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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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unterdrücken, doch sie spülten einfach nach oben, durch die Risse in ihrem Panzer.
    »Er hatte nur noch wenige Sekunden zu leben. Das hat er begriffen. Ohne Wenn und Aber.«
    Tang runzelte die Stirn und neigte sich zu ihr. »Hey, alles in Ordnung?«
    Nicht annähernd. »Mir geht’s gut.«
    Sie stand auf und trat zur Fahrertür. »Auch wenn Sie mir nicht glauben, ich habe nicht den geringsten Zweifel. Scott Southern hat Skunk auf die Brücke gelockt in der Absicht, mit ihm in den Tod zu springen.«
    Sie stieg ein und ließ den Motor an.
    Tang kletterte auf den Beifahrersitz. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Er hat es mir selbst gesagt, am Telefon. Dass ich ihm nicht helfen kann, dass es nur eine Möglichkeit gibt, das Problem zu lösen, dass die Lösung ganz sicher sein muss.« Sie legte den Gang ein. »Sicherer als eine Kugel.« Sie drehte das Lenkrad. »Er hat die Selbstmordstatistik zitiert.«
    »Scheiße.«
    »Er hat recherchiert, wie man am besten Selbstmord begeht, Amy. Er wusste genau, dass der Sprung vom Geländer ein zuverlässiger Weg in den Tod ist.« Sie spähte kurz zur Brücke, die in all ihrem Glanz etwas Unheimliches ausstrahlte. »Fast dreizehnhundert Leute sind hier runtergesprungen. Und nur zwei Dutzend haben überlebt. Wer wirklich sterben will, der nimmt keine Tabletten, der schlitzt sich nicht die
Pulsadern auf, der jagt sich auch keine Kugel in den Kopf. Eine selbst zugefügte Schusswunde überlebt man eher als den Sturz von dieser Brücke.« Sie verließen den Parkplatz. »Wer sterben will, der klettert hier über die Brüstung und lässt los.«
    Tang vergrub sich im Sitz. »Zwei Dutzend haben überlebt?«
    Jo hasste nichts so sehr wie den Ton aussichtsloser Hoffnung in der Stimme eines Menschen. Doch Tangs Gebete zielten ins Leere. Jo wusste, was mit den Leuten geschah, die auf dem Wasser aufschlugen.
    Und Tang hatte Southerns Sturz bis zum Schluss beobachtet. Wie einen Stein, der bis zur Endgeschwindigkeit beschleunigt.
    »Sie haben nicht weggeschaut, Amy.«
    »Es hat ewig gedauert.« Ihr Gesicht wurde hart. »Dann ist er aufgeprallt.«
    Eine Minute lang blieb Jo stumm. »Haben Sie gesehen, wie er in der Luft die Arme nach uns ausgestreckt hat?«
    »Er wusste, dass es zu spät war.«
    »Am liebsten hätte er Skunk mitgenommen.«
    »Oder er hat gemerkt, dass seine Entscheidung falsch war.«
    Sie stellte sich vor, wie er durch die Luft stürzte, bereits mit hundertzwanzig Stundenkilometern, die Hände nach oben gerissen, als wollte er nach der Brücke greifen.
    Grob fegte sie sich das Haar aus dem Gesicht. »Bei so was gibt’s kein Zurück. Das hat er auch gewusst.«
    Sie stellte sich vor, wie er aufgab und die Arme weit ausbreitete wie für eine Kreuzigung.

    Tang musterte sie von der Seite. »Sie haben schon Leute sterben sehen.«
    »Ja.«
    Die Polizistin starrte sie mit aufgerissenen Augen an, eine bestürzte Elfe. »War es schwer, mitzuerleben, wenn es mit den Patienten zu Ende ging? Zu schwer? Sind Sie deswegen in die Psychiatrie gewechselt?«
    Eine Welle des Mitgefühls rollte über Jo hinweg. Tang war clever und kompetent und präsentierte der Welt eine abgebrühte Fassade - aber mit dem Tod hatte sie letztlich keine Erfahrung. Obwohl sie ein Stadtcop war, hatte sie noch nie jemanden sterben sehen.
    »Es ist der Grund, warum ich den Hinterbliebenen helfen möchte, zu begreifen, was mit ihren Liebsten passiert ist. Mehr kann ich nicht tun.« Den Rest behielt Jo für sich. Dass es manchmal nicht reichte, zu tun, was sie konnte.
    Heute zum Beispiel. Und Tangs Zeitraster von achtundvierzig Stunden hatte sich als trügerisch erwiesen. Als sie auf den Highway bog, hatte sie nur einen Gedanken im Kopf: Wer ist der Nächste?

KAPITEL 19
    Jo fühlte sich wie erdrückt von den eigenen vier Wänden.
    War es schwer, mitzuerleben, wenn es mit den Patienten zu Ende ging? Zu schwer?
    Im Licht, das durch das Erkerfenster einfiel, tanzten blinzelnde Staubflocken. Auf dem Kamin tickte die Uhr. Sie zählte die Sekunden ab und ließ Jos Zeit mit Daniel immer weiter zurückweichen.
    An ihrem letzten gemeinsamen Tag war sie in den Helikopter gestiegen und hatte sich festgeschnallt. Der Flug nach Bodega Bay war brutal. Der Hubschrauber wurde vom Wind gebeutelt, und der Regen schlitterte über die Scheiben.
    Sie musste sich mit aller Kraft festhalten, während Daniel und sie über die Patientin informiert wurden. Emily Leigh, sechs Jahre alt, Blinddarmdurchbruch, dazu Morbus Crohn und ein Gemisch weiterer

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