Die beste Welt: Roman (German Edition)
über mich selbst, dass ich nicht einmal daran dachte, mich zu entschuldigen. Zwar konnte es sein, dass er erwachsene Kinder hatte, die nicht auf unserem Planeten lebten, dennoch war es unmöglich, einem Sadiri eine solche Frage zu stellen, nachdem so viele Familien umgekommen waren.
Er sah mich freundlich an. »Sie brauchen nicht so betroffen zu sein, Delarua. Ich hatte niemals Kinder. Die Gelegenheit hat sich nicht ergeben.«
Jetzt war die leichte Wehmut in seiner Stimme nicht zu überhören. Nasiha hatte sie wohl ebenfalls bemerkt, denn sie sagte entschieden: »Sie sind noch in den besten Jahren, Ratsherr. Und nach Abschluss dieser Mission sollten Sie das vorrangig angehen.«
Dllenahkh warf ihr einen Blick zu, der mich teils an Lanuris hilflose Gereiztheit angesichts unserer Vermittlungsversuche und teils an meine eigene Reaktion auf Jorals Bemerkung erinnerte, ich sei »zu alt«. Ich musste grinsen. Qeturahs Bemerkung, Nasiha hätte sich für meine Fortpflanzungsfähigkeit interessiert, kam mir wieder in den Sinn. Offenbar waren die hormonellen Auswirkungen einer Schwangerschaft bei den Sadiri ausgesprochen heftig.
»Vielen Dank für Ihren Rat, Kommandantin, aber Sie sollten nicht vergessen, dass ich erst kürzlich alle Hände voll zu tun hatte, um die Folgen übereilter Paarbindungsversuche von Sadiri der Kolonie zu mildern. Ich gäbe ein schlechtes Vorbild ab, wenn ich mich ähnlich verhielte. Ein stabiler Sadiri-Haushalt mit vielen Kindern wäre mir lieber als mehrere missglückte Beziehungen, aus denen jeweils ein Kind hervorgeht. In diesem Sinne gratuliere ich Ihnen zu Ihrem guten Start«, er nickte ihr huldvoll zu, »und wünsche Ihnen noch viele weitere Nachkommen.«
Er hatte sich geschickt aus der Affäre gezogen und war dabei auch noch aufrichtig gewesen. Nasiha bekam – man kann es nicht anders beschreiben – feuchte Augen. In Tariks Zügen spiegelte sich die Bewunderung eines Mannes, der sich im Geiste Notizen für die Zukunft macht. Ich unterdrückte ein Schmunzeln und fragte mich im Stillen, wo Dllenahkh wohl gelernt hatte, das weibliche Ego so gekonnt zu streicheln.
Eine Folge von Nasihas guter Laune war natürlich, dass sie bei unserem Einkaufsbummel zu großer Form auflief. Sie entdeckte prompt das beste Kaufhaus am Hafen, lud sich eine Übersichtskarte auf ihr Terminal und zählte lauthals auf, was sie sich für diesen Ausflug alles vorgenommen hatte.
Ich kratzte mich am Kopf und suchte nach den richtigen Worten. »Äh, Nasiha, ich kann nicht hemmungslos Geld ausgeben. Ich bekomme nur ein Monatsgehalt als Abfindung, und meine Ersparnisse will ich nicht antasten, bevor ich eine neue Stelle gefunden habe – ich brauche auch eine Wohnung, denn die meine ist noch für einige Monate untervermietet.«
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Ich denke nur an eine schlichte Basisgarderobe, die man im Beruf wie auch im Alltag tragen kann.«
Ich kapitulierte und ließ mich bemuttern. Nasiha hüllte mich in ein langes cremefarbenes Gewandtuch, das über eine Schulter geworfen wurde, und suchte einen Wochenbedarf an Unterziehhemden in Grundfarben aus. Sie kombinierte zwei Hosenröcke, einen langen Rock und zwei Hosen mit Oberteilen im Sadiri-Stil und fand zwei lange Kleider, von denen jedes mit den entsprechenden Accessoires auch zu feierlichen Anlässen getragen werden konnte.
»Schließlich«, bemerkte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, »passt das Kleid, das Sie in der Oper bekommen haben, nicht unbedingt in jeden Rahmen.«
Während ich verschiedene Kombinationen anprobierte und wieder auszog, rechnete ich hektisch im Kopf die Preise zusammen, doch als ich zur Kasse ging, zuckte der Angestellte nur die Achseln und erklärte: »Die Dame hat bereits alles auf ihre Rechnung setzen lassen.«
Ich ging zu Nasiha hinüber, die mit Todesverachtung ein formlos weites, vorne geschnürtes Kleid betrachtete. »Nasiha! Sie können das nicht alles bezahlen!«
Sie mimte Unverständnis. »Es ist doch wirtschaftlicher, alle Einkäufe einem Konto zu belasten, noch dazu habe ich eigens zur Anschaffung neuer Kleidung Mutterschaftsgeld bekommen. Wir können das sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt untereinander regeln. Ist es bei den Cygniern nicht Tradition, seinen Patenkindern pädagogisch wertvolle Geschenke zu machen?«
Damit hatte sie mir den Wind aus den Segeln genommen, und das merkte sie auch sofort, denn in ihre Augen trat dieser typisch sadirische Ausdruck selbstgefälliger Genugtuung.
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