Die beste Welt: Roman (German Edition)
schloss ich etwas atemlos. »Nun, damit wäre der Beweis erbracht. Ich kann verstehen, dass Ihnen die anderen Sadiri keine Frauen abgeben können, aber Familienangehörige können Sie doch sicher erübrigen.«
Er nickte so langsam und bedächtig, als wollte er nicht nur meine letzten Worte bestätigen. »Wenn ich mich recht erinnere, hatten Sie mich vor einigen Monaten vor der unangebrachten Arroganz der Sadiri gewarnt. Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gelangt, dass Arroganz unser offensichtlichster Fehler sein mag, aber nicht der gefährlichste.«
Er schob seinen Teller beiseite, stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah mich ernst an. »Ich glaube, unser größter Fehler, ein Fehler, den ich auch bei mir selbst feststelle, ist nicht, dass wir uns für überlegen halten, sondern für unbesiegbar. Das macht es uns schwer, selbst unseresgleichen um Hilfe zu bitten.«
Er senkte den Blick und spielte mit der Tischdecke herum. Ich fand es rührend und besorgniserregend zugleich, wie sehr er die gewohnte Selbstbeherrschung vermissen ließ. »Wir wurden mit der Begründung nach Cygnus Beta geschickt, das sei zum Wohl aller Sadiri. Was konnten wir tun? Wir folgten unerschrocken dem Befehl, überzeugt, dass wir allen Prüfungen standhalten könnten … nein, fest dazu entschlossen . Ein Scheitern war undenkbar.«
Er atmete hörbar aus und zwang sich, die Hände still zu halten. »Wenn ich ein Beispiel geben will, muss ich bei mir selbst anfangen. Ich möchte Ihnen ein Angebot machen« – hier hob er die Hand und lächelte schwach –, »nicht das, wie ich sofort klarstellen möchte, was Kommandantin Nasiha gerne hätte, sondern ein anderes, das Sie hoffentlich dennoch nicht enttäuschen wird. Sie haben mehrfach bewiesen, dass Sie sich sehr gut in die sadirische Gesellschaft einfühlen können. Wären Sie bereit, auch weiterhin bei dieser Mission mitzuarbeiten?«
Mir blieb kurz das Herz stehen. Ich hatte Zeit gehabt, über meine spontane Bemerkung zu Nasiha nachzudenken, und sah nun auch die Schwierigkeiten. »Ich würde auf der Stelle ja sagen, Dllenahkh, aber die Sache ist nicht so einfach. Ich habe Genmaterial gestohlen … danach kann ich weder für die Zentralregierung noch für die kommunalen Behörden in irgendeiner Eigenschaft mehr tätig sein. Ich könnte vielleicht privat auf den Siedlungen arbeiten, aber dies ist eine Regierungsmission. Deshalb kann ich Ihr Angebot nicht annehmen.«
Da war sie wieder, diese leise Selbstgefälligkeit. »Das ist uns bekannt. Aber die Sadiri-Kolonie auf Cygnus Beta befindet sich in einer einzigartigen Position. Wir sind selbstverständlich in allem, was die Verwaltung der Siedlungen betrifft, der Zentralregierung unterstellt, aber wir sind auch weitestgehend autonom, und die Verantwortung für die Kolonisten liegt letztendlich bei der Regierung von Neu-Sadira. Wir haben Sie für diese Mission ausgewählt. Deshalb können wir Sie auch wieder einstellen.«
Mir fiel die Kinnlade herunter. Das war zu schön, um wahr zu sein. Er sah meine Hoffnung und ließ eine Warnung folgen. »Ich habe nicht das letzte Wort. Bevor eine Entscheidung getroffen werden kann, müssen Sie ein Vorstellungsgespräch und eine Begutachtung über sich ergehen lassen. Ich dachte, wenn Sie einverstanden wären, könnten wir morgen früh das Shuttle nach Karaganda nehmen, wo es eine ausgezeichnete Telekonferenzanlage gibt. Das Gespräch würde am frühen Nachmittag stattfinden, und bis zum Ende des Tages hätten wir die Antwort.«
»Wenn das so ist … ja! Unbedingt!«, stammelte ich.
Wie ich in dieser Nacht schlief, weiß der Himmel. Ich schlingerte haltlos hin und her zwischen süßen Träumen und Schreckensvisionen über den möglichen Ausgang dieses Unternehmens. Dllenahkh und ich standen früh auf. Zu meiner großen Freude und gelinden Überraschung fanden sich Nasiha, Tarik und Joral zu einer gemeinsamen Meditation ein, bevor wir zur Shuttle-Station aufbrachen.
Ein dringend benötigtes Nickerchen verkürzte mir den Flug nach Karaganda. Danach reichte die Zeit für einen kurzen Zwischenstopp in einem Hotel, wo wir ein leichtes Mittagessen einnahmen und uns vor dem Vorstellungsgespräch frisch machten und umkleideten. Dllenahkh trug es mit Fassung, als er an meine Tür klopfte und ich immer noch mit der Auswahl meiner Garderobe beschäftigt war. Er beriet mich mit ernster Miene, beschwichtigte meine Bedenken, was den Zustand meines Haares anging, und half mir
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