Die beste Welt: Roman (German Edition)
mich fest in die Arme.
(Ja, ich weiß; und nein, ich sage nichts! Wenn Sie so neugierig sind, können Sie Lian ja selbst fragen!)
»Fergus bedauert es auch«, bemerkte Lian, als er mich freigab.
Ich lachte in mich hinein. »Nein, das glaube ich nicht.«
Lian lächelte matt. »Sie haben recht. Aber er sollte es bedauern. Sie haben ihm einen aussichtslosen Kampf erspart.«
»Er konnte mich noch nie leiden. Ich bin ihm nicht seriös genug.« Mein etwas leichtfertiger Tonfall sollte deutlich machen, dass mich das nicht weiter störte.
»Er ist eifersüchtig«, sagte Lian rundheraus und ohne sich zu schämen. »Er findet, seit ich mit Ihnen rumhänge, kichere ich so albern wie ein kleines Mädchen.«
»Das ist kein Kichern«, widersprach ich entrüstet. »Das ist Hohngelächter. Ich muss es wissen – ich habe es oft genug zu hören bekommen.«
Darüber lachten wir beide. Das half für einen Moment.
Dann kehrte die Wehmut zurück. »Er hält mich für einen bürokratischen Kleingeist«, lächelte ich, »und für Dr. Daniyel bin ich eine tickende Zeitbombe. Ich bin zu weit gegangen, oder nicht weit genug. Allmählich komme ich mir einfach nur wie ein Schwachkopf vor.«
»Wie denken die Sadiri darüber?«, fragte Lian scharfsinnig wie immer.
Ich überlegte kurz, dann lächelte ich noch breiter. »Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, für sie war mein Verhalten absolut unethisch, aber in hohem Maße angemessen.«
Der Abschied von den Sadiri fiel mir besonders schwer, weil ich dabei keine Gefühle zeigen durfte. Nasiha hatte alle meine Personalien, und ich wusste, dass ich sie und Tarik wiedersehen würde, vielleicht zusammen mit meinem Patenkind. Joral und Dllenahkh dagegen – gab es berufliche Gründe, die uns wieder zusammenführen konnten? Ich war nicht sicher. Als ich ihnen am späten Nachmittag Lebewohl sagte, ließen sie sich sogar dazu herab, mir die Hand zu schütteln. Joral wirkte tatsächlich ein wenig bedrückt. Dllenahkh schien dagegen völlig unbeeindruckt, und das brachte mich seltsamerweise aus der Fassung. Ich entschuldigte mich damit, dass ich noch packen müsste, und wollte in mein Zimmer gehen.
»Delarua, hätten Sie kurz Zeit.«
Ich drehte mich um. Wenn ich ganz ehrlich war, fühlte ich mich inzwischen nicht nur wegen des Abschieds in Dllenahkhs Gegenwart unwohl. Ich hörte in meinem Kopf ein kokettes Stimmchen, das andauernd Ich habe gegen den Ratsherrn in keiner Hinsicht irgendetwas einzuwenden plapperte, und sah mich selbst als komische Figur, die sich mit beiden Händen die Ohren zuhielt und dabei laut trällerte.
»Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen und würde mich freuen, wenn Sie bereit wären, heute mit mir zu Abend zu essen. Wie ich erfahren habe, gibt es ganz in der Nähe ein Restaurant, das sich auf ntshunische Küche spezialisiert hat.«
»Warum nicht?«, sagte ich mit lässigem Achselzucken und versuchte nicht darauf zu achten, dass mein Herz einen kleinen Hopser machte. Immerhin verstärkte ich zur Sicherheit meine mentale Abschirmung.
Sobald wir dann in dem Restaurant Platz genommen hatten, war mit einem Schlag alles wieder wie sonst. Er erkundigte sich nach meiner Meinung zu seiner Idee, Frauen als Älteste nach Cygnus Beta zu holen, und ich fand den Plan so faszinierend, dass ich meine Befangenheit vergaß. Ich dozierte über die Bedeutung von Großeltern in Familienverbänden, über die stabilisierende Funktion des matriarchalischen Modells für sadirische Gesellschaften und über die Notwendigkeit, die Gesellschaftsstruktur von Neu-Sadira möglichst weitgehend zu imitieren, um die Sadiri auf Cygnus Beta zu einer parallelen kulturellen Entwicklung anzuregen. Er hörte aufmerksam zu, während er achtlos mit seinem Besteck hantierte, und war irgendwann so gefesselt, dass er sich zurücklehnte, sich die Hand vor den Mund hielt und mich unverwandt ansah. Ich glaube, ich hatte soeben den Vorschlag gemacht, beim Interplanetaren Wissenschaftsrat, beim Galaktischen Auslandsdienst und bei der Galaktischen Justizbehörde befristete Stellen für sadirische Auszubildende einzurichten, um junge Eltern so lange vom aktiven Dienst freistellen zu können, dass sie die Möglichkeit hatten, die prägenden ersten Lebensjahre bei ihrem Nachwuchs zu verbringen, bevor sie ins Arbeitsleben zurückkehrten – oder auch nicht.
»Sie hatten einmal gesagt, von Ihren Landsleuten seien nur noch so wenige geblieben, dass Sie sich alle als eine große Familie betrachten müssten«,
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