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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Lippen ihre berühren, halte ich still. Ich rieche ihre Haut, spüre ihren Herzschlag und schmecke den Wein auf ihren Lippen.
    Sekunden breiten sich aus wie Jahresringe.
    Dann öffnen sich ihre Lippen, und die Welt bleibt stehen.
    Ich schwöre, ich spüre, wie die Erdkugel bewegungslos verharrt.
    Ihre Zunge berührt meine und überzieht meine Haut mit Schauern. Etwas Warmes breitet sich prickelnd in meinem Körper aus, bis es an die Grenzen stößt und wieder zurückschwappt. Kusswellen.
    Ich halte ihre Hände und drücke meinen Mund auf ihre glatten, warmen Lippen. Lange. Langsam. Bis ich nicht mehr weiß, ob wir atmen. Unser Puls vereint sich. Möwengeschrei in den Ohren. Oh Gott …
    Irgendwann löst sie sich und lehnt sich etwas zurück. Die Welt setzt sich rumpelnd in Bewegung. Sie scheint mich anzuschauen, aber ich kann ihre Augen in der Dunkelheit nicht erkennen.
    »Das ist total bescheuert«, flüstert sie.
    »Ja«, sage ich. Gott, riecht ihr Atem gut.
    »Wieso ausgerechnet jetzt?«, fragt sie und legt mir ihre Hände auf die Wangen.
    »Reines Glück«, sage ich, presse meine Lippen auf ihre und ignoriere den Gedanken, dass es genau solche Situationen sind, die ich der Verliebtheit vorwerfe – mit einer Frau zu schlafen, die morgen das Land verlässt. Aktionen, die nichts als Ärger bringen.
    Atembeschwerden. Ich öffne ein Auge. Lola liegt platt auf mir. Der Versuch, diesen Anblick mit meiner Erinnerung in Einklang zu bringen, verwirrt mich für einen Moment, dann drehe ich den Kopf. Neben mir liegt eine Frau. Sie ist wach, stützt ihre Wange auf ihre Handfläche und mustert mich. In dem schwachen Morgenlicht wirkt sie unwirklich hell.
    Ich lächele sie an. Sie lächelt zurück und deutet auf meinen Wecker. Halb fünf. Wir müssen los. Ich drehe mich. Lola rutscht auf die Matratze und verschwindet zwischen den Decken wie ein Wattwurm. Wir rollen leise aus dem Bett und suchen unsere Kleidung zusammen. Während ich den Boden nach meiner Hose abtaste, treffen sich unsere Blicke. Mein Herz macht hoppla, und ein Schuss Endorphine bringt mich ins Glücksland. Vielleicht wegen ihres Anblicks. Vielleicht wegen des Geruchs. Vielleicht wegen der Situation. Nach einem One-Night-Stand leise die Klamotten zusammenzusuchen ist schon mal vorgekommen, aber gemeinsam aus dem Bett zu schleichen, um das Kind nicht zu wecken, das ist so … familiär. Mir ist danach zu lachen. Im selben Augenblick fällt mir ein, wo wir gleich hinfahren, und mir vergeht das Lachen.
    In der Küche erwartet uns Stille. Sogar für Oscar ist es zu früh. Ich ziehe die Schlafzimmertür leise zu. Eva legt ihre Kleidung auf einen Küchenstuhl und steigt in ihren Slip. Ich genieße den Anblick ihres Rückens und presse mich an ihren warmen Morgenkörper. Oh Mann.
    »Guten Morgen«, flüstere ich ihr ins Haar.
    »Morgen«, raunt sie und dreht sich zu mir um.
    Ich presse mich an sie und bohre meine Nase in ihre Wange, wie ein orientierungsloser Vampir.
    »Gibt es bei dir Kaffee und Tassen?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Alles weggepackt.«
    »Ich mache uns einen Kaffee zum Mitnehmen, ja?«
    Sie nickt an meiner Schulter. Ich halte sie und denke an heute Nacht. Ihre Mimik beim Sex war das Schönste, das ich je außerhalb eines Museums gesehen habe. Manche Gesichter lernt man nie kennen, die meisten Leute, auch ich, halten etwas zurück, ob bei Liebe, Schmerz oder Orgasmen. Eva nicht. Heute Nacht habe ich ihr Gesicht gesehen. Ich weiß, wie sie in zwanzig Jahren aussehen wird, und ich weiß, wie sie vor zehn Jahren ausgesehen haben muss. Ich habe sie müde und wach, fordernd und nachgiebig, erfahren und kindlich erlebt.
    Ich küsse sie. Sie erwidert den Kuss. Die Berührung ihrer Lippen verpasst mir leichte Elektrik. Ich lasse meine Hände über ihren Rücken gleiten. Es ist alles so weich, warm und sinnlich. Meine Erektion wächst ihr direkt zwischen die Beine. Als die Spitze ihre weichen Lippen berührt, stöhne ich.
    »Hmmmm …«, macht sie und bewegt ihren Unterleib langsam.
    Ich drängele mich etwas vor. Sie drückt die Beine zusammen und schiebt mich weg.
    »Wir müssen los.«
    »Ich beeile uns«, verspreche ich und drängele wieder vor.
    Sie gickelt, befreit sich und flüchtet ins Bad. Für ein paar Sekunden mustere ich die Badezimmertür unschlüssig. Anklopfen oder eintreten? Ich entscheide mich fürs Anziehen, immerhin sind Kinder im Haus. Lola ist vielleicht eh schon durcheinander, weil sie das Bett zweimal teilen musste, und wenn Oscar

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