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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sich Kaffee nach. Er setzte sich Susan Penn gegenüber und schüttelte den Kopf. »Und ich soll allen Ernstes glauben, dass sich drei junge Pakistaner in ein Satellitensystem gehackt haben, das so hoch entwickelt ist, dass wir nichts davon gewusst haben?«
    »Ja. Sie waren brillant, aber sie hatten auch Glück. Sie haben sich nicht nur in das System gehackt, sondern auch ein erstaunliches Programm geschrieben, mit dem sie es manipulierten.«
    »Und das ist ›JAM‹?«
    »So haben sie die Software genannt.«
    »Gibt es jemanden, der diese Software schon einmal gesehen hat?«
    »Die Saudis. Daher wissen wir ja auch, dass ›JAM‹ nicht nur existiert, sondern auch so funktioniert, wie das behauptet wurde.«
    »Wo ist die Software jetzt?«
    »Das weiß niemand, bis auf Backman selbst vielleicht.«
    Der Präsident nippte an seinem lauwarmen Kaffee. Dann stützte er die Ellbogen auf die Knie und sagte:
    »Was ist für uns das Beste? Was ist in unserem Interesse?«
    Susan Penn zögerte keine Sekunde. »Wir sollten Maynards Plan ausführen. Backman wird eliminiert. Von der Software haben wir seit sechs Jahren nichts mehr gehört, sie dürfte also für immer verloren sein. Die Satelliten sind noch intakt, aber wer auch immer sie ins All geschossen hat, er kann nichts mit ihnen anfangen.«
    Noch ein Schluck Kaffee. Der Präsident schüttelte den Kopf und sagte: »In Ordnung.«
     
    Neal Backman las die New York Times nicht, aber jeden Morgen suchte er im Internet nach dem Namen seines Vaters. Als er Fricks Artikel überflogen hatte, hängte er ihn an eine E-Mail und schickte ihn zusammen mit seiner Nachricht über den Hotspot von Jerry’s Java an Marco.
    In der Kanzlei las er den Artikel noch einmal. Dabei musste er an die alten Gerüchte denken, nach denen Joel Backman ein Vermögen zur Seite geschafft habe, während es mit der Kanzlei bergab gegangen sei. Er hatte seinen Vater nie direkt danach gefragt, weil er wusste, dass er keine Antwort darauf erhalten hätte. Im Laufe der Jahre hatte er sich jedoch der vorherrschenden Meinung angeschlossen, dass Joel Backman wie die meisten verurteilten Straftäter keinen Cent mehr besaß.
    Aber warum ließ ihn dann das Gefühl nicht los, dass an dem im Artikel erwähnten Straferlass gegen Geld durchaus etwas Wahres sein konnte? Denn wenn es jemanden gab, der so etwas arrangieren konnte, während er in einem Staatsgefängnis einsaß, dann war das sein Vater. Aber wie war er nach Bologna gelangt? Und warum? Und wer war hinter ihm her?
    Fragen über Fragen, und die Antworten so schwer fassbar wie immer.
    Während er an einem doppelten Caffè Mocha nippte und auf die verschlossene Tür seines Büros starrte, stellte er sich wieder einmal die Frage, die ihn verfolgte, seit er sich den Kaffee gekauft hatte: Wie sollte er es anstellen, einen Schweizer Bankier zu finden, ohne dazu ein Telefon, ein Fax, einen Brief oder eine E-Mail zu verwenden?
    Nun, er würde es schon herauskriegen. Er brauchte nur Zeit.
     
    Der Artikel in der New York Times wurde auch von Efraim gelesen, der gerade mit dem Zug von Florenz nach Bologna fuhr. Ein Anruf aus Tel Aviv hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, und er hatte den Artikel im Internet gesucht. Amos saß vier Reihen hinter ihm und las ebenfalls die New York Times auf seinem Laptop.
    Rafi und Shaul sollten am nächsten Morgen eintreffen, Rafi mit einem Flug aus Mailand, Shaul mit dem Zug aus Rom. Die vier italienisch sprechenden Mitglieder der Kidon waren bereits in Bologna und hatten in aller Eile die beiden sicheren Häuser eingerichtet, die sie für die Operation brauchten.
    Der vorläufige Plan sah vor, dass sie sich Backman in den dunklen Bogengängen an der Via Fondazza oder einer anderen geeigneten Seitenstraße schnappten, vorzugsweise früh am Morgen oder nach Einbruch der Dunkelheit. Sie wollten ihn ruhig stellen, in einen Transporter verfrachten, in ein sicheres Haus bringen und warten, bis die Wirkung des Beruhigungsmittels nachgelassen hatte. Nachdem sie ihn verhört und mit einer Giftinjektion getötet hatten, sollte seine Leiche nach Norden gebracht werden, zu dem zwei Stunden entfernt liegenden Gardasee, und den Fischen zum Fraß vorgeworfen werden.
    Der Plan war recht schlicht und nicht ohne Risiko, aber sie hatten grünes Licht. Es gab kein Zurück mehr. Jetzt, da Backman so viel Aufmerksamkeit bekam, mussten sie schnell handeln.
    Eile war auch deshalb geboten, weil der Mossad guten Grund zu der Annahme hatte, dass Sammy Tin entweder

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