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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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fertiggebracht hätte. Ich glaube, du hast mehr Energie als jeder, dem ich je begegnet bin, obwohl ich mich frage, ob du nicht ein bisschen rücksichtslos gegenüber deinem Pferd bist. Ich frage mich, warum du Giddon nicht heiraten willst, und falls du eigentlich lieber Raffin heiraten würdest, dann überlege ich, ob du über den Abschied von ihm nicht noch unglücklicher bist, als ich dachte. Ich finde es sehr schön, dass du mit mir losgezogen bist. Ich würde gern sehen, wie du dich wirklich verteidigst, mit jemandem auf Leben und Tod kämpfst, das wäre ein aufregender Anblick. Ich glaube, meine Mutter würde dich mögen. Meine Brüder würden dich natürlich anbeten. Ich glaube, du bist die streitsüchtigste Person, die ich je kennengelernt habe. Und ich mache mir wirklich Sorgen um dein Pferd.«
    Er hielt inne, brach ein Stück Brot ab, kaute und schluckte. Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    »Das ist erst mal alles«, sagte er.
    »Du kannst das unmöglich alles in diesem Moment gedacht haben!«, sagte sie, und da lachte er. Es klang tröstlich und sie kämpfte gegen das goldene und silberne Licht an, das aus seinen Augen leuchtete, und verlor.
    Als er weitersprach, war seine Stimme sanft.
    »Und jetzt frage ich mich, warum du nicht merkst, dass deine Augen mich ebenso faszinieren wie dich meine. Ich kann es nicht erklären, Katsa, aber es sollte dir nicht peinlichsein. Denn wir werden beide von der gleichen – Verrücktheit übermannt.«
    Sie errötete und wurde durch seine Augen und seine Worte doppelt verlegen. Aber es war auch erleichternd. Denn wenn er ebenfalls verrückt war, dann belastete ihre eigene Verrücktheit sie weniger.
    »Ich dachte, du würdest das absichtlich machen«, sagte sie, »das mit deinen Augen. Ich dachte, es wäre vielleicht Teil deiner Gabe, mich mit deinen Augen einzufangen und meine Gedanken zu lesen.«
    »Nein, ist es nicht. Überhaupt nicht.«
    »Die meisten Leute schauen mir nicht in die Augen. Sie fürchten sich.«
    »Ja. Die meisten schauen auch mir nicht lange in die Augen. Sie sind zu seltsam.«
    Da schaute sie ihm in die Augen, beugte sich vor und schaute sie ganz genau an, dafür hatte sie zuvor nicht den Mut gefunden. »Deine Augen sind wie Lichter. Sie wirken nicht ganz natürlich.«
    Er grinste. »Meine Mutter behauptet, als ich an jenem Tag die Augen öffnete, an dem sie ihre jetzige Farbe annahmen, da ließ sie mich fast fallen, so überrascht sei sie gewesen.«
    »Welche Farbe hatten deine Augen zuvor?«
    »Grau, wie die der meisten Lienid. Und deine?«
    »Ich habe keine Ahnung. Niemand hat es mir je erzählt und ich glaube nicht, dass es noch jemanden gibt, den ich fragen könnte.«
    »Deine Augen sind wunderschön«, sagte er, und plötzlich war ihr warm, warm in der Sonne, die durch die Baumwipfelfiel und Lichtflecken auf sie warf. Und als sie wieder auf ihre Pferde stiegen und zur Waldstraße zurückkehrten, fühlte sie sich zwar nicht gerade wohl in seiner Gesellschaft, doch wenigstens konnte sie ihm jetzt ins Gesicht sehen, ohne zu fürchten, dass sie ihre ganze Seele preisgab.
    Die Straße führte sie um die Randbezirke von Murgon City herum und wurde breiter und bevölkerter. Immer wenn andere Reisende Katsa und Bo bemerkten, starrten sie die beiden an. Bald würde man in den Gasthöfen und Häusern rund um die Stadt wissen, dass die zwei beschenkten Kämpfer über die Murgon Road nach Süden reisten.
    »Und du willst wirklich nicht bei Murgon Halt machen«, fragte Katsa, »und ihm ein paar Fragen stellen? Es wäre schneller, nicht wahr?«
    »Er hat mir nach dem Raub deutlich zu verstehen gegeben, dass ich an seinem Hof nicht länger willkommen bin. Er glaubt, dass ich weiß, was gestohlen wurde.«
    »Er hat Angst vor dir.«
    »Ja, und er ist ein Mann, der leicht eine Dummheit begeht. Wenn wir an seinem Hof einträfen, würde er uns wahrscheinlich angreifen lassen, und wir müssten anfangen, Menschen zu verletzen. Ich möchte das lieber vermeiden, du nicht auch? Wenn es zu einem Gemetzel kommt, dann sollte es am Hof des schuldigen Königs sein, nicht bei einem König, der nur ein Komplize ist.«
    »Wir werden in den Gasthof gehen.«
    »Ja«, sagte Bo. »Wir werden in den Gasthof gehen.«
    Die Waldstraße wurde wieder schmäler und ruhiger, sobald sie Murgon City hinter sich gelassen hatten. Sie hieltenan, bevor es Nacht wurde. Ihr Lager errichteten sie in einiger Entfernung von der Straße auf einer kleinen Lichtung mit moosigem Boden, einem

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