Die beste Welt: Roman (German Edition)
sollten oder warum, aber etwas drängte mich, möglichst viel Abstand von Ioan zu gewinnen. Doch als ich mich umschaute, musste ich feststellen, dass er uns folgte. Er beeilte sich nicht, er wusste ja, dass wir nirgendwohin fliehen konnten.
Rafi indes hatte eine Idee, und wenig später verwandelte sich das immer lauter werdende Summen, das mir schon seit Längerem in den Ohren dröhnte, in ein bekanntes Geräusch. Das Shuttle war zurückgekehrt und landete wieder auf dem Feld neben dem Obstgarten. Fergus, schlecht gelaunt und argwöhnisch wie immer, stieg als Erster aus. Dllenahkh folgte. Er trug den Habit eines Novizen und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, was ihm, wie ich fand, gut stand und ihn sehr friedfertig aussehen ließ. Die beiden kamen mit schnellen Schritten über die Wiese auf uns zu.
Dllenahkh schien geradezu erleichtert, als er mich erblickte. »Wir rufen Sie schon seit Längerem immer wieder an. Haben Sie vergessen, wann wir zurückfliegen wollten?«
Ich schaute auf meinen Armbandkommunikator. Vierzehn verpasste Anrufe – wann zum Teufel war das gewesen? Und hatten wir wirklich bereits Sonntag?
»Fergus, Dllenahkh, es tut mir leid! Mein Kommunikator muss ausgefallen sein, und ich habe ganz vergessen … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Ioan kam mir zu Hilfe. »Es tut mir leid. Der Empfang hier ist sehr schwankend. Und wir haben sie vollkommen mit Beschlag belegt – kein Wunder, dass sie nicht mehr daran gedacht hat.«
»Macht nichts«, sagte Fergus. »Wir sind um Stunden zu früh. Die Missionsleiterin erwartet uns erst gegen Abend.«
Ich sah ihn ungläubig an. Sein Gesicht wirkte entspannt, er lächelte sogar – kurz, er war ganz und gar nicht er selbst. »Wir können sofort aufbrechen, wenn Sie wollen«, bot ich an. Plötzlich konnte ich es kaum erwarten.
Fergus winkte ab. »Nur keine Hektik. Bleiben Sie noch eine Weile bei Ihrer Familie. Ich fliege Ratsherrn Dllenahkh nach Ophir zurück und hole Sie ab, wann immer Sie möchten. Der Flug dauert ja bloß eine halbe Stunde.«
»Hin und zurück wird eine ganze daraus«, wandte ich ein. Meine Stimme klang fester, als mir zumute war. Ich fühlte mich in die Enge getrieben und hatte Angst.
»Ich finde, du solltest Ratsherrn Dllenahkh nicht warten lassen«, bemerkte Ioan zuvorkommend.
Dllenahkh hatte die ganze Zeit geschwiegen. Nun schob er mit ruhiger Hand die Kapuze zurück und sah Ioan durchdringend an. »Nein. Das finde ich nicht.«
Ioan zuckte sichtlich zusammen und trat einen Schritt zurück. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, legte Dllenahkh unserem Piloten die Hand auf die Schulter, dabei waren körperliche Berührungen keineswegs typisch für ihn. »Hauptmann Fergus, wären Sie wohl so freundlich, das Triebwerk anzulassen?«
Fergus blinzelte, nickte langsam und verschwand im Shuttle.
Rafi schaute grenzenlos erleichtert und zutiefst dankbar zu Dllenahkh auf. »Ich hole ihre Sachen.« Damit lief er davon.
»Danke.« Dllenahkh nickte ihm zu. Sein Blick folgte dem Jungen, doch als er zu Ioan zurückwanderte, strahlte er Kälte aus.
Rafi kehrte mit meiner Tasche zurück, er war völlig außer Atem. Als ich sie ihm abnahm, gab ich ihm ein Versprechen, das ich niemals würde halten können. »Es wird alles gut. Ich sorge dafür, das schwöre ich.«
Die Tränen schossen ihm in die Augen. Er nickte mir zu, dann rannte er ins Haus zurück. Ich warf noch einen Blick auf Ioan, dann zog ich mich, dicht gefolgt von Dllenahkh, ins Shuttle zurück.
Dllenahkh gab Fergus den Befehl zum Start, dann wandte er sich an mich und sah mich ernst an. »Ich muss mich entschuldigen. Ich hätte früher merken müssen, dass Sie Hilfe brauchten.«
Ich atmete leichter, als ich aus dem Fenster schaute und sah, wie sich die Siedlung entfernte. »Schon gut. Ioan weiß, dass er mir nichts anhaben kann. Ich wünschte nur, ich könnte etwas für Maria tun. Es ist nicht richtig, wie er sie behandelt.«
»Dann sollten Sie ihn anzeigen«, sagte Dllenahkh. Es klang unerbittlich. »Soviel ich weiß, gibt es Regelungen, was mit Cygniern zu tun ist, die über starke Psi-Fähigkeiten verfügen und sie unangemessen einsetzen.«
»Er liebt sie aber doch«, murmelte ich. »Und womöglich nimmt man ihnen Gracie und Rafi weg – das wäre entsetzlich.«
»Trotzdem«, beharrte Dllenahkh sanft. »Er wollte Sie zwingen, bei ihnen zu bleiben. Können Sie darüber hinwegsehen?«
»Er weiß, dass er mir nichts anhaben kann«, wiederholte ich störrisch. »Ich wäre
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