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Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Titel: Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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handelte. Sie kompartmentalisierten das Problem, teilten es in seine Bestandteile auf. So übersahen sie, dass es eine Verbindung gab zwischen der Tatsache, dass Frauen auf der Strecke blieben und einer Geschäftskultur, die sich auf kurzfristige, manchmal zweifelhafte »Ergebnisse konzentrierte. Weder die Ziele noch die Methoden dieser Kultur konnten auf Dauer Erfolg haben, denn die Unternehmen verheizten ihre Profite genauso wie sie Mitarbeiter.
    Sicherungssysteme
    Vor Ausbruch der Krise warnten einige sehr hochkarätige Frauen aus der Führungsebene davor, dass kurzfristige Profite im Finanzsektor den Blick auf langfristige Probleme verstellten. Die Analystin Meredith Whitney beispielsweise schockierte die Aktienmärkte, indem sie im Jahre 2007 voraussagte, dass die Citigroup ihre Dividende würde senken müssen, weil der Bank 30 Milliarden Dollar fehlten. 9 Whitney sagte Verluste und Abschreibungen für Lehman Brothers, die Bank of America und Merrill Lynch voraus, und das zu einem Zeitpunkt, da diese Unternehmen als solide Felsen in der Brandung des Aktienmarktes galten. Sie kritisierte auch die Rating-Agenturen wegen ihrer inzestuösen |61| Verflechtungen mit den Großbanken und stellte die Genauigkeit und – in manchen Fällen – sogar die Ehrlichkeit der von den Agenturen vorgelegten Zahlen infrage. 10
    Sheila Bair, bis Juli 2011 Vorstandsvorsitzende jener staatlichen Behörde, die in den USA den Einlagensicherungsfonds verwaltet, der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), warnte ebenfalls emsig vor den Gefahren subprimer Kredite. 11 Als die Regierung schließlich gezwungen war, sich mit dem Thema zu befassen, verkündete Bair in aller Öffentlichkeit, dass die Rettungsaktion der Banken die Hypothekeninhaber nicht schützte, weshalb sie die Effektivität dieser Maßnahme auch für die folgenden Jahre infrage stellte. 12 Ihre Einwände erzürnten das Finanzministerium. Viele Verantwortliche verspotteten sie als übervorsichtige Xanthippe, die nicht in der Lage sei, die Zahlen richtig zu verstehen.
    Brooksley Born, die ehemalige Vorsitzende der Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission, warnte schon Jahre vor dem Zusammenbruch davor, die Derivate nicht zu regulieren. Sie glaubte, dass die wachsende Popularität von Finanzkonstrukten wie Swaps und ihre Ausdehnung auf risikoreiche Hypotheken die gesamte Wirtschaft gefährden könne. 13 Borns größter Gegner in Washington DC war damals Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, der sie als inkompetente Bürokratin abtat, die jeglichem unternehmerischen Geist feindlich gegenüberstand und viel zu stark in der Vergangenheit verhaftet sei, um den möglichen Profit finanzieller Innovation überhaupt schätzen zu können. 14
    Im Jahre 2009 erhielten Bair und Born den
JFK Profile in Courage Award
für ihre Bemühungen, das Bewusstsein für die bevorstehende Krise geschärft zu haben. 15 Bei der |62| Zeremonie sagte Bair, dass sie besonders erfreut darüber sei, mit anderen Preisträgerinnen zusammenzukommen, die die Stimme erhoben, wenn ihre männlichen Gegenstücke nicht handelten oder schlimmer, sie aktiv bekämpften. 16 Die Durchschnitts-Wirtschaftsblätter, die Bairs Kommentare zitierten und sogar registrierten, dass eine unverhältnismäßig große Anzahl ausgesprochen scharfsinniger Warnungen von Frauen kamen, werteten die Tatsache, dass die Preisträger Frauen waren, dennoch als bloßen Zufall.
    Etwas Ähnliches war schon einmal im Jahre 2003 passiert. Das
Time Magazine
hatte damals drei Frauen zu »Menschen des Jahres« 17 gekürt. Sheron Watkins von Enron, Cynthia Cooper von WorldCom und Colleen Rowley vom FBI hatten allesamt versucht, ihre Vorgesetzten auf Praktiken aufmerksam zu machen, die ihre Unternehmen mutmaßlich in die Katastrophe führen würden.
Time
lobte die Voraussicht und den Mut dieser Frauen und erklärte optimistisch, dass durch die Anerkennung ihrer Leistungen ein Sicherungssystem geschaffen worden sei, welches Unternehmen zukünftig daran hindern werde, ruinöse Geschäftspraktiken zu verfolgen. Die Redakteure vertraten die Auffassung, dass diese Frauen »eine Diskussion über das reibungslose Funktionieren der amerikanischen Wirtschaft in Gang gebracht hätten, eine Diskussion, die viele Jahre lang anhalten wird.« 18
    Natürlich verlief diese Diskussion im Sande und das vielgepriesene Sicherungssystem erwies sich als unwirksam, und zwar nicht nur in den USA, sondern weltweit. Innerhalb eines Jahres setzten die

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