Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
schmutzig.«
Aus dem Nichts strömte eine Kraft in ihn hinein. Die Energie floss in seinen Körper und pumpte ihn mit Vitatlität auf, ganz so, als hätte er viele Nächte tief durchgeschlafen, sich tagelang ausgeruht und reichlich gegessen.
Das kam von ihr, begriff er. Nur … wie war das möglich?
»Was machen Sie mit mir?«
»Nichts.« Sie lächelte wieder. »Fühlst du dich verändert?«
Beim Blick in ihre Augen wirkte das dichte, süßliche Schwarz ebenso unwiderstehlich wie abstoßend – er wusste nicht, wie lange sie so verharrten, durch ihre Hand miteinander verbunden, die wie ein Wunderheilmittel war.
»Ich kenne Sie«, sagte er laut.
»Seltsam, wenn man das einem Fremden gegenüber empfindet.«
Er empfand die Kraft, die in ihn eindrang, als böse und als sehr vertraut. »Ich will nicht …«
»Willst was nicht, Matthias? Willst dich nicht besser fühlen, stärker sein, ewig leben?« Sie beugte sich noch tiefer über ihn. »Heißt das etwa, du möchtest nicht wieder ein Mann sein?«
Seine Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut heraus, eine Trägheit ergriff Besitz von ihm, als sie die Hand zurückzog. Benebelt und durcheinander, versuchte er, sich aufzurichten, aber es war, als wäre er im Nachhinein betäubt worden.
»Ich werde dich jetzt waschen.« Sie senkte die Lider, ihr Lächeln sprach eher von einem Blowjob als der Bettpfanne.
Als sie zum Waschbecken ging, holte Matthias tief Luft, seine Rippen dehnten sich ohne Schmerzen aus, das Ausatmen war gleichmäßig und sanft. All seine Beschwerden waren weg, und er bekam das Gefühl, als wäre es Jahre her, dass er seinen Körper ohne Schwierigkeiten bewohnt hatte. Jahrhunderte?
»Welcher Tag ist heute?«, murmelte er, während sie Wasser in eine Schüssel einlaufen ließ.
Die Schwester sah über die Schulter. »Stimmt ja. Du hast Gedächtnisschwund.«
Kurz darauf tauchte sie mit dem Rolltisch im Schlepptau wieder am Bett auf. Als sie die Decke bis zu seiner Hüfte herunterzog und die Schleifen seines Krankenhauskittels löste, hob er den Kopf und betrachtete sich. Die obere Hälfte war gar nicht so schlimm, nur hier und da eine Narbe. Die untere hingegen war eine Katastrophe.
Der Waschlappen fühlte sich weich und warm an.
Die Haut der Krankenschwester war so glatt, als sie über seine Brust strich, und schimmerte, als wäre sie mit Lackfarbe besprüht, ihre Haare waren unfassbar dick und üppig. Selbst ihre Lippen waren wie eine Frucht, glänzend, Süße verheißend.
Ich will sie nicht , dachte er.
Aber er konnte sich offenbar nicht bewegen.
»Du musst ein bisschen Gewicht zulegen«, erklärte sie, während sie mit dem Waschlappen über seinen Brustkorb strich. »Zu dünn.«
Noch tiefer ließ sie das Frotteestück wandern, glitt damit ü ber den Bauch, mehr Geliebte als medizinische Fachkraft. Und mit plötzlicher Klarheit wusste er, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der sie beeindruckt gewesen wäre – jene Frauen, mit denen er sich zum Zwecke sexueller Betätigung zusammengetan hatte, waren damals immer von seinem Körper begeistert gewesen …
Moment mal, passierte das hier wirklich?
Als sie die Decke noch weiter nach unten schieben wollte, bremste er sie. »Nein, nicht.«
»Doch, unbedingt.«
Ohne den Blick von seinen Augen zu lösen, nahm sie seine Hand von ihrem Handgelenk und riss die Decke herunter. Es lag etwas Gewalttätiges in dieser Bewegung, das tief in seinem Inneren etwas aufrührte – warum, war ihm ein Rätsel.
»Habe ich da einen Nerv getroffen?«, fragte sie, obwohl sie bereits wusste, dass es so war. Irgendwoher … ahnte sie, dass er es gefährlich mochte. »Habe ich das? Matthias.«
»Vielleicht.« Seine Stimme klang plötzlich kräftiger. Tiefer …
»Und jetzt?«
Sie berührte ihn an der Stelle, die sein Geschlecht ausmachte, der Stoff schabte über seinen Schwanz.
Als sie sich sinnlich die Lippen leckte, musste er laut lachen. Aus welchem unerklärlichen Grund auch immer sie gegen sämtliche Vorschriften verstieß, sie würde voll ins Leere laufen – und damit wäre dann auch sein Problem gelöst, dass er all das hier nicht wollte: Sie könnte sich splitterfasernackt ausziehen und Hampelmänner auf ihm springen; das schlaffe Stückchen Fleisch würde nicht aufstehen und es zur Kenntnis nehmen.
Trotz seiner Amnesie wusste er das, genau wie er wusste, dass er auf einem Auge nichts sehen konnte. Es war eine Tatsache; keine Erinnerung.
»Mein Gedächtnis ist nicht das Einzige, was ich verloren
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