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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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angestellt? Ich war dir ganz sicher keine Hilfe.«
    »Ganz sicher nicht. Ich weiß nicht – wahrscheinlich macht es in meinem Kopf allmählich klick oder so.«
    »Wow«, sagte ich. »Vielleicht hab ich ja auf eine Art immer noch Glück – das Glück, die Lehrerin der Schülerin zu sein, die so schlau ist, dass sie sich selbst Nachhilfe gibt.«
    »Da kannst du wirklich von Glück reden.«
    »Cassandra – wenn ich dir keine Hilfe bin, warum kommst du dann überhaupt noch?«
    »Zum Teil, weil meine Mutter mich zwingt. Und zum Teil, weil ich deine durchgeknallten Geschichten gern höre. Aber hauptsächlich wegen meiner Mutter.«
    Ich öffnete meinen Rucksack, um die Matheabenteuer herauszuholen. Dabei rutschten eines meiner Schulbücher und eine alte Ausgabe der Sun heraus, die so gefaltet war, dass man den Artikel über Janes Blog und unsere böse Familie lesen konnte. Dort war auch ein großes Bild unseres Hauses abgedruckt, mit Turm und allem Drum und Dran.
    Cassandra entdeckte die Zeitung. »Kann ich mal sehen?« Sie nahm die Sun und starrte auf das Foto. »Da wohnst du?« Sie bekam große Augen. »Das ist ein Schloss!«
    Von der anderen Seite des Tisches und auf dem Kopf stehend, sah unser Haus fremd aus. Es ist immer mein Zuhause gewesen. Als ich es nun durch Cassandras Augen betrachtete, fiel mir auf, dass es ungewöhnlich groß war. Und der Turm verlieh ihm tatsächlich den Anschein eines Schlosses.
    Ich wurde rot. Welche Art Familie lebt in einem Schloss? Selbst unsere große Familie brauchte nicht den ganzen Platz. Es ist unanständig.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Und ich schäme mich dafür.«
    »Du schämst dich? Wenn ich in einem solchen Haus wohnen würde, wäre ich stolz.«
    Als sie das sagte, schämte ich mich noch mehr. Ich schämte mich dafür, in einem so riesigen Haus zu leben, und ich schämte mich, so verwöhnt zu sein, dass ich nicht mal stolz darauf war.
    »Lies den Artikel«, forderte ich sie auf. »Lies, was da über meine Familie steht. Dann begreifst du, warum ich mich schäme.«
    Cassandra las den Artikel aufmerksam. Als sie fertig war, schüttelte sie den Kopf. »Und? Jede Familie hat Verwandte, die schlimme Sachen tun. Aber nicht jeder lebt in einem Schloss.«
    Wie wohl Cassandras Haus aussieht? Ob sie überhaupt in einem Haus lebt? Vielleicht wohnt sie in einer Wohnung. Werde ich sie je zu sehen bekommen? Vermutlich nicht.

Elf
    William Shakespeares Wintermärchen war eines der Bücher, die wir in diesem Jahr in Englisch lasen. Vielleicht hast Du Dir das schon gedacht.
    Vor meiner nächsten Nachhilfestunde mit Cassandra saß ich lesend in der Arbeitsnische. Sie war ein paar Minuten zu spät, und im Hereinkommen fragte sie mich über das Buch aus.
    »Das ist Hermione, die Königin von Sizilien.« Ich deutete auf das Bild der Marmorstatue auf dem Umschlag. »In diesem Theaterstück geht es um eine Familienfehde. Leontes, der König von Sizilien, glaubt, seine Gattin Hermione betrüge ihn mit seinem besten Freund, und dieser flieht aus Angst um sein Leben von Sizilien. Leontes lässt Hermione wegen Hochverrats ins Gefängnis werfen und befiehlt, die gemeinsame Tochter Perdita zu töten.«
    »Das ist aber brutal«, sagte Cassandra.
    »Ja, stimmt. Es ist sogar so brutal, dass Hermione in den Armen ihrer Freundin Paulina stirbt – an gebrochenem Herzen.«
    Cassandra sagte: »Und dann kehrt ihr Geist zurück und sucht ihn heim.«
    »Nein«, erklärte ich ihr. »Aber das wäre gut. Nach Hermiones Tod findet Leontes heraus, dass er seine Frau und seinen Freund zu Unrecht verdächtigt hat. Das Wissen um die schreckliche Ungerechtigkeit, die er begangen hat, verwandelt sein Herz in Stein. Jahre später taucht wie durch ein Wunder Perdita auf, das Kind, das eigentlich hätte getötet werden sollen. Sie ist erwachsen und mit dem Sohn von Leontes’ Freund Polixenes verlobt. Leontes und Polixenes legen ihre Fehde bei. Leontes sagt: ›Wenn Hermione doch noch lebte, um diesen glücklichen Tag zu erleben.‹«
    »Tut sie aber nicht, und zwar durch seine Schuld«, stellte Cassandra fest. »Warum kommt mir diese Geschichte so bekannt vor?«
    Ich ging nicht auf ihre Stichelei ein. »Paulina erzählt ihnen, dass sie eine Statue geschaffen hat, die Hermione so sehr ähnelt, dass Leontes sie für lebendig halten wird. Sie fährt mit allen zu ihrem Landhaus, um ihnen die Statue zu zeigen. Als Paulina einen Zauberspruch aufsagt, geschieht ein Wunder: Die Statue erwacht zum Leben! Hermione ist wieder

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