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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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die Ecke geparkt. Hier in der Straße war nirgendwo ein Parkplatz zu finden.« Sie kam zwei Stufen weiter nach unten und befand sich jetzt mit ihm auf Augenhöhe. »Wer ist diese Tracey?«
    Er seufzte und wich ihrem Blick aus.
    »Sag schon.«
    »Völlig belanglos.« Er wandte sich ab und wollte wieder in die Küche gehen. War doch klar, dass es nur Streit geben würde, falls er ihr die Wahrheit sagte. Natürlich wollte Rebecca, dass er sich für ihr Entgegenkommen erkenntlich zeigte und endlich Ewan aus seinem Leben strich. Und es würde ihr ganz sicher zutiefst missfallen, dass er noch immer wie ein Fisch an der Angel zappelte. »Die Frau ist absolut belanglos.«
    »Jack, ich möchte es aber wissen.« Sie kam noch mal zwei Stufen nach unten. »Jack …«
    »Nein – besser, wir reden nicht darüber.«
    »Bitte!«
    »Was ist denn los ? Ich hab doch schon gesagt, dass es besser ist, wenn wir nicht darüber reden – also hör doch endlich auf.«
    Doch sie war unerbittlich. »Ich möchte nur wissen, wer sie ist.«
    »Eine dreckige Schlampe, die sich einen Spaß daraus macht, mich zu quälen.«
    »Und wieso?«
    Er holte Luft, um ihr zu antworten, überlegte es sich dann aber wieder anders. »Nein, hör auf – hat mit Ewan zu tun.«
    »Oh.« Sie stand schweigend da, biss sich auf die Unterlippe und machte sich mit dem Daumennagel am Treppengeländer zu schaffen. Er wollte in die Küche gehen, doch sie hielt ihn auf. »Jack.«
    »Was?«
    »Geht schon in Ordnung, das weißt du doch.«
    »Was?«
    »Deine Ewan-Obsession – ist schon okay. Ein Mann kann doch nicht über Nacht sein Leben ändern, bloß weil seine blöde neurotische Freundin das möchte.«
     
    Er war beschämt. Sie saßen in der Küche am Tisch und redeten miteinander, und er erzählte ihr den ganzen Hergang der Geschichte: Wie er die Videos entdeckt hatte – »die liegen schon’ne ganze Weile in dem Kämmerchen unter der Treppe« – und dass er Tracey aufgesucht hatte. Und dann berichtete er ihr noch von der Festnahme und dass er das Geld wieder auf der Soho Bank eingezahlt und sich vorgenommen hatte, die ganze Geschichte ein für alle Mal zu vergessen. Sie saß ihm gegenüber, zog nachdenklich an ihrem Zigarillo und stellte nur ab und zu eine Zwischenfrage. Er konnte es kaum glauben, dass sie einfach so beisammen saßen, ohne dass Rebecca seine Argumente abtat oder mit bissigen Kommentaren reagierte.
    »Jack«, sagte sie und starrte auf die Glut ihres Zigarillos, »du weißt ja, wie furchtbar mich das alles mitnimmt.« Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und rieb sich die Nase. »Aber« – sie ließ die Hand wieder sinken und blickte ihn an -, »aber nur, weil ich solche Angst habe. Nur weil ich Angst davor habe, dass du irgendwann total ausrastest und jemandem was antust – oder vielleicht auch dir selbst.«
    »Kann ich gut verstehen.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich hab nämlich auch Angst.« Er drückte ihr die Hand. »Rebecca …«
    »Ja?«
    »Wir müssen später noch mal darüber sprechen.«
    Sie hob die Hände. »Ist schon in Ordnung – echt.«
    »Ich will mich wirklich nicht drücken, aber ich muss unbedingt was herausfinden – ich bin da an einer ganz, ganz schlimmen Sache dran.«
    »Schon gut.« Sie drückte das Zigarillo aus und machte Anstalten, aufzustehen. »Lass dich durch mich nicht aufhalten.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du nach draußen gehst.«
    »Wieso?«
    »Vertrau mir – ist wirklich besser, wenn du nach draußen gehst.«
     
    Roland Klare holte die Kamera aus der Blechbüchse, packte alles in eine Tasche und ging aus der Wohnung. Er war so nervös, dass er fast den Wohnungsschlüssel hätte fallen lassen, und er war schweißgebadet. Trotzdem stand sein Entschluss fest. Ja, es war an der Zeit.
    Der Lift fuhr ohne Zwischenstopp nach unten. Klare trat aus dem Arkaig Tower, blieb – in Selbstgespräche vertieft – unschlüssig draußen auf der Straße stehen und wusste nicht recht, wohin er sich wenden sollte. Ein paar Passanten musterten ihn misstrauisch, aber diese befremdeten Blicke kannte er bereits und streckte den Leuten einfach die Zunge heraus: Ach, ihr könnt mich mal – ich hab was Wichtiges vor, das keinen Aufschub duldet . Schließlich drehte er sich einfach um, presste sein Bündel gegen die Brust und marschierte nach rechts Richtung Dulwich Road.
    Einige Leute blieben stehen und beäugten die exzentrische Figur, die in ihren schlecht sitzenden, schmuddeligen Kleidern Richtung

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