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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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ich. Sie sitzt mit kerzengeradem Rücken auf der Bettkante und starrt an die Wand. Ich setze mich daneben und piekse sie in die Seite.
    »Na, wieder ein superschöner Tag auf der Arbeit? Was ist passiert? Ist jemandem aufgefallen, dass einer der Juroren seit Jahren blind und taub ist?«
    Sie antwortet nicht.
    »Na gut«, sage ich. »Dann frag mich doch mal, wie mein Tag war.«
    »Ich bin krank«, sagt sie.
    Ich lache überrascht.
    »Wie, krank?«
    Sie wendet mir ihr Gesicht zu, ihre Augen sind dunkel und klein. Sie richtet ihren Zeigefinger auf ihre linke Brust. Aus irgendeinem Grund muss ich an Die Lachsschaumspeise denken und unterdrücke ein Lachen.
    »Was, Oscars Grobmotorik? Die Prellung?«
    »Ich habe einen Tumor.«
    »Was?«
    Ein kleiner kalter Stich in meinem Nacken. Ich richte mich gerade auf. Rene starrt wieder an die Wand.
    »Der Befund ist bösartig.«
    Bösartig. Eine kalte Hand presst mein Herz zusammen.
    »Ganz ruhig«, sage ich und meine auch mich. »Was ist passiert?«
    Sie heftet wieder ihren Blick auf mich. Ihre Augen sind dunkel.
    »Ich habe Brustkrebs.«
    Manchmal wird der Boden, auf dem wir stehen, von einem Moment zum anderen zu einer Glasscheibe, in der sich Haarrisse ausbreiten. Man hört das Knacken, hält die Luft an, dann erreicht dich die Nachricht – und die Scheibe bricht.
    Sie heftet ihren Blick an die Wand, atmet tief durch und lässt die Luft langsam durch die Nase ausströmen. Ich nehme ihre Hand.
    »Wenn du mich veräppelst, wäre das der Moment, um ›Ätsch‹ zu sagen.«
    Sie antwortet nicht. Ihre Hand liegt wie tot in meiner. Ich versuche, mich zu erinnern. Brustkrebs … Es wird eine Probe entnommen, und dann wartet man auf das Ergebnis, und Rene kommt gerade aus dem Krankenhaus. Ich atme erleichtert auf. Es ist ein Verdacht, keine Diagnose.
    »Vielleicht …« Ich halte gerade noch ein Ist es nicht so schlimm zurück. Alleine der Verdacht ist schlimm. Erst recht, wenn die eigene Mutter an derselben Krankheit gestorben ist. Scheiße. »Bist du sicher? Ich meine, das sind doch noch keine endgültigen Ergebnisse, oder?«
    Sie schaut mich wütend an.
    »Das sind die beschissenen Ergebnisse!«, flüstert sie rau und zieht ihre Hand an sich.
    »Aber …« , beginne ich. »Wie ist das möglich? Ich meine, seit wann bekommt man die Ergebnisse am Tag der Untersuchung?«
    Sie fokussiert mich, ihr Blick ist so eisig wie ihre Stimme.
    »Willst du mir etwas über Brustkrebs erzählen?«
    »Nein.«
    »Gut!«
    Sie starrt wieder an die Wand und atmet heftig. Fragen flattern durch mein Gehirn wie Fledermäuse. Ich bekomme keine zu packen. Aber irgendwas stimmt nicht. Das können nicht die endgültigen Ergebnisse sein. Laboruntersuchungen brauchen Zeit. Oder nicht? Gibt es eine neue Methode? Ruhig jetzt.
    Ich berühre ihren Arm. Ihr Körper ist steif vor Anspannung. Ich lege einen Arm um ihre Schultern. Sie senkt den Kopf und lehnt sich an mich. Es herrscht absolute Stille im Zimmer, ich glaube, keiner von uns atmet. Wir sitzen mit geschlossenen Augen da und warten darauf, dass uns die Angst verlässt.
    Tut sie nicht.
    »Wir kriegen es hin«, murmele ich und halte sie an mich gedrückt.
    Sie löst sich und steht auf.
    »Die Kinder dürfen nichts merken.«
    Sie geht zur Tür, ich erwische sie am Arm, bevor sie die Tür öffnen kann.
    »Warte doch mal … Wieso hast du schon Ergebnisse? Woher wissen die das so schnell?«
    Sie steht mit gesenktem Kopf vor mir und atmet tief durch, bevor sie spricht.
    »Als ich Oscars Prellung berührte, fand ich einen Knoten …« Sie hebt ihr Gesicht und wirft mir einen toten Blick zu. Ihre Pupillen sind klein und dunkel. »Mittwoch war ich vor der Arbeit bei meinem Hausarzt, der schickte mich gleich in die Uniklinik, dort wurden Gewebeproben entnommen. Heute kamen die Ergebnisse. Ich hab Krebs, meine linke Brust ist hin.«
    Hin.
    »Sicher?«
    Sie schaut mich wütend an.
    »Ja, verflucht!«
    Ich starre sie an, unfähig etwas zu sagen.
    »Wir reden später«, sagt Rene. »Die Kinder dürfen nichts merken.«
    Sie verlässt das Schlafzimmer. Ich bleibe wie betäubt zurück und versuche zu verstehen. Eben war der Abend noch hell und leicht. Jetzt ist er dunkel und schwer. So schnell geht das. So verdammt schnell.
    Rene ist die bessere Schauspielerin. Sie albert mit den Kindern herum, während ich starr in einer Ecke sitze und versuche, normal zu wirken. Für Oscar müsste ich mich nicht verstellen. Er ist in seiner eigenen Welt, worum ich ihn mal wieder

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