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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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als wäre dieser Fuß ebenfalls verletzt. Beim linken Fuß ging er noch langsamer vor. Selbst die kleinste Bewegung verursachte ihr starke Schmerzen, sodass er schließlich fragte:
    »Möchten Sie es nicht lieber selbst machen?«
    »Nein, nein, bitte machen Sie weiter.« Der Reißverschluss ließ sich nur bis zum Knöchel öffnen. Die Schwellung machte es schwierig, sie von dem Stiefel zu befreien. Nach einigen langen Minuten, in denen er vorsichtig zog und schob, was sie mit zusammengebissenen Zähnen ertrug, war der Stiefel endlich herunter.
    Francesca trug schwarze Strümpfe. Marco musterte sie, dann verkündete er entschlossen: »Die Strümpfe müssen runter.«
    »Ja, Sie haben Recht.« Ihre Mutter kam wieder und feuerte etwas auf Italienisch ab. »Würden Sie bitte einen Moment in die Küche gehen?«, fragte Francesca Marco.
    Die Küche war klein, aber hervorragend ausgestattet, mit viel Chrom und Glas. Nicht ein Zentimeter war ungenutzt geblieben. Auf der Arbeitsplatte stand eine blitzende Espressomaschine. An den Wänden der kleinen Frühstücksecke hingen abstrakte Bilder in kräftigen Farben. Während Marco wartete, lauschte er den Stimmen der beiden Frauen, die gleichzeitig aufeinander einredeten.
    Die Strümpfe ließen sich ohne größeren Zwischenfall ausziehen. Als Marco ins Wohnzimmer zurückging, packte Signora Altonelli gerade die Eiswürfel um Francescas linken Knöchel.
    »Meine Mutter hat gesagt, es ist nichts gebrochen«, sagte Francesca. »Sie hat jahrelang in einem Krankenhaus gearbeitet.«
    »Wohnt sie auch in Bologna?«
    »In Imola, das ist ein paar Kilometer von hier.«
    Marco wusste, wo Imola war, auf der Landkarte jedenfalls. »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen«, sagte er. Eigentlich wollte er noch nicht aufbrechen, aber er kam sich mit einem Mal wie ein Eindringling vor.
    »Ich glaube, Sie brauchen jetzt einen Kaffee«, sagte Francesca. Ihre Mutter sprang auf und schoss in die Küche.
    »Ich will nicht stören.«
    »Nein, bitte bleiben Sie. Nach allem, was Sie heute für mich getan haben, ist das doch das Mindeste, was ich tun kann.«
    Signora Altonelli kam zurück, ein Glas Wasser und zwei Tabletten in der Hand. Francesca schluckte alles hinunter und ließ den Kopf in die Kissen sinken. Nachdem sie ein paar kurze Sätze mit ihrer Mutter gewechselt hatte, sagte sie: »Im Kühlschrank steht ein Schokoladenkuchen. Möchten Sie ein Stück?«
    »Ja, gern.«
    Signora Altonelli ging wieder in die Küche. Sie summte vor sich hin und schien sich darüber zu freuen, dass sie jemanden hatte, den sie bemuttern und füttern konnte. Marco nahm wieder seinen Platz auf dem Hocker ein.
    »Tut es weh?«
    »Ja«, erwiderte Francesca lächelnd. »Ich würde lügen, wenn ich das Gegenteil behaupten würde. Es tut weh.«
    Da er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, bewegte er sich auf vertrautes Terrain zurück. »Es ist alles so schnell gegangen«, sagte er. Sie unterhielten sich eine Weile über den Sturz. Dann schwiegen sie. Francesca machte die Augen zu und schien einzunicken. Marco verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf ein riesiges, sonderbares Gemälde, das fast eine ganze Wand bedeckte.
    Das Gebäude war sehr alt, aber die Einrichtung der Wohnung wies Francesca und ihren Mann eindeutig als Modernisten aus. Die Möblierung bestand aus niedrigen schwarzen Ledersesseln mit glänzenden Stahlrahmen, sehr minimalistisch. An den Wänden hing ausgefallene zeitgenössische Kunst.
    »Wir dürfen Luigi nichts davon erzählen«, flüsterte sie.
    »Warum nicht?«
    Sie zögerte, sprach dann aber weiter. »Er zahlt mir zweihundert Euro die Woche dafür, dass ich Ihnen Unterricht gebe, meint aber, das wäre zu viel. Wir haben uns gestritten. Er hat gedroht, sich jemand anders zu suchen. Aber ich brauche das Geld. In dieser Jahreszeit bekomme ich nur ein oder zwei Aufträge in der Woche; wir haben immer noch Nebensaison. In einem Monat, wenn die Touristen kommen, wird es besser, aber zurzeit verdiene ich nicht genug.«
    Die stoische Fassade war verschwunden. Marco konnte nicht glauben, dass sie ihre Verwundbarkeit so offen zugab. Sie hatte Angst, aber er würde Kopf und Kragen riskieren, um ihr zu helfen.
    »Ich bin sicher, dass er mir kündigt, wenn ich ein paar Tage nicht unterrichten kann.«
    »Ein paar Tage werden es sicher werden«, erwiderte er mit einem vielsagenden Blick auf ihren in Eis gepackten Knöchel.
    »Kann es denn nicht unter uns bleiben?«
    »Wir können es versuchen, aber

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