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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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die Hand wegzuziehen. »Kommst du klar?«
    »Bestimmt.«
    »Du kannst ja ersatzweise mir eine reinhauen, wenn es sein muss.«
    Sie musste lächeln. Noch eine Sekunde lang hielt er ihre Hand. Dann tippte er zum Abschied mit dem Finger an die Stirn und ging ohne ein Wort.
    Sie schloss die Tür und ließ sich dagegensinken. Das Haus war dunkel und leer. Leer und still.
    Verlass mich nicht.
     
    Fünfzehn Minuten nach dem Abflug von Bodega Bay wurde das Wetter schlechter. Im Cockpit des Rettungshubschraubers fuhrwerkten die Piloten an den Steuerelementen herum wie zwei Rodeocowboys. Über die Headsets hörten Jo und Daniel die knappen Kommentare der beiden mit. Der Helikopter war an seiner Leistungsgrenze angelangt.
    Der Pilot war ein Farbiger mit einem Gesicht wie eine Ziegelwand. Sein Ausdruck änderte sich nicht, nur die monotone Stimme verriet seine Anspannung. Für Gefühlsnuancen hatte er keine Kraft mehr. »Wenn der Wind stärker wird, müssen wir umdrehen.«
    Jo und Daniel tauschten Blicke. Sie bemerkte den Ärger in seinen Augen - ein grünes Aufblitzen, ein Aufbegehren gegen die Vorstellung, dieses Kind nicht zu dem Chirurgenteam zu bringen, das schon wartete.

    Doch er überprüfte nur Emilys Tropf und legte ihr die Hand auf die Schulter. Seine Stimme blieb völlig beherrscht. »Magst du Harry Potter, Emily?«
    Sie nickte.
    »Weißt du noch, wie Harry im Sturm Quidditch spielt?« Er lächelte, und es war, als ginge die Sonne auf. »So ähnlich ist das jetzt auch, findest du nicht?«
    Der Hubschrauber traf auf ein Luftloch, und mit einem Ruck sackten sie mehrere Meter ab. Jo riss die Hand zur Decke hoch, um sich nicht den Kopf anzustoßen. Durchs Fenster sah sie Landfetzen, die nach dem Meer zu greifen schienen. Fichtenreihen klammerten sich an bröckelnde Klippen. Der Ozean erschauerte wie ein metallgraues Tier. Wo er das Land berührte, schlug weiße Gischt gegen die Felsen und zischte in die Höhe wie Phosphorgranaten.
    Daniel ließ seine Hand auf Emilys Schulter. »Wenn du im Krankenhaus bist, bring ich dir einen Spielzeughubschrauber vorbei. Einen Harry-Potter-Hubi gibt’s leider nicht. Womit spielst du am liebsten, mit Barbies vielleicht?«
    Emily antwortete nicht. Sie wirkte wie versteinert vor Schmerz.
    Jo nahm ihre Hand. »G. I. Joe?« Jo legte ein Lächeln in ihre Stimme. »Pu der Bär?«
    Emily starrte sie mit großen Augen an. »Bratz.«
    Der Helikopter erbebte und wurde vom Aufwind mitgerissen. Im Headset hörte Jo die Stimme des Piloten. »Das hat keinen Sinn mehr.«
    Plötzlich war in der Kanzel die Rede vom Umkehren. Unter ihnen rauschte die Landschaft vorbei. Vor einem grünen Hang blitzte weiß ein Vogelschwarm auf.

    Daniel hatte alles mitgekriegt und schaltete sich ein. »Schaffen wir es wenigstens nach Petaluma?«
    Jo wusste, was er meinte: Wenn sie nach Bodega Bay zurückflogen, schwanden mit jeder Stunde, die sie auf besseres Wetter warteten, Emilys Überlebenschancen.
    »Nein«, erwiderte der Pilot. »Wir haben nicht genug Power, um über die Berge zu kommen.«
    Jo hielt Emilys Hand fest. Das Mädchen konnte die Unterhaltung zwar nicht mitverfolgen, aber sie spürte wahrscheinlich die Anspannung im Helikopter. Nun wollte der Kopilot wissen, ob sie vielleicht Bolinas am äußersten Rand der Point-Reyes-Halbinsel ansteuern sollten.
    »In Bolinas gibt es kein Krankenhaus«, antwortete der Pilot. »Wir drehen um.«
    Daniel riss sich das Headset herunter und wankte nach vorn ins Cockpit.
    Durch das Heulen des Windes und das Dröhnen des Motors hörte Jo den Streit. Mit dem Daumen streichelte sie Emilys Hand. Der Hubschrauber hielt sich nur mit Mühe gerade. Nach Bolinas waren es fünfzig Kilometer. Daniel flehte die Piloten an, nach San Francisco zu fliegen. Sie forderten ihn auf, sich hinzusetzen.
    »Wenn wir es nach Bolinas schaffen, dann schaffen wir es auch bis zur Stadt«, sagte Daniel.
    »Wollen Sie Ihr Leben darauf verwetten?«, entgegnete der Pilot.
    Im Cockpit krachte es wie vom Hieb eines riesigen Vorschlaghammers. Der Lärm im Hubschrauber wurde zum brüllenden Tosen, und die Temperatur sackte in den Keller.
    »Vogelschlag«, hörte Jo im Headset.

    Sie riss den Kopf herum und blickte zur Windschutzscheibe. An einem großen kreisförmigen Sprung klebten weiße Federn und blutige Vogelüberreste.
    »Scheißmöwen«, knirschte der Kopilot.
    »Ich brauche eine Landezone«, sagte der Pilot. »Und Sie setzen sich wieder hin, Beckett. Wir können noch durchhalten, bis wir runtermüssen.

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