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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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weg.
    Nachdem ich die Kleider gewechselt hatte, machte ich mich auf den Weg in die Küche, aus der ein vertrautes Klappern zu hören war. Maria war beim Kochen. Als ich an der kleinen Speisekammer vorbeiging, fiel mir Gracie ins Auge, die auf einer Trittleiter stand und grimmig zum obersten Regalbrett hinaufstarrte, wo knapp außer ihrer Reichweite eine Keksdose stand.
    »Was machst du denn da oben? Komm herunter!«, forderte ich sie auf.
    Sie ließ sich von der Trittleiter in meine ausgebreiteten Arme fallen. Ich drückte den schmalen Körper der Vierjährigen mit seligem Lächeln an mich. Sie mochte nicht mein Liebling sein, aber sie trug meinen Namen, und was nicht war, konnte ja noch werden. Vielleicht lernte sie irgendwann, lange Briefe zu schreiben …
    »He, ihr zwei.«
    Die Stimme war so nahe, dass ich zusammenfuhr. Ioan stand hinter mir, legte die Arme um uns beide und schob den Kopf an mir vorbei, um seiner Tochter einen dicken Schmatz auf die Stirn zu drücken. Sein leicht stoppeliges Kinn streifte meine Wange. Ich trat einen halben Schritt zur Seite, um zu vermeiden, dass sich auch unsere Körper berührten. Er schien es nicht zu bemerken, oder es war ihm egal, denn er ging leicht schwankend mit und schien die ausgedehnte Umarmung weidlich zu genießen.
    »Zwei von meinen Lieblingsfrauen«, murmelte er, bevor er mich losließ.
    Ich drehte mich um und drückte ihm Gracie in die Arme. »Ich sehe mal nach, ob ich Maria beim Abendessen helfen kann.«
    Er stellte Gracie ab. »Schätzchen, lauf zu deiner Mutter, und sieh nach, ob sie Hilfe braucht.«
    Sie stürmte ohne ein Wort davon.
    »Sie ist so brav «, bemerkte ich vorwurfsvoll. »War sie denn überhaupt im Trotzalter?«
    »Eigentlich nicht, nein.« Ioan sah ihr lächelnd nach.
    »Dann ist sie anders als ihre Mutter. Die hat mich zum Wahnsinn getrieben, als sie zwei Jahre alt war.«
    »Shadi«, sagte er, sonst nichts, aber etwas in seinem Ton veranlasste mich, den Kopf einzuziehen und zur Tür zu gehen, wobei ich leider an ihm vorbeimusste.
    Er packte mich am Handgelenk. »Shadi, sieh mich an.«
    »Nein, Ioan. Bei mir wirkt das nicht, weißt du nicht mehr?« Ich entzog ihm meine Hand, ging weiter und versuchte, das Echo in meinem Kopf zu überhören … Shadi … Shadi .
    Beim Essen stellte Maria immer wieder fest, wie lange wir uns nicht mehr gesehen hätten. Die ersten Male fand ich es noch herzerwärmend, doch bald wurde es geradezu lästig. Als sie auch noch davon anfing, dass ich auch in der Siedlung hätte bleiben können, anstatt auf die Universität zu gehen, verdrehten Rafi und ich die Augen und sahen uns gereizt an. Maria bemerkte es nicht und machte auch noch den Fehler, sich von ihrem Sohn Unterstützung holen zu wollen.
    »Rafi klagt andauernd, dass er dich so sehr vermisst, nicht wahr, mein Schatz? Wäre es dir nicht lieber, wenn Tante Grace bei uns in der Siedlung leben würde?«
    Ich erschrak. Wie waren wir von »öfter besuchen« zu »auf Dauer hier wohnen« gekommen?
    »Ich finde, sie sollte ihr eigenes Leben führen«, murmelte Rafi.
    Maria wurde wütend. »Rafi! Du wirst dich auf der Stelle bei deiner Tante entschuldigen!«
    »Schon gut, Maria, er …«
    Ioan setzte sich einfach über meinen Protest hinweg. »Deine Mutter hat recht. Entschuldige dich.«
    Rafi sah ihn empört an. »Immer machst du alles kaputt. Ich hasse dich!«
    Jetzt war ich schockiert. »Rafi!«
    Er schob seinen Stuhl zurück, stand auf und warf mir einen Blick zu, der gequält und vorwurfsvoll zugleich war. Dann schüttelte er frustriert den Kopf und rannte hinaus.
    Klein-Gracie schaute mit großen Augen zwischen ihren Eltern hin und her. Sie hatte aufgehört zu kauen, den letzten Bissen hatte sie in die Backentasche geschoben.
    »Teenager«, sagte Ioan lässig und strich seiner Tochter mit beruhigendem Lächeln über das Haar. »In diesem Alter hassen sie jeden.«
    Dann richtete er sein Lächeln auf mich. Sein Fuß stieß unter dem Tisch leicht gegen den meinen, und ich hatte eine volle Sekunde lang nicht das Bedürfnis, ihn wegzuziehen, bis mich etwas am Handgelenk kitzelte und mich ablenkte. Ich schlug mechanisch auf meine Hand, und das Kribbeln hörte auf.
    Ich schaffe es einigermaßen, die Fassade der Gleichgültigkeit aufrechtzuerhalten, doch in der Nacht spukte Ioan durch meine Träume wie seit Jahren nicht mehr. Erinnerungen und Fantasien verhedderten sich zu einem wirren Knäuel. Ich durchlebte noch einmal, wie unsere Herzen und unsere Gedanken sich gefunden

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