Die bestellte Braut
ihr zu reden.
Miss O'Brian nahm an, dass er es für unter seiner Würde hielt mit Frauen zu reden, die auf Trickbetrüger hereinfielen.
„Charlie, reiß Dich gefälligst zusammen!“, fuhr Mr. Sullivan seinen Jüngsten an, dann wandte er sich an die junge Frau, die etwas verwirrt in die Runde schaute. „Nehmen Sie es uns nicht übel Miss O'Brian, aber Sie sind in einem Etablissement wie dem Gemstone in etwa so fehl am Platz wie eine Millionenerbin in einem Kuhstall. Ich fürchte, Sie sind für diese Art Arbeit einfach viel zu sehr Dame.“
„Oh, ich hab keine Angst davor, mir die Hände schmutzig zu machen. Ich kann durchaus zupacken, wenn es von Nöten ist.“ Steffiney war nicht unbedingt naiv, aber die Sitten im Westen waren ihr völlig fremd. Dass der Saloon viel mehr als ein Ausschank für alkoholische Getränke war, erschloss sich ihr nicht. Jetzt musste auch Josh sein Gesicht hinter seinen Händen verbergen. Die unwissentliche Doppeldeutigkeit von Miss O'Brians Bemerkung trieb ihm die Tränen in die Augen vor unterdrücktem Lachen.
„Nein, da haben Sie mich falsch verstanden. Was ich meine, ist, dass die Arbeit im Gemstone Ihnen mehr abverlangen würde, als Sie jetzt denken. Oder einschätzen können...“ Selbst Charles Sullivan schien am Ende seines Lateins angekommen zu sein. Wie sollte er der Dame nur klar machen, was das Gemstone wirklich war?
Es war schließlich Luke, der das Kind beim Namen nannte. „Sind Sie wirklich so naiv? Das Gemstone ist nicht nur ein Saloon. Es ist in erster Linie ein Bordell. Ein Freudenhaus.“
Steffiney lief bei dieser Eröffnung scharlachrot an und senkte ihre Augen, während Mr. Sullivan seinem Ältesten einen ärgerlichen Blick zuwarf. Doch die junge Frau fand ihre Sprache schneller wieder als erwartet.
„Oh, ähm, d-danke für den Hinweis. Das ist dann wohl in der Tat nicht das Richtige für mich.“
Für einige Augenblicke machte sich betretenes Schweigen breit. Und Mr. Sullivan überlegte bereits wieder, wie er seinen Gast dazu bringen konnte, sich das Geld für die Rückfahrt von ihm zu leihen, als sich Charlie zu Wort meldete.
„Als was haben Sie früher eigentlich gearbeitet, Miss O'Brian?“
„Ich habe Klavierunterricht gegeben. Nichts, was mir hier von Nutzen wäre.“ Sie lächelte entschuldigend. „Und seit zwei Jahren habe ich als Krankenschwester gearbeitet. Aber ich nehme nicht an, dass Green Hollow ein Krankenhaus besitzt, oder?“, fragte sie halb im Scherz. Charlie lachte wieder auf und verneinte dann.
Es war Josh, der nach einigen Minuten das Schweigen wieder brach.
„Dad, sucht Doc Dave eigentlich immer noch einen Assistenten?“
Sein Vater schaute ihn fragend an.
„Ja, aber was hat das jetzt mit Miss O'Brian zu tun? Sie wird ja wohl kaum Medizin studiert haben“, meinte er zweifelnd.
„Nein, aber der alte Dave wird sicher noch eine Weile weiter suchen müssen. Die meisten Ärzte wollen doch nicht in den Westen. Die wollen eine saubere Stelle in einem Krankenhaus in einer großen Stadt. Vielleicht würde sich Doc Dave vorerst auch mit einer Krankenschwester als Hilfe begnügen“, gab der zweitälteste Sullivan zu bedenken.
Einen Moment lang schauten alle verblüfft auf Josh. Der Vorschlag klang zu gut, um wahr sein zu können. Langsam und zweifelnd drehte schließlich Miss O'Brian ihren Kopf zu Charles Sullivan.
„Halten Sie es für möglich, dass Ihr Doktor sich auf so etwas einlässt?“ Steffiney wollte sich nicht umsonst Hoffnungen machen, aber die Idee erschien irgendwie vernünftig. Und sie war momentan der einzige Lichtblick.
„Ich halte es zumindest nicht für unmöglich. Dave ist ein netter, alter Kerl.“ Er wandte sich an seinen jüngsten Sohn. „Charlie, Du wirst morgen wieder in die Stadt reiten und Doc Dave zu uns heraus bitten. Sag ihm, dass ich über etwas Geschäftliches sprechen möchte. Und nun Miss O'Brian, tun Sie uns den Gefallen und machen etwas Musik? Ich denke, das wäre jetzt genau das Richtige!“
„Gerne!“ Mit einem breiten Lächeln nahm Steffiney auf dem Klavierhocker Platz und stimmte einen irischen Reel an. Es war eine fröhliche Melodie. Dies und die Aussicht auf eine Arbeit für Miss O'Brian besserten bei allen die Laune. Selbst Luke Sullivan konnte sich der guten Stimmung nicht entziehen und stellte zum zweiten Mal an diesem Tag fest, dass Steffiney O'Brian nicht nur Klavier spielen konnte, sondern dabei auch noch bezaubernd aussah.
Gute Arbeit, sauber das!
Charlie hatte
Weitere Kostenlose Bücher