Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
mitten im Schritt erstarrt war und den Präsidenten unverwandt anstarrte, und schloss hastig die Tür hinter sich. Sie wollte salutieren, aber Becker winkte unwillig ab und deutete auf einen der wenigen freigebliebenen Stühle. Charity setzte sich. Ihr Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. »Was ist passiert?« fragte sie knapp. Der Präsident lächelte flüchtig, während Becker sie eindeutig missbilligend ansah, aber nicht antwortete, sondern demonstrativ auf seine Armbanduhr blickte. Charity fiel auf, dass es nur noch einen einzigen freien Stuhl am Tisch gab. Offensichtlich war ihre Runde noch nicht komplett. Sie sah sich um, begrüßte Niles, Landers und Soerensen mit einem raschen Kopfnicken und stellte mit wachsender Beunruhigung fest, wie hochkarätig die Besatzung dieses unterirdischen Konferenzraumes war - mit Ausnahme der ehemaligen CONQUEROR-Crew schien es niemanden hier drinnen zu geben, der nicht mindestens zwei Sterne auf den Schultern trug. Allermindestens. Was zum Teufel war passiert?
    Sie warf Soerensen einen fragenden Blick zu, erntete aber nur ein Achselzucken. Der Wissenschaftler wusste so wenig wie sie. Sein Gesicht wirkte sehr ernst. Er rauchte, und seine Finger hatten die Zigarette fast zerdrückt, ohne dass er es überhaupt zu bemerken schien. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Hinterher begriff sie überrascht, dass sie weniger als fünf Minuten auf den Mann gewartet hatten, für den der letzte Stuhl reserviert war, aber sie wurden zu einer Ewigkeit. Und als er dann kam, war Charity nicht die einzige, die überrascht zusammenfuhr und ihn anstarrte. Der Mann war grauhaarig; sein Alter konnte sie kaum schätzen. Er hatte ein verschlossenes Gesicht und Hände, die feingliedrig wie die eines Chirurgen waren und nicht zu seiner übrigen Erscheinung passen wollten. Wie Becker und die meisten anderen im Raum trug er Uniform, und auf seinen Schultern protzten gleich vier Sterne - aber es gab noch etwas, was ihn von Commander Becker und den anderen unterschied: Seine Uniform war hellbraun, und sowohl auf seiner Mütze als auch auf dem Kragen der dazu passenden Jacke leuchteten kleine, blutrote Sowjetsterne. Becker stand auf, als der Russe hereinkam. Er lächelte, aber der Blick, den er den anderen dabei zuwarf, enthielt eindeutig eine Warnung. Wortlos eilte er ihrem Besucher entgegen, geleitete ihn zu seinem Stuhl und hastete dann zu seinem eigenen Platz zurück. »Meine Herren«, begann er. »Madame...« Das galt nur Charity, denn sie war die einzige Frau im Zimmer. »...ich muss Sie nicht extra darauf hinweisen, dass dieses Gespräch und alles, was Sie vielleicht anschließend erfahren sollten, absoluter Geheimhaltung unterliegt.« Er hält sich nicht einmal mit einer Begrüßung auf, dachte Charity verwundert. Was um Gottes willen ist passiert?! »Und um allen Spekulationen vorzubeugen«, fuhr Becker fort, »General Demisow ist auf ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten der Vereinigten Staaten hier, sowohl als Beobachter als auch als Repräsentant seiner Regierung. Bitte sparen Sie sich also irgendwelche überflüssige Fragen.« Er legte eine kleine Kunstpause ein, nickte noch einmal in Demisows Richtung und fuhr fort: »Die meisten von Ihnen werden ahnen, worum es geht - vor allem, da ja wohl jeder hier Captain Laird und ihre Crew kennen dürfte.«
    »Das Sternenschiff«, sagte Mike überflüssigerweise. »Was ist passiert?« Becker bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Aber er antwortete trotzdem. »Das wissen wir nicht. Noch nicht. Wir sind hier, um es herauszufinden.« Er starrte einen Moment lang an Mike vorbei ins Leere und seufzte hörbar. Plötzlich sah er sehr alt aus, fand Charity. Und sehr müde. Becker sprach nicht weiter, wie sie alle erwartet hatten, sondern setzte sich wieder und hob die linke Hand. »Den Film, bitte.« Eine unsichtbare Hand am Ende einer ebenfalls unsichtbaren Mikrofonverbindung legte ein paar Schalter um, und für eine Sekunde senkte sich tiefe Dunkelheit über den Raum. Charity streckte unwillkürlich die Hand nach Mikes Fingern aus und war plötzlich sehr froh, ihn in der Nähe zu wissen. Sie hatte Angst. Als die riesige Videowand hinter Becker eine halbe Sekunde später aufleuchtete, zeigte sie nichts, was diese Angst irgendwie begründet hätte, sondern nur ein Bild, das vielleicht ungewöhnlich war, seit ein paar Wochen aber über jeden Bildschirm der Welt flimmerte: das Schiff, eine grausilberne, zerschrammte

Weitere Kostenlose Bücher