Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
chronischer Krankheiten. Ein zerbrechliches kleines Mädchen, dem das Schicksal wieder einmal übel mitgespielt hatte. Jo, Daniel und die Piloten wussten: Wenn die Kleine nicht rechtzeitig am Universitätsklinikum operiert wurde, würde sie vor Sonnenuntergang an Bauchfellentzündung sterben.

    Daniel schaute Jo an. »Das Wetter ist so schlecht, dass ich die Sonne sowieso nicht sehe. Dann geht sie auch nicht unter.«
    Sonoma County war nicht leicht zu erreichen. Der einstündige Flug brachte sie in eine wilde Landschaft mit einer zerklüfteten Küste, heftigen Wellen und Bergen, die der unablässige Wind und die Stürme aus North Carolina grün poliert hatten. Bodega Bay war ein abgelegenes Fischerdorf. Während des Landeanflugs stob ein Schwarm Seemöwen auf. Über ihr Headset konnte Jo das Fluchen des Piloten hören. Piloten hassten Vögel. Sie setzten auf einem feuchten Spielfeld auf, ohne die Rotoren abzuschalten. Der Krankenwagen wartete bereits, die Lichter rotierten im Regen, die Scheibenwischer kämpften mit aller Kraft. Jo sprang aus dem Hubschrauber, und der Wind riss sie fast um.
    Die Ärzte brachten die kleine Emily auf einer Trage über das Feld. Sie war in eine Rettungsdecke gewickelt. Eine Krankenschwester hielt einen Regenschirm über sie, während sie herantrabten. Auch Emilys Mutter lief mit und umklammerte die Hand ihrer Tochter. Geduckt näherten sie sich dem Helikopter.
    Die Mediziner schafften Emily hinein und meldeten ihre Vitalparameter. Daniel notierte sie auf einem Klemmbrett. Jo machte die Trage fest und hängte den Tropf auf. Emily war blass und bewegte sich nicht, um jeden Schmerz zu vermeiden. Mit riesigen Augen starrte sie Jo an. Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Jo spürte einen Kloß im Hals und schluckte ihn hinunter. Es war gut, dass Emily sie sehen konnte und dass sie sich gegen
den Schmerz wehrte. Das zeigte, dass sie bei klarem Verstand war und die Infektion noch nicht eingesetzt hatte. So musste es auch bleiben. Bei einer Bauchfellentzündung würde das Mädchen keine Stunde überleben.
    Ihre Mom lehnte sich in die Tür. »Kann ich mitkommen?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Kein Platz, es tut mir leid.«
    Jo bemerkte die verstörte Miene der Mutter. »Wir passen gut auf sie auf.«
    Die Tür des Helikopters schlug zu, und die Motoren fuhren hoch. Sie hoben ab, während der Abwind blasse Kreise in das grüne Gras plättete. Bevor sie nach Süden schwenkten, fiel Jos Blick als Letztes auf das Gesicht der Frau. Sie machte das Kreuzzeichen und warf Emily eine Kusshand zu.
    War es zu schwer, mitzuerleben, wenn es mit Menschen zu Ende ging?
    Nein, es war viel schwerer, jeden Tag danach Atem zu holen. Jo wandte sich vom Fenster ab.
    Die Mitglieder des Clubs der Schmutzigen Geheimnisse starben. Außerdem ihre Liebhaber, Kinder und völlig Unbeteiligte. Sie rief die Intensivstation des St. Francis Hospital an.
    »Ms. Meyer ist noch bewusstlos«, erklärte die Stationsschwester.
    »War jemand da, um sie zu besuchen?«
    »Zwei Praktikanten aus dem Amt des Bundesstaatsanwalts. Sie haben ihr Karten und Blumen dagelassen.«
    »Keine Verwandten?«
    »Niemand hat sich gemeldet.«
    Jos Magen rumorte. »Der Unfall, bei dem Ms. Meyer verletzt wurde, war verdächtig. Sagen Sie Ihren Kollegen und
Kolleginnen bitte, sie sollen die Augen offen halten, falls jemand nach ihr fragt oder in der Intensivstation auftaucht und zu ihr will.«
    Die Schwester schwieg eine Weile. »Verstanden. Bekommen wir Polizeischutz?«
    »Vorerst nicht. Ich rede mit dem Department, aber ich kann nichts versprechen.«
    »Ich informiere den Sicherheitsdienst.«
    »Danke.«
    Nach dem Telefonat hielt Jo es nicht mehr zu Hause aus. Sie warf sich in Kletterkluft und schnappte sich ihren Rucksack, um sich auf einem Felsbrocken in einem weiter unten gelegenen kleinen Park auszutoben.
    Die Abenddämmerung nahte schon heran, als sie am Stra ßenrand bremste. Durch den Park gelangte sie zu einer mit Felsen übersäten Schlucht, die vom Gedränge der Stadt völlig abgeschirmt war. Die meisten Kletterplätze in der Bay Area waren künstliche Wände. Echte Felsen waren eine Seltenheit. Hinter einem Eichenwäldchen lag das Gewirr von Gesteinsbrocken. Sie schlüpfte in ihre leichten Kletterschuhe und band sich die Bauchtasche um.
    Die Lichter der Großstadt, der Verkehrslärm, alles trat in den Hintergrund. Die Luft war frisch. Halloween-Luft, die gute Zeiten verhieß. Im Westen färbte sich der

Weitere Kostenlose Bücher