Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
schien wirklich erschüttert.
Die zeitweilig durch Kaffee und Adrenalin unterdrückte Müdigkeit schwappte über ihr zusammen wie eine Welle. Sie rieb sich die Augen. Sie durfte sich jetzt nicht gehen lassen.
Mit zurückgelehntem Kopf dachte sie über die lange Liste von Artikeln nach, die Callie gelesen hatte. Alle über David Yoshida und vor allem über Maki, der auf seinem Segelboot verbrannt war.
Bis nach Moffett Field waren es nur fünfzehn Kilometer. Sie griff zum Telefon und rief das Hauptquartier des 129th Rescue Wing an.
Während es klingelte, fiel ihr Blick auf Callies Notizbücher auf dem Beifahrersitz. Sie klappte eines auf, und ein Stoß Papiere glitt heraus. Rasch fing sie sie auf, bevor sie zu Boden fielen.
Plötzlich erstarrte sie im goldenen Sonnenschein. Ihre Hand ruhte auf einem Blatt aus hochwertigem Briefpapier. Es war eine Einladung in Callies sauberer Handschrift. Auf der Mitte der Seite stand in makellosen Buchstaben eine einzige Zeile:
Du warst sehr böse. Willkommen im Club der Schmutzigen Geheimnisse.
KAPITEL 9
Jo fuhr durch das Tor in Moffett Field. Ihr schwirrte der Kopf.
Der Club der Schmutzigen Geheimnisse. War das das Spiel, bei dem Geli Meyer mitspielen wollte? Und gab es einen Zusammenhang mit Callie Hardings Tod?
Sie dachte an David Yoshida, an Maki, an Callie - und an Geli Meyer, die wollte, dass Schluss war. Womit? Sie spürte die lauernde Gewissheit, dass schon bald der Nächste an der Reihe war, schon sehr bald.
Der Geruch von Kerosin riss sie jäh in die Wirklichkeit zurück.
Moffett Field ist ein riesiger Flughafen neben der San Francisco Bay. Auf dem ehemaligen Marinefliegerstützpunkt sind heute die Onizuka Air Force Base und die Ames Research Facility der NASA untergebracht. Von diesem Forschungszentrum aus überwacht die NASA den Start von Satelliten und Shuttles. Zum Teil erinnerte das Ganze an einen Universitätscampus mit grünen Rasenflächen und spanisch anmutenden Gebäuden um einen rechteckigen Hof. Weit draußen, kurz vor der Rollbahn, befand sich der 129th Rescue Wing.
Jo bremste vor dem Hauptquartier, einem reinen Zweckbau. Ganz in der Nähe parkten ein riesiges Hercules-Flugzeug und zwei Pave-Hawk-Helikopter. Als Teil der kalifornischen Air National Guard hatte die Staffel eine doppelte Aufgabe. In Friedenszeiten war sie für SAR-Einsätze zuständig, Such- und Rettungsaktionen zu Wasser und zu Lande, häufig unter gefährlichsten Bedingungen. Die militärische Mission hieß Combat Search and Rescue, kurz CSAR. In Kriegszeiten wurde die Staffel zum Zweig des Rettungsdienstes der Air Force. Die Menschen, die hier arbeiteten, waren widerstandsfähig und engagiert. Die Elite des Dienstes waren die Rettungskräfte - Sanitäter, die sich abseilten, mit dem Fallschirm aus Flugzeugen sprangen und sich mitten in einem Feuergefecht in die stürmische See stürzten, um Verletzte zu bergen. Das Motto stand in zwei Meter hohen Lettern auf den Toren des Hangars: Damit andere überleben.
Diese Einheit war in der Nacht, als Maki Prichingos Segelboot in Flammen aufging, hinausgeschickt worden auf das Meer westlich der Golden Gate Bridge.
Nachdem sie geparkt hatte, blieb Jo noch kurz im Wagen sitzen und starrte auf das Hauptquartier. Ganz gelassen bleiben. Einfach durch die Tür marschieren und deine Arbeit machen. Das wird doch nicht so schwer sein.
»Als ob ich’s nicht besser wüsste.« Zögernd stieg sie aus.
Von der Bucht wehte eine salzige Brise heran. Sie war kalt und brachte den schmierigen Dreck der Flugzeugabgase mit sich. Sie schlug die Tür zu und schloss ab. Dann sah sie auch schon Gabriel Quintana auf sich zukommen.
Er war in Zivil - Jeans, Wanderstiefel, ein weißes Thermoshirt unter einem schwarzen Arbeitshemd -, und sein Gang wirkte entspannt. Anscheinend hatte er gerade Dienstschluss. Seine Augen, verborgen hinter einer Fliegersonnenbrille, verrieten ihr nichts über seine Gedanken.
Er lächelte. »Dr. Beckett.«
Es war ein rückhaltloses Lächeln, warm und herzlich. Er war drahtig und athletisch gebaut - doch von Rettungsspringern wurde ja auch übermenschliche Fitness erwartet. Er bewegte sich unangestrengt, fast schon anmutig. Das braune Haar war zwar kurz geschnitten, aber schon an der Grenze des nach den Air-Force-Vorschriften Zulässigen.
Jo schlenderte auf ihn zu. »Schaust ein bisschen struppig aus, Sergeant.«
Sein Lächeln wurde breiter. »Das ist meine rebellische Ader. Du darfst mich Mister nennen.«
Das war eine
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