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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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sich Mels noch eine Pommes in den Mund. »Ich bin noch am arbeiten, genau. Aber ich wollte dir schnell Bescheid geben, dass es mir gutgeht.«
    Mann, diese einfachen Worte hatten weitreichende Bedeutung über die reine Info über die Tageszeit und den Bezug zur Arbeit hinaus.
    Sie schloss die Augen und zwang sich, die Stimme gleichmäßig zu halten. »Ach, du weißt ja, wie es bei der Zeitung ist. Immer ist was los. Wie war’s eigentlich beim Bridge?«
    Ausnahmsweise zog die banale Alltagskonversation sie nicht runter, sondern sie war geradezu froh darüber. Normal war gut. Normal war sicher. Normal war total weit weg von kaltem Wasser und unsichtbaren Händen, die einen festhielten, und dem Schreckgespenst des Todes.
    Sie war am Leben. Und ihre Mutter ebenfalls.
    Das war … aufrichtig gut.
    Und es war interessant, wie wichtig die Antwort war. Genau wie die auf die Folgefrage – wie ihre Nachbarin Ruth gespielt hatte. Und auch das Lachen über den Trumpf, der nach hinten losgegangen war. Mels hörte wirklich zu, interessierte sich aufrichtig, und das vermittelte ihr eine Ahnung davon, wie mechanisch sie alles in letzter Zeit erledigt hatte.
    Offenbar hatte der Schock des kalten Wassers sie endgültig aufgeweckt.
    Sie schlug die Augen auf und richtete sie auf Jim Heron, der regungslos unter der Bettdecke lag.
    Was war da unten in diesem Bootshaus wirklich passiert?
    »Mels? Bist du noch da?«
    Sie umklammerte den Hörer etwas fester, obwohl keine Gefahr bestand, dass er ihr aus der Hand fallen könnte. »Ja, Mom.«
    Wie wäre der heutige Abend abgelaufen, wenn die Sache anders ausgegangen wäre?
    Eisige Furcht kroch ihr bis ins Mark, sie klopfte fahrig mit den Fußspitzen auf den Boden, mit den Fingern trommelte sie neben ihrem Teller auf den Schreibtisch.
    Mit Blick auf die Badezimmertür fragte sie sich, was Matthias eigentlich da drinnen machte. Eine Zeitlang war da ein dumpfes Geräusch gewesen, als plätscherte die Dusche, aber jetzt herrschte nur Stille.
    »Mels? Du bist so still – alles in Ordnung?«
    Ich wäre heute fast gestorben.
    Okay, die eiserne Beherrschung, seit sie sich aus dem Hudson geschleppt hatte, war offenbar dem Schock geschuldet gewesen: Plötzlich drohte ein Heulanfall.
    Aber sie würde nicht beim Telefonieren mit ihrer Mutter in Tränen ausbrechen. »Entschuldige, ich bin nur … froh, deine Stimme zu hören.«
    »Das ist lieb von dir.«
    Noch weitere Dinge wurden gesagt, nette und normale Dinge, und dann hörte Mels sich erklären, dass sie erst spät nach Hause käme.
    »Ich bin aber nur im Marriott – das Handy ist an und immer in Reichweite.«
    »Ich freue mich wirklich sehr, dass du angerufen hast.«
    Mels sah in den Spiegel über dem Schreibtisch. Tränen kullerten ihr über das Gesicht. »Ich liebe dich, Mom.«
    Es folgte eine Pause. Und dann wurden die drei Worte erwidert, in einem überraschten Tonfall, der den Wasserfall ihrerseits noch verstärkte.
    Zweimal an einem Tag. Wann war das zuletzt vorgekommen?
    Als ihre Mutter auflegte, war es ein Wunder, dass Mels überhaupt den Knopf mit dem roten Hörer auf ihrem Handy fand. Dann klappte sie ihre Serviette auf und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Stoff.
    Schluchzer schüttelten sie, warfen ihre Schultern hin und her, brachten den Stuhl zum Quietschen. Der Ausbruch war durch nichts aufzuhalten, durch keinen Gedanken, auch durch keine Bilder.
    Und der emotionale Zusammenbruch war nicht nur von dem Vorfall am Fluss oder von Matthias ausgelöst worden; seine Ursachen reichten weiter zurück, bis zum Tod ihres Vaters.
    Sie weinte, weil sie ihn vermisste, und weil er jung gestorben war. Sie weinte für ihre Mutter und für sich selbst.
    Sie weinte, weil sie an diesem Tag beinahe gestorben wäre, und weil Matthias sie verlassen würde, und das war so, als würde der Mann, den sie liebte, bald sterben …
    Die Wärme einer Hand auf ihrer Schulter schreckte sie auf. Im Spiegel sah sie, dass Jim Heron hinter ihr stand.
    »Du leuchtest«, sagte sie stirnrunzelnd. »Du bist …«
    Flügel.
    Der Mann hatte Flügel über beiden Schultern, wunderschöne zarte Flügel, die ihn aussehen ließen wie einen …
    Sie riss den Kopf herum, um ihn anzusprechen, aber er war nicht einmal in der Nähe. Er lag weiterhin im Bett unter der Decke, ein unbeweglicher, schweigender Berg.
    Hastig wandte Mels sich erneut dem Spiegel zu, sah aber nur sich selbst darin.
    In dem Moment öffnete sich die Badezimmertür.
    Langsam kam Matthias heraus, eine Hand am

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