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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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nicht der passende Zeitpunkt, um nachzuhaken.
    Und es war unheimlich. Die Leute, die durch die Flügeltür ein und aus gingen, sahen Jim nicht an – und zwar nicht, um bewusst diskret zu sein.
    Wie konnte man jemanden nicht bemerken, der so betrunken und wackelig wirkte? Normalerweise würde jemand wie er alle Blicke auf sich ziehen.
    Es war, als wäre der Mann überhaupt nicht da.
    Sie spürte ein seltsames warnendes Kribbeln im Nacken.
    Genau in diesem Moment drehte Adrian den Kopf zu ihr um, und seine Augen schimmerten auf eine Art und Weise, die nicht menschlich aussah, aber auch nicht bedrohlich. »Kommst du, Mels?«
    Sie schalt sich wegen ihrer Albernheit, lief die Treppe hinauf und gesellte sich zu den drei Männern am Lift. »Ja, bin schon da.«
    Der Sauerstoffmangel hatte ganz offensichtlich ihr Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, oder vielleicht war sie auch einfach noch voll auf Adrenalin nach den letzten Tagen, was ja auch kein Wunder wäre. Gleichzeitig aber bestand kein Anlass, sich in Parallelwelten zu verirren. Jim Heron war nicht unsichtbar. Die Leute verhielten sich nicht absonderlich. Und es gab keinen Grund, das Leben in einen Comic zu verwandeln, in dem Menschen magische Kräfte besaßen.
    Immerhin war sie Reporterin, also hatte sie es mehr mit Fakten als mit Fantasy.
    Im Erdgeschoss mussten sie einmal quer durch die Lobby, um zu den anderen Aufzügen zu gelangen. Zum Glück waren die meisten Umstehenden offenbar ziemlich groggy von ihrer Anreise, sodass selbst ein Ukulele spielender Clown mit Rollerblades keinem groß aufgefallen wäre.
    Genau, deshalb achtete niemand auf sie.
    Wenn man unausgeschlafen und gerädert war, hatte man andere Menschen einfach nicht auf dem Radar.
    »Ich brauche ein Klo«, keuchte Jim.
    »Zwei Minuten noch«, entgegnete Adrian.
    Der Lift kam schnell, fuhr zügig hoch, und ehe sie sich versahen – und ehe es unappetitlich wurde –, befanden sie sich im sechsten Stock und schlurften beinahe im Laufschritt weiter, um die bevorstehende Eruption in Reichweite von Matthias’ Toilette zu bringen.
    Sobald sie im Zimmer ankamen, verschwanden Jim und Adrian auf dem Klo. Wodurch Mels allein blieb mit …
    »Entschuldige.«
    Mels’ Augenbrauen hüpften nach oben. Matthias’ Miene nach zu urteilen war er immer noch auf hundertachtzig, deshalb war eine Entschuldigung das Letzte, womit sie gerechnet hatte.
    »Du hast recht, ich hätte dir nicht so an die Kehle springen dürfen.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und ließ sie dann zerzaust zurück. »Mir fällt es zunehmend schwer, dich nicht als meine Frau zu betrachten – und das bedeutet: Wenn ich an einem abgelegenen Ort auftauche und dich dort triefnass und unterkühlt und sichtlich fertig vorfinde, habe ich das Gefühl, dich im Stich gelassen zu haben, weil ich nicht für dich da war.«
    Okay, jetzt wollte ihre Kinnlade nach unten klappen.
    »Du bist stark und kannst auf dich selbst aufpassen, aber das heißt nicht, dass ich nicht sämtliche stereotyp männlichen Reaktionen zeige, wenn meine Frau in Gefahr gerät oder verletzt wird. Ich bin impotent, aber nicht geschlechtslos.« Er fluchte unterdrückt. »Ich behaupte ja nicht, dass das richtig ist, ich sage nur, wie es eben ist.«
    Er sah ihr genau in die Augen.
    Und in der darauf folgenden Stille war das Einzige, was ihr dazu einfiel … ich liebe dich auch .
    Denn genau das teilte er ihr gerade mit, es lag in seinem ruhigen Blick, seinen ernsten Worten, seinem stolz vorgereckten Kinn.
    Mein Gott, er erinnerte sie so sehr an ihren Vater: Erst schießen, dann fragen, aber immer die Dinge beim Namen nennen.
    »Schon gut«, sagte sie etwas schroff. »Ich weiß, dass in letzter Zeit nichts ganz normal war. Bei uns allen liegen die Nerven blank.«
    Und zu allem Überfluss verspürte sie auch noch das Bedürfnis, dem Mann ihre Liebe zu gestehen – aber sie hielt es im Zaum. Es war noch zu früh. Sie kannte ihn erst seit wann? Zwei Tagen? Drei?
    Unvermittelt fing er an, im Kreis zu tigern, den Stock in einem steilen Winkel gehalten, der darauf schließen ließ, dass er Schmerzen hatte. Bei den Fenstern blieb er stehen und sah durch die Vorhänge nach draußen. Allerdings wohl nicht wegen der schönen Aussicht, vermutete sie. Es war eher, als bräuchte er eine Ausrede zum Anhalten.
    »Du musst mir etwas versprechen«, sagte er brüsk.
    »Nämlich?«
    »Ich möchte, dass du dich in Zukunft im Auto anschnallst, wenn ich nicht mehr da bin.«
    Einen Moment lang schwieg

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