Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
fragte Phoebe.
»Mädels! Ich brauche einen Moment eure Hilfe. Ich habe Brownies …«
»Ist jetzt gut mit den Brownies«, brummte Lily. Trotzdem standen wir alle auf und setzten uns zu Ilsa und Shea auf die Gartenbank.
»Ich versuche gerade, Shea zu erklären, dass sie mit ihrem Verhalten genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie sich wünscht«, fing Ilsa an. Ich erwartete fast, dass Shea einen Wutanfall bekommen und Ilsa anbrüllen würde, weil sie sie vor allen demütigte, doch Shea saß bloß schwankend da. Sie wirkte nicht nur betrunken, sondern als hätte sie irgendwelche Pillen genommen oder so.
»Diese Mädchen bekommen jede Menge Aufmerksamkeit von Jungen – stimmt’s, Mädels?« Ilsa deutete mit einer Handbewegung auf mich, Lily und Phoebe. »Aber sie haben es nicht nötig, ihre Blusen weit aufzuknöpfen oder sich auf alles einzulassen, was die Jungs wollen.«
Shea glotzte uns unter ihren blonden Augenbrauen an, als versuche sie sich daran zu erinnern, wer wir eigentlich waren.
»Ilsa, ich glaube nicht, dass sie begreift, was Sie ihr zu erklären versuchen«, wandte Phoebe ein.
»Vielleicht ist es nicht der günstigste Zeitpunkt für einen Vortrag«, sagte ich.
»Vortrag? Ich halte ihr keinen Vortrag. Das ist nur ein Mädchengespräch. Oder? Ganz offen.«
Shea fing zu heulen an. Sie saß bloß da und schluchzte still vor sich hin, während ihr Tränen über die Wangen liefen und ihre Nase tropfte. Sie ließ die Arme hängen und machte sich nicht mal die Mühe, ihr verschmiertes Gesicht abzuwischen.
»Oh, Mann.« Lily wandte sich ab.
Ilsa legte den Arm um Shea. »Schon gut. Lass alles raus.«
»Lassen Sie sie los«, sagte ich. »Sie bringen Shea nur in Verlegenheit. Ich gehe mit ihr ins Haus.«
Die Party war schlagartig zu Ende. Alle starrten Shea an. Brooks kam angerannt. »Was ist denn?«
»Shea ist durcheinander«, erklärte ich.
»Shea, soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte Brooks. »Norrie und ich gehen nämlich jetzt, und wenn du möchtest, könnten wir dich unterwegs absetzen.«
Shea bewegte den Kopf, aber ich konnte nicht sagen, ob es ein Kopfschütteln war oder ein Nicken.
»Wo ist Caitlin?«, fragte ich.
Keiner wusste es. Tim Drucker machte eine obszöne Handbewegung und deutete auf ein Fenster im ersten Stock.
»Vergiss es«, meinte Brooks. »Caitlin kommt schon irgendwie nach Hause. Lass uns Shea von hier wegbringen.«
»Das ist nicht nötig«, mischte sich Ilsa ein. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
Brooks half Shea, die noch immer weinte, beim Aufstehen. »Ich bin der Meinung, sie sollte nach Hause gehen.«
Ilsa erhob sich und baute sich vor uns auf. »Junger Mann, wir sind die Erwachsenen hier und das ist unser Haus. Ich bin ausgebildete Psychologin. Ich weiß, was zu tun ist.«
» I’m a dude man «, grölte Dr. Gornick selbstvergessen.
Brooks und ich halfen Shea beim Einsteigen. Ich gab ihr ein Taschentuch und sie wischte sich endlich das nasse Gesicht ab.
»Danke, ihr zwei«, sagte sie. »Bei der Party hab ich ein paar Minuten lang gedacht, ich könnte nicht reden. Als bekäme ich die Zähne nicht mehr auseinander.«
»Alles okay mit dir?«, fragte Brooks.
»Ich denk schon. Ich glaube, Tim hat mir was ins Bier gemischt.«
»Dieser Depp«, sagte ich, wobei ich allerdings ein deutlicheres Wort als »Depp« benutzte. Wir setzten sie vorsichtig auf den Rücksitz des BMW. »Willst du noch mehr Wasser oder so? Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
Shea schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut. Ich habe das Bier weggekippt, als ich gemerkt habe, dass es komisch schmeckte.«
»Wir fahren dich nach Hause«, erklärte Brooks. »Wo wohnst du?«
»In Lutherville«, antwortete Shea.
Lutherville lag nicht auf unserem Heimweg, aber Brooks schien das nichts auszumachen. Mir machte es auch nichts aus. Ich fahre gern bei Nacht über die dunklen Landstraßen. Es hat etwas Romantisches – selbst mit einem betrunkenen Mädchen, das völlig am Ende ist und auf der Rückbank vor sich hin schnarcht. Dann vielleicht sogar besonders.
»Es war nett von dir, dass du Shea gerettet hast«, sagte ich zu Brooks.
»Ilsa zieht das jedes Mal ab, mitten während einer Party versucht sie, Mädchen zu psychoanalysieren.« Er sah mich nicht an, sondern starrte auf die Straße. »Das ist nicht in Ordnung.«
»Sie sind beide Idioten«, sagte ich. »Sowohl Ilsa als auch Dr. Gornick.«
»Früher hab ich mir gewünscht, meine Eltern wären so entspannt wie Dr. Gornick«,
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