Die Behandlung: Roman (German Edition)
Caffery gestritten.«
»Super.«
»Jack, was glauben Sie eigentlich?« Sie zog ihren Stuhl näher heran und setzte sich. »Wenn wir Peach in seinem derzeitigen Zustand verhören, macht die Presse doch Hackfleisch aus uns.«
»Ist mir egal, Danni. Ich muss unbedingt mit ihm sprechen. Der Kerl hat einen Komplizen. Das weiß ich ganz genau.«
Sie schloss die Augen, schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Jack, machen Sie es mir doch nicht so schwer. Ich hab mit dem Chef gesprochen und von ihm ganz klare Anweisungen erhalten: Sie haben den Täter überführt, also schließen Sie den Fall jetzt möglichst rasch ab. Sobald der Mann gesundheitlich dazu in der Lage ist, können Sie ihn dann verhören. Es gibt da nämlich inzwischen einen weiteren dringenden Fall – eine Vergewaltigung in Peckham. Leider müssen wir Prioritäten setzen, Jack. Wir haben einfach nicht genügend Leute, um die Peach-Geschichte mit demselben Nachdruck wie bisher weiterzuverfolgen. Außerdem wissen wir jetzt doch, dass es sich bei der Geschichte um ein widerliches Familiendrama handelt …«
»Wieso betrauen Sie nicht einfach jemand anderen mit den Ermittlungen?«
»Reden Sie keinen Schwachsinn …«
»Immerhin denkbar, dass ich mich völlig verrannt habe.«
»Oh, bitte, keine melodramatischen Einlagen …« Sie hielt inne. Caffery war aufgestanden. »Jack? Vielleicht könnten Sie sich mal ausnahmsweise der Mühe unterziehen, die Sache von meinem Standpunkt aus zu betrachten.«
»Aber gerne, Danni.« Er schnappte sich sein Schlüsselbund und seine Zigaretten und schob beides in die Tasche. »Obwohl ich, ehrlich gestanden, nicht weiß, ob ich mich in dieser Form bei einem Vorgesetzten anbiedern würde.«
Souness sprang auf. »Ich verbitte mir diesen Ton.« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn, und ihre Lippen waren nur mehr ein dünner Strich. »Sie wissen genau, dass ich eine solche Anschuldigung nicht verdient habe – dafür werde ich Sie zur Rechenschaft ziehen.«
»Danke.« Er stand vor dem Schreibtisch, schob ein paar Papiere in die Schublade und sperrte sie ab. Dann legte er seine Schreibutensilien in die entsprechende Schale und schob seinen Stuhl mit einem Ruck unter den Schreibtisch. Sein Job hing ihm plötzlich zum Hals heraus. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser. Wir können ja ohnehin nur mit hochgelegten Beinen hier rumhängen und darauf warten, dass dieser Peach wieder gesund wird.«
»Dann gehen Sie doch nach Hause, verdammt noch mal.« Sie rieb sich die Wangen, bis sie glühten. Ja, sie war stinksauer. »Vielleicht kommen Sie dann wieder zu Verstand.«
Doch als Caffery sich zum Gehen wandte, stand bereits Kryotos in der Tür und hielt ihm ein grünes Formular entgegen. »Was ist das?«
»Ein Anruf aus dem Krankenhaus.«
»Besten Dank, Marilyn.« Souness nahm Kryotos das Blatt aus der Hand. »Aber das ist doch die falsche Nummer.«
»Nein – also der Anruf war nicht von der Zentrale des Krankenhauses, sondern von diesem Sergeant. Es geht um Alek Peach. Einer von Ihnen soll sofort kommen. So schnell wie möglich.«
»Josh …« Im Haus war wieder alles still, und auch Benedictes Puls hatte sich wieder beruhigt. Inzwischen war sie davon überzeugt, dass sie sich getäuscht hatte. »Josh, pass mal auf … du musst dich irgendwie von diesem Strick befreien.«
Er nickte und nagte mit doppelter Anstrengung an dem Nylon.
»Sehr gut, Liebling – hör mal zu. Sobald du dich befreit hast, gehst du in den Gang und machst die Eingangstür weit auf. Verstehst du – die schwere Eingangstür.« Josh sah mit weit aufgerissenen Augen abwechselnd seinen Vater und seine Mutter an. »Beeil dich, Liebling. Du brauchst keine Angst zu haben. Bitte beeil dich.«
Ein letzter Ruck an dem Seil, und Joshs Beine waren frei. Er stand mit seinen steifen Beinen schwankend auf, bemüht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren – aber er stand. Er streckte seine dünnen Arme vor sich aus, als ob er sich in einem dunklen Zimmer zu orientieren versuchte, trippelte dann zum Spülbecken hinüber, drehte das Wasser an und trank gierig direkt aus dem Hahn. Benedicte konnte das kühle frische Wasser fast riechen . Als er sich schwer atmend und mit nassem Mund wieder aufrichtete, flüsterte sie: »Guter Junge, und jetzt mach schnell die Tür auf.«
Doch Josh holte ein Glas aus dem Küchenschrank, ließ es volllaufen und kniete sich neben Hal auf den Boden. Er zog das Klebeband vom Mund seines Vaters, legte das Glas an dessen Lippen und kippte es
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