine Möglichkeit finden, wie wir die Schiffe vor dem Sturm in den Hafen holen können.«
    Alle Blicke der Anwesenden auf dem Anleger richteten sich auf Tavi.
    »Oh, verfluchte Krähen«, flüsterte Maximus irgendwo hinter ihm.
    »Dieses Wesen da«, fragte Tarsh kurz darauf, »ist er der Anführer der Aleraner?«
    »Der bin ich«, meinte Tavi.
    Tarsh knurrte und wandte sich an die Krieger hinter ihm. »Tötet das Ding!«
    Oh, verfluchte Krähen, dachte Tavi.
    Offensichtlich hatte sein Onkel Bernard mal wieder recht behalten.

11

    Der Cane, der ihm am nächsten stand, ein besonders muskulöser Kerl, zog die Axt aus dem Gürtel und schleuderte sie aus der gleichen Bewegung heraus. Sie drehte sich einmal, und schon befand sich die Schneide dicht vor Tavis Gesicht.
    Tavi hatte beide Schwerter gezogen, ehe die Axt in der Luft war. Anstatt sich zu ducken, lenkte er die schwere, taumelnde Waffe über seinen Kopf. Daraufhin blieb ihm gerade noch Zeit, um den Gedanken zu fassen, dass die meisten vernünftigen Männer die Gelegenheit nutzen, ins Boot springen und zur Schleiche zurückfahren würden.
    Stattdessen lieh sich Tavi Schnelligkeit von dem kalten Wind, der durch den Talkessel fuhr, in dem der Hafen von Molvar lag, und während sich die Zeit plötzlich zu dehnen schien, warf er sich auf Tarsh.
    Die Krieger auf dem Anleger versuchten ihn aufzuhalten. Zwei weitere Äxte flogen in anmutiger Drehung auf ihn zu. Tavi wich der einen Waffe mit der Schulter aus, wobei die Schneide allerdings eine saubere gerade Linie in den Saum seines Mantels schnitt. Die andere wehrte er mit dem geschützten Unterarm ab. Der Aufprall hatte solche Wucht, dass seine Zähne klapperten, doch er biss sie einfach zusammen und bewegte sich voran.
    Dem muskulösen Krieger, der als Erster seine Axt geworfen hatte, gelang es, sich vor Tarsh zu stellen, doch Tavi war bei ihm, ehe er seine zweite Waffe einsetzen konnte. Tavi spürte das eigenartige mitternachtsblaue Metall des Schwertes, entdeckte instinktiv einen Makel in der Verarbeitung, eine Schwachstelle wenige Zoll oberhalb des Griffzapfens. Er setzte zu einem hohen Hieb an, was den Cane zwang, die Waffe zu heben, um Kehle und Gesicht zu schützen. Tavi schwang dann seine andere Waffe, traf die Schwachstelle des Schwertes und zerschmetterte es.
    Der Cane wich zurück, als ihm die Stahlsplitter ins Gesicht schnitten. Tavi versetzte ihm einen Hieb auf den Oberschenkel – schmerzhaft, aber nicht tödlich, was aber den Gegner zwang, das Gewicht auf das andere Bein zu verlagern. Dann zog er Kraft aus der Erde und trat mit dem Fuß gegen den Unterschenkel des Cane. Sein Gegner brach daraufhin auf dem Boden zusammen.
    Dieser Tritt rettete dem Wolfskrieger vermutlich das Leben. Tarshs mit Wellenschliff gearbeitetes Schwert zielte genau auf Tavis Kehle und hätte die linke Lunge des Canim-Kriegers durchbohrt, wenn er noch gestanden hätte.
    Tavi aber bewegte sich weiter nach vorn und duckte sich unter dem Stoß hinweg. Dabei fasste er den Griff einer seiner Waffen um. Er wehrte das Schwert des Cane mit der Klinge in seiner Linken ab und bohrte elementargestärkt das Schwert in seiner Rechten durch Tarshs Pfotenfuß in den Stein des Anlegers.
    Tarsh heulte auf vor Schmerz und hackte mit seinem Schwert nach Tavi. Der Hieb kam so schnell und hart wie der eines Erdwirkers, aber nicht mit der gleichen Geschicklichkeit, wie Tavi sie erwartet hätte. Es fehlte die reflexhafte Unmittelbarkeit, die einen tödlichen Gegenangriff ausmachte, und Tavi konnte die Klinge mit dem Gladius zur Seite drücken,

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