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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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ich nicht, aber ich finde es noch heraus. Vielleicht ist es eine zweite Chance.
    Matthias hatte alles andere als verrückt geklungen, als er ihr das erzählte, im Gegenteil. Er schien ganz fest daran zu glauben, und als sie ihm dabei in die Augen gesehen hatte, hätte auch sie es fast geglaubt.
    Aber vielleicht war das bei Verrückten einfach so. Sie waren ganz normal – bis auf die Tatsache, dass ihr Realitätsfilter völlig anders funktionierte als der aller anderen Menschen. Für sie war, was sie zu sehen meinten und woran sie glaubten, die Wirklichkeit.
    Deshalb konnten sie einen todernst ansehen und dabei einen Haufen Müll erzählen.
    Wenn sie mal seine persönliche Schlussfolgerung wegließ, war er nackt auf einem Grab aufgewacht. Er hatte sich irgendwie etwas zum Anziehen besorgt und war über einen drei Meter hohen Zaun geklettert. Dann war er vor ihr Auto gesprungen.
    Und für ihn stellte sich das als Rückkehr aus der Hölle dar.
    Ach ja, und es waren Leute hinter ihm her.
    Zudem war er bewaffnet.
    Je weiter die Emotion von der Logik verdrängt wurde, desto stärker wurde die Panik. Es dämmerte ihr, dass sie sich in Gefahr gebracht hatte.
    Doch er hatte ihr nie etwas getan. Sie nie bedroht. Sie waren an einem öffentlichen Ort gewesen – in einem Hotelzimmer mit dünnen Wänden.
    Und ein Mann, der ihr im Krankenhaus das Leben gerettet hatte, hatte sich für Matthias verbürgt.
    Durchgedrehter Wahnsinniger oder verlorene Seele?
    Was war er …
    Und vor allem: Was war ihre Rolle in alldem?
    Mels rieb sich den müden, schmerzenden Kopf, als sie vor dem Haus ihrer Mutter anhielten. Nachdem sie den Fahrer bezahlt hatte, stapfte sie zur Tür, wobei sie sorgsam den Blick auf den Fensterladen vermied, den ihr Vater repariert hatte.
    Er hätte missbilligt, dass sie erst frühmorgens nach Hause kam, in den Kleidern vom Vortag, die Haare zerzaust, obwohl sie sie zum Pferdeschwanz gebunden hatte, die Lippen geschwollen.
    Als sie die Tür aufschloss, bedurfte sie des Dufts von Kaffee und des Klapperns eines Löffels in einer Porzellanschüssel nicht, um zu wissen, dass ihre Mutter auf war. Wahrscheinlich war sie die ganze Nacht wach gewesen.
    Auf dem Weg durchs Wohnzimmer entdeckte Mels ein halb gelöstes Kreuzworträtsel neben dem Lieblingssessel ihrer Mutter, vor einem Becher, in dem ein Rest heißer Schokolade klebte.
    Sie hob ihn auf und nahm ihn mit in die Küche. »Hallo. Entschuldige bitte, dass ich nicht angerufen habe. Das war unhöflich von mir – ich hab einfach die Zeit vergessen.«
    Ihre Mutter sah nicht von ihrem Müsli auf, und da sie noch eine Weile schwieg, fiel Mels das Atmen schwer.
    »Weißt du, was das Seltsamste daran ist?«, sagte ihre Mutter schließlich.
    »Nein.«
    »Wenn du nicht hier wohnen würdest, hätte ich gar nicht gemerkt, dass du nicht nach Hause gekommen bist, und hätte mir keine Sorgen gemacht.« Ihre Mutter starrte stirnrunzelnd in ihren Kaffee. »Findest du das nicht seltsam? Du bist eine erwachsene Frau, im Prinzip nicht mehr als eine Mitbewohnerin. Du bist kein minderjähriges Kind mehr, auf das ich aufzupassen habe. Also müsste es doch eigentlich egal sein.«
    Mels schloss die Augen, die Distanz zwischen ihr und ihrer Mutter war so groß, dass sie sich fragte, warum sie einander überhaupt hören konnten.
    Natürlich war das ihre Schuld, und nicht nur, weil sie nicht angerufen hatte.
    Leise fluchend, goss sie sich eine Tasse Kaffee ein. Als sie sich wieder umdrehte, durchfuhr sie der Anblick ihrer Mutter, ihr Gesicht von Sonnenstrahlen erhellt, wie ein Messer: Jede Falte, jede Furche und Unvollkommenheit schien durch den Einfallswinkel des Lichts so hervorgehoben, dass ihr Alter fast grell ins Auge stach und Mels den Kopf abwenden musste.
    In der Stille dachte sie an ihren Vater. An alles, was er seit seinem Tod verpasst hatte, all die Tage und Wochen und Monate. Die Jahre.
    Daran, wie viel Zeit ihre Mutter gehabt hatte, ihn zu vermissen. An das Haus, um das die Frau sich allein kümmern musste. An die Nächte, die langen Nächte, die dank ihrer unbedachten Tochter noch länger wurden.
    Mels setzte sich hin. Nicht gegenüber, sondern neben ihre Mutter. »Ich glaube, ich verliebe mich gerade in jemanden.«
    Als der Kopf ihrer Mutter hochschnellte, erschrak Mels selbst ein wenig. Sie hatte schon seit … ja, seit sie eingezogen war, nichts mehr über ihr Leben erzählt – und davor hatte sie auch nicht gerade ausgiebige Berichte abgeliefert.
    »Wirklich?«, flüsterte

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