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Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Titel: Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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damit betraut hatte, das bankrotte System vor dem kompletten Zusammenbruch zu bewahren. 4 In seiner
New York Times
Kolumne bezog sich Nicholas Kristof auf eine Studie der Cambridge University, in der eine Verbindung von hohen Testosteron-Werten und risikofreudigem Verhalten hergestellt wurde und fragte |55| sich, ob männliche Hormone die Krise ausgelöst hätten. 5 Die
Washington Post
schrieb, dass »Fred, Tom, Andy, Dennis, Eric, John, Stephen, Antonio und Paul Britische Banken geleitet hatten, die Milliarden Dollars verloren hatten.« In diesem Zusammenhang zitierte das Blatt Sir Howard Archer, den europäischen Chefvolkswirt bei IHS Gobal Insight in London: »Man könnte behaupten, dass die Männer das ganze Chaos angerichtet haben, und dass nun die Frauen am Zuge sein sollten.« 6
    Der Autor Jason Zweig, der als Finanz- und Wirtschaftsjournalist für das
Wall Street Journal
arbeitet, stellte in seinem Buch
The Little Book of Safe Money
folgende schlichte These auf: »Die Herren des Universums entpuppten sich als Herren des Desasters. Egal welchen Aspekt der Finanzkrise man unter die Lupe nimmt – immer steckt ein Mann dahinter.« Zweig führte das auf die emotionalen Unterschiede zurück, wie Männer und Frauen Risiken einschätzen und eingehen. Er zitierte Vickie Bajtelsmit, die Leiterin der Finanzabteilung an der Colorado State University. »Frauen haben weniger Interesse an dem Adrenalinschub, an der besseren Bezahlung und an dem Recht, mit den eigenen Leistungen zu prahlen, die mit einer konkurrenzorientierten, aggressiven Börsentätigkeit einhergehen.« 7
    Viele Frauen können Zweig nur zustimmen, der später eine Verbindung zwischen der Bankenkrise und der dominanten Führungskultur herstellte, die seit Mitte der Neunzigerjahre auf dem Vormarsch ist. Julies hervorragend ausgebildeten Klientinnen konnten ihr das bestätigen: Einige waren bei der Beförderung auf Führungspositionen im finanziellen Dienstleistungssektor übergangen worden, |56| einige hatten sich zur Kündigung entschlossen, wieder andere waren zwar bei ihren Unternehmen geblieben und hatten Frieden damit geschlossen, obwohl sie immer noch daran zweifelten, dass die Firma in die richtige Richtung ging. Viele dieser Frauen waren in Unternehmen erwachsen geworden, die sich stets auf die langfristigen Werte beriefen, nur um jetzt festzustellen, wie dieses Engagement im Kampf um aggressives Wachstum immer stärker in den Hintergrund geriet.
    Die Ausbreitung der Krise bestürzte diese Frauen, gab vielen von ihnen aber gleichzeitig auch neues Vertrauen in den Wert ihrer eigenen Wahrnehmungen. »Ich glaube, ich
wusste
, wovon ich sprach«, sagte eine und fasste damit die allgemeine Ansicht zusammen. »Ich glaube, meine Sorge um unsere wirtschaftliche Richtung war
berechtigt
. Jedes Mal, wenn ich die rote Fahne schwenkte, kritzelten mir meine Kollegen ein paar Zahlen an die Tafel, um mir zu demonstrieren, dass doch alles in Ordnung war. Sie hielten mich für zu vorsichtig, und schließlich hatte ich Zweifel an mir selbst. Aber in Zukunft werde ich mit derlei Selbstzweifeln nicht mehr ganz so schnell bei der Hand sein.«
    Auch Sally wurde Zeuge eines ähnlichen Paukenschlags weiblicher Skepsis im Oktober 2008, als sie einen Vortrag vor dem Women’s Forum for the Economy and Society in Deauville in Frankreich hielt. Die Teilnehmerinnen, ein normalerweise recht zivilisiertes Kontigent von Frauen, die weltweit in Führungspositionen arbeiten, waren verärgert und wollten unbedingt darüber reden, wie einige der gefeiertsten männlichen Führungspersönlichkeiten der Welt ihre Firmen, ihre Länder und ihre Wirtschaft in die Katastrophe |57| geführt hatten. In den Ausschüssen, an Konferenztischen, beim Mittagessen und in Talkrunden griffen die Teilnehmerinnen zum Mikrofon, um zu erklären, dass sie nicht länger für sich behalten würden, was sie wussten und sahen.
    »Sie forderten uns auf abzuwarten«, verkündete eine Frau in einem nachmittäglichen Gesprächsforum. »Sie erzählten uns, dass wir nicht genug wüssten, dass wir nicht qualifiziert genug seien. Sie behaupteten, dass wir noch nicht bereit für die wichtigen Ausschüsse seien, weil wir es noch nicht mit 50-Millionen-Dollar-Geschäften zu tun gehabt hätten. Aber einige der qualifiziertesten Männer der Welt haben uns in dieses weltweite Chaos von historischem Ausmaß geritten. Frauen können es sich nicht mehr leisten, auf den Mythos ihrer eigenen Unzulänglichkeit länger

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