Die beste Welt: Roman (German Edition)
Sie sagte nur noch: »Und nun zu den Accessoires.«
In mir keimte der Verdacht, dass sie an mir üben wollte, falls sie eine Tochter bekäme. Sie fand eine Schnalle für mein Gewandtuch, was sinnvoll war; suchte zwei Gürtel aus, was praktisch war; und anschließend studierte sie Zierkämme, was vollkommen überflüssig war.
»Sehen Sie mich doch an, Nasiha! Mein Haar ist so kurz!«, protestierte ich und hielt zur Demonstration Daumen und Zeigefinger einen Zentimeter weit auseinander.
Sie musterte mich. »Stimmt. Ich finde, Sie sollten es wachsen lassen.«
Sie kaufte die Kämme.
Ich sah ein, dass sie nicht aufzuhalten war, also suchte ich, um sie abzulenken, Gewand tücher, Oberteile und Kleider für ihre eigene Garderobe zusammen. Während sie in der Umkleidekabine war, huschte ich davon, tätigte rasch einen Einkauf und verstaute ihn in meiner Tasche, bis die Zeit reif dafür wäre.
Noch einmal appellierte ich an ihre Vernunft. »Sie sagen, wir können das zu einem späteren Zeitpunkt regeln, aber ich weiß doch noch gar nicht, wann wir uns wiedersehen. Kehren Sie nach dieser Mission denn nicht nach Neu-Sadira zurück?«
Sie schaute nachdenklich in die Ferne. »Das weiß ich noch nicht.«
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Ein kurzer Blick zu mir, dann widmete sie sich wieder dem Stoff des Kleides, das sie in Erwägung zog. »Der Ratsherr hat uns angeboten, auf Cygnus Beta zu bleiben. Er meint, Tarik und ich könnten mithelfen, das richtige Bild eines sadirischen Familienlebens zu vermitteln.«
»Das könnten Sie bestimmt«, beteuerte ich. »Man braucht hier wirklich mehr Frauen – und ich meine nicht als künftige Ehefrauen. Auch Frauen, die die Rolle von Schwestern, Tanten und Großmüttern übernehmen können. Im Moment sind die Sadiri nur ein halbes Volk.«
»Da sind Sie mit dem Ratsherrn weitgehend einer Meinung. Er hat weibliche Älteste für die Siedlungen auf Cygnus Beta angefordert.«
»Alle Achtung. Ausgezeichnet. « Ich lächelte tief befriedigt. Gut zu wissen, dass Dllenahkh nicht alle seine Hoffnungen auf unsere Brautschau gesetzt hatte.
Sie wählte ein Kleid, legte es zu den anderen, die ich für sie hielt, über meinen Arm und nahm das nächste Stück in Augenschein. »Sie schätzen den Ratsherrn wohl sehr?«
Das kam so beiläufig heraus, dass ich lachen musste. »Oh nein, Sie kriegen mich nicht. Was immer Sie denken, in welchen Spekulationen Sie und Tarik sich auch ergangen haben mögen, unser Verhältnis ist nicht von dieser Art.«
Wieder dieser kurze Blick. »Aber es könnte so sein. Sie stehen sich schon jetzt in mehr als einer Beziehung sehr nahe.«
Ich zuckte innerlich zusammen und zog vorsichtshalber, nur für den Fall, dass sie an Dinge rührte, über die ich nicht sprechen konnte, meine Zunge von den Zähnen zurück. »Sie haben ihn doch gehört«, druckste ich herum. »Er muss den jüngeren Sadiri ein gutes Beispiel geben. Er kann nicht die nächstbeste Frau heiraten – und schon gar keine in Ungnade gefallene ehemalige Regierungsbeamtin.«
»Ich erwähne es nur, weil … wer weiß, wann Sie sich wiedersehen?«
Ich stand ganz still und war froh, dass der Kleiderstapel auf meinen Armen mein Gesicht zur Hälfte verdeckte. Das tat weh. Das tat richtig weh. Ich hatte mich damit abgefunden, dass meine Karriere zu Ende war und ich aus der Mission ausscheiden musste, um mir eine andere Beschäftigung zu suchen, hatte dabei aber nicht bedacht, dass ich auch nie wieder mit Dllenahkh zusammenarbeiten würde.
»Delarua?«
»Ich werde ihn vermissen«, gab ich zu. Es klang erstickt. »Aber deshalb heiratet man doch nicht gleich. Nasiha, ich muss mich über Sie wundern. Sind Sie …?« Hormongesteuert konnte ich nicht sagen. »Liegt es daran, dass Sie …?« Schwanger konnte ich auch nicht sagen. » Warum sprechen Sie das ausgerechnet jetzt an?«
Sie nahm mir die Kleider ab und sah mich an, als wäre ich schwer von Begriff. »Es ist kein Geheimnis, dass auch er sehr viel von Ihnen hält. Und ich dachte bisher, bei den Cygniern seien arrangierte Ehen an der Tagesordnung?«
Ich folgte ihr zur Kasse. »In Maßen, Nasiha, nur in Maßen.«
»Sagt Ihnen vielleicht sein Aussehen nicht zu?«
Ich hatte eine kurze Vision von mir selbst, wie ich mir die Ohren zuhielt und laut summte, doch dann verdrängte ich das Bild und benahm mich wie eine Erwachsene. »Ich habe gegen den Ratsherrn in keiner Hinsicht irgendetwas einzuwenden, Nasiha, wahrhaftig nicht . Wenn Sie eine andere Möglichkeit
Weitere Kostenlose Bücher