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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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sagte er, »etwas Schlimmes.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass du so jähzornig sein kannst.«
    »Offenbar schon.«
    »Bo«, sagte Katsa, als ihr plötzlich ein Gedanke in den Sinn kam, »woher wusstest du, dass ich die Männer angreifen wollte? Meine Absichten haben nicht dir gegolten.«
    »Das stimmt, aber mein Gespür für deine Energie stieg plötzlich an, und ich kenne dich gut genug, um zu erraten, wann du auf jemanden losgehen willst.« Müde brachte er ein halbes Lächeln zustande. »Niemand kann dich beschuldigen, unbeständig zu sein.«
    Sie setzte sich auf den Boden vor ihm und kreuzte die Beine. »Sagst du mir jetzt, was du von ihnen erfahren hast?«
    »Ja.« Er schloss die Augen. »Was habe ich erfahren. Einmal, dass sie kaum ein wahres Wort gesagt haben, ausgenommen dieser Bursche in der Ecke. Es war ein Spiel. Sie wollten uns dazu bringen, sie für falsche Informationen zu bezahlen, aus Rache für den Vorfall im Speisesaal.«
    »Sie sind ziemlich dumm.«
    »Sehr dumm, aber sie haben uns trotzdem geholfen. Leck war es, Katsa, da bin ich sicher. Der Mann hat gelogen, als er sagte, Leck sei nicht verantwortlich. Und doch – und doch war da etwas Seltsames, das ich mir nicht erklären kann.« Er schüttelte den Kopf und starrte nachdenklich in seine Hände. »Es ist merkwürdig, Katsa. Ich spürte diese seltsame – Abwehr in ihnen hochsteigen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Als ob sie wirklich an Lecks Unschuld glauben würden und ihn vor mir verteidigen wollten.«
    »Aber gerade hast du gesagt, Leck sei schuld.«
    »Er ist schuld, und diese Männer wissen es. Aber sie glauben auch, dass er unschuldig ist.«
    »Das ergibt nicht den geringsten Sinn.«
    Bo schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß. Aber ich bin mir sicher. Ich sage dir, Katsa, als der Mann erklärte, Leck sei für die Entführung nicht verantwortlich, hat er gelogen. Aber als er im nächsten Moment sagte: ›Leck ist unschuldig‹, hat er es so gemeint. Er glaubte selbst, die Wahrheit zu sagen.« Bo schaute hinauf zur dunklen Decke. »Sollen wir daraus schließen, dass Leck meinen Großvater entführt hat, aber aus irgendeinem unschuldigen Grund? Das kann einfach nicht sein.«
    Katsa schwindelte es beim Versuch, diesen Unsinn zu begreifen. Sie konnte nicht verstehen, was Bo da herausgefunden hatte, und ebenso wenig, wie er es herausgefunden hatte. »Das alles ergibt keinen Sinn«, sagte sie schwach.
    Bo tauchte kurz aus seinen Gedanken auf und konzentrierte sich auf sie. »Katsa! Entschuldige. Das muss dich jaüberwältigen! Ich kann viel erspüren von Menschen, die mich täuschen wollen, aber ihre Gedanken und Gefühle nicht abschirmen können, verstehst du?«
    Sie verstand das nicht. Sie gab es auf, einen Sinn darin zu suchen, dass der König sowohl schuldig als auch unschuldig war. Sie beobachtete Bo, wie er wieder von seinen Gedanken abgelenkt wurde und erneut in seine Hände starrte. Die Händler hatten ihre Gedanken und Gefühle nicht abschirmen können. Aber wenn das möglich war, dann wollte wenigstens sie es lernen.
    Sie spürte seinen Blick und merkte, dass er sie beobachtete. »Du hältst etwas vor mir zurück«, sagte er.
    Sie erschrak und konzentrierte sich einen Augenblick auf Leere.
    »Du tust das«, fuhr er fort, »seit du von meiner Gabe erfahren hast. Ich habe gespürt, wie du Dinge vor mir geheim gehalten hast – so wie jetzt –, und ich gebe zu, dass es dir gelingt, denn meine Gabe verrät mir nichts. Ich bin immer erleichtert, wenn es dir gelingt, Katsa. Ehrlich, ich will dir nicht deine Geheimnisse nehmen.« Er setzte sich auf, denn plötzlich war ihm ein Gedanke gekommen. »Du kannst mich stattdessen auch bewusstlos schlagen! Ich würde dich nicht davon abhalten.«
    Jetzt lachte Katsa. »Das würde ich nie tun. Ich habe dir versprochen, dich nicht niederzuschlagen, außer bei unseren Übungen.«
    »Aber in diesem Fall ist es Selbstverteidigung.«
    »Das ist es nicht.«
    »Das ist es doch.« Er bestand darauf, und sie lachte wieder über seinen Ernst.
    »Ich stärke lieber meine geistige Abwehr, als dich jedes Mal bewusstlos zu schlagen, wenn ich einen Gedanken habe, den du nicht kennen sollst.«
    »Das würde ich auch vorziehen, glaub mir. Aber ich erlaube dir, mich durch einen Schlag auszuschalten, wenn du es für nötig hältst.«
    »Sag das nicht. Du weißt, wie impulsiv ich bin.«
    »Das ist mir gleichgültig.«
    »Wenn du es mir erlaubst, werde ich es wahrscheinlich auch tun. Wahrscheinlich werde

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