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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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nicht gesagt hätte, dass Ihr Barbara Heusenbrink heißt, dann hätte ich Euch vielleicht sogar wirklich für einen jungen Mann gehalten, auch wenn mir Eure Züge schon auf den ersten Blick sehr fein erschienen.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Andererseits begegne ich nur selten irgendeiner Menschenseele und einem Weib noch seltener!« Sein Blick schweifte zu Erich, den er einer kurzen, aber durchdringenden Musterung unterzog. Der Wolf verharrte währenddessen vollkommen ruhig, abgesehen von der Zunge, die aus seinem Maul heraushechelte.
    Â»Algirdas meinte, dass Ihr uns durch das Niemandsland führen könntet«, sagte Barbara. »Unser Ziel ist Riga.«
    Â»Ich weiß«, nickte der Einsiedler.
    Â»Und wir sind bereit, Euch dafür ein gutes Salär zu zahlen!«
    Â»So?«Der Tonfall, in dem Valdas dies äußerte, ließ nicht erkennen, dass der Preis in klingender Münze für ihn irgendeine Bedeutung hatte. »Jedenfalls scheint Ihr Freunde von Algirdas zu sein, und deswegen nehme ich an, dass Ihr auch die meinen seid. Also genießt meine Gastfreundschaft, auch wenn ich nicht in der Lage bin, Euch den Luxus eines rigaischen Patrizierhauses zu gewähren.«
    Â»Können wir denn auf Eure Hilfe zählen?«, fragte Erich.
    Â»Das werden wir sehen, hoher Herr … Das werden wir sehen. Mein Freund Algirdas hat mir ja schon im Groben gesagt, worum es geht, aber ich weiß noch längst nicht genug, um mich auf diese Sache einzulassen.«
    Barbara neigte leicht das Haupt. »Ihr seid offenbar ein vorsichtiger und mit Bedacht handelnder Mann, und so hoffe ich, dass Ihr diese Eigenschaft auch dann zeigen werdet, wenn Ihr uns anführt!«
    Â»Wir werden ausführlich darüber sprechen«, versprach Valdas. »Ich habe ein paar Fische in einem der nahen Gewässer gefangen, die ich mir heute noch braten wollte. Wenn es Euch recht ist, werde ich sie mit Euch teilen, obwohl meine einfache Küche nicht mit den Gerichten mithalten kann, die Ihr gewiss gewohnt seid.«
    Â»Uns knurrt der Magen, und jeder von uns wäre wahrscheinlich in Kürze bereit, seine Schuhsohlen zu essen!«, mischte sich Algirdas ein, bevor Barbara zu antworten vermochte.
    Â 
    An diesem Tag lohnte ein Aufbruch ohnehin nicht mehr, und so nahmen sie den Pferden die Sättel ab und ließen sie auf der Lichtung grasen.
    Im Haus des Einsiedlers wurde unterdessen die Glut im Ofen entfacht, Rauch stieg aus dem Abzug, und ein angenehm würziger Geruch verbreitete sich.

    Bevor sie die Holzhütte betrat, sah sich Barbara auf der Lichtung um. An manchen Stellen reichten ihr Gras und Gestrüpp bis zur Brust, während andere Bereiche mehrmals gemäht worden zu sein schienen.
    Hinter dem Haus entdeckte sie insgesamt sieben Holzkreuze, die vom Gras nahezu versteckt wurden.
    Gräber, durchfuhr es Barbara. Schon die Tatsache, dass sie nicht mit den hierzulande üblichen Grabtafeln versehen waren, ließ sie stutzen. Sie näherte sich den Kreuzen und las die eingebrannten Namen.
    Margarethe, Gertrud, Wieland, Konrad, Arnfried, Manfred, Hildegund.
    Es waren deutsche Namen. Barbara kam ins Bewusstsein, wie oft der Einsiedler auf ihre Herkunft aus der Hansestadt Riga verwiesen hatte. Vielleicht ist er selbst ein Düdescher und stammt aus einer der Städte? Aber was mochte einen hanseatischen Stadtbürger in diese Ödnis versetzt haben?
    Â 
    Später saßen sie alle zusammen in Valdas’ Haus. Barbara fiel gleich auf, wie geräumig es war – geräumiger, als es ein einzelner Mann, der allein im Wald lebte, eigentlich benötigte. Es gab sogar mehrere Zimmer, und Valdas leistete sich den Luxus eines eigenen Schlafraums und eines ebenfalls abgetrennten Raumes, der als eine Art Werkstatt genutzt zu werden schien. Der Einsiedler fertigte dort Holzschnitzereien an, wie ein paar halbfertige Skulpturen verrieten. Außerdem reparierte er hier seine Waffen und Werkzeuge. Der Großteil der einfachen Leute in Riga lebte unter weitaus beengteren Verhältnissen. Das galt vor allem für die Quartiere der zahllosen Tagelöhner und Träger, die sich im Hafenbereich der Hansestadt mit dem Verladen von Waren aller Art verdingten.
    Ãœberraschenderweise gab es einen langen Tisch und Stühle
für jeden von ihnen. Valdas servierte den gebratenen Fisch auf Holzplatten und warnte vor den Gräten.
    Â»Esswerkzeuge habe ich leider keine, da

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