Die bestellte Braut
Bruder. Und jetzt fühlte auch Josh sich berufen, etwas zu Miss O'Brians gutem Ruf beizusteuern und ließ Doc Dave seine verletzte Hand inspizieren.
Steffiney biss sich aufgeregt auf die Lippen. Ihre ganze Zukunft hing von der Meinung ab, die dieser alte Mann über sie hatte.
„Gute Arbeit, sauber das“, murmelte Doc Dave vor sich hin, als er den Verband wieder verknotete, dann drehte er sich um. „Also Missy, da ich so bald wohl keinen Assistenten hierher bekommen werde und sie nen ganz vernünftigen Eindruck machen, will ich's mit Ihnen versuchen.“
Charlie brach sofort in lauten Jubel aus, Mr. Sullivan klopfte dem alten Doc unentwegt auf die Schultern und Steffiney fiel der nächstbesten Person um den Hals. Da sie immer noch neben dem Schreibtisch stand, war das allerdings Luke Sullivan. Und der schien nicht mal abgeneigt, als er ihr einen Arm um die Taille legte und sie an sich zog. Allerdings fuhr die junge Frau sofort zurück, als ihr klar wurde, was sie da gerade tat. Und vor allem mit wem.
„Oh, Entschuldigung. Es war... nicht meine Absicht.“ Damit wandte sie sich hochrot im Gesicht ab, um sich von Bill und Josh die Hand schütteln zu lassen.
Zur Feier des Tages öffnete Mr. Sullivan eine besonders alte Flasche Scotch und es wurde auf Miss O'Brians Erfolg angestoßen.
Im Laufe des Abends klärten Doc Dave und Steffiney die Einzelheiten ihrer Anstellung und sie war überglücklich als sie hörte, dass der alte Doc und seine Frau ein Zimmer für den Assistenten frei hielten, nach dem der alte Dave schon so lange suchte. Sie würde Kost und Logis frei haben und dafür nur wenig von ihrem Verdienst einbüßen müssen. Ja, in spätestens einem Jahr würde sie sich die Heimreise nach Boston leisten können!
Ich habe meine Entschuldigung durchaus ernst gemeint!
Es war also beschlossene Sache, dass Miss O'Brian in der nächsten Woche ihren Dienst als Doc Daves Krankenschwester antreten sollte. Mr. Sullivan hatte darauf bestanden, dass sie die Zeit bis dahin auf der Black Creek Ranch verbringen sollte. Nach anfänglichem Zögern hatte Steffiney schließlich doch zugestimmt und es war ihr sogar gelungen Luke Sullivan aus dem Weg zu gehen. Sie hatten sich lediglich zu den Mahlzeiten gesehen, auch wenn die junge Frau zwei oder drei Mal das Gefühl gehabt hatte, dass Mr. Sullivans ältester Sohn versuchte sie allein zu erwischen. Aber Doc Daves zukünftige Krankenschwester hatte es noch jedes Mal geschafft ihm zu entwischen.
Stattdessen hatte die junge Frau fast ihre ganze Zeit mit Charlie verbracht. Er hatte ihre Reitkenntnisse auf einer wirklich geduldigen Stute aufgefrischt und sie hatte sich mit ein paar Tanzstunden revanchiert. Mr. Sullivan selbst hatte sich die Mühe gemacht und sie einen ganzen Tag lang über seine weitläufigen Besitzungen kutschiert. Die Black Creek Ranch war enorm groß, verfügte über ausgedehnte Weidegründe für Sullivans Rinderherden, hervorragende Pinienwälder und zu Miss O'Brians Begeisterung auch tatsächlich über ein dunkel schimmerndes Flüsschen, der sich in den dichten Pinienwäldern zu einem kleinen See weitete. Steffiney mochte diese Stelle ganz besonders gern.
Lediglich ihr letzter Abend auf der Ranch wurde ihr etwas verdorben. In der einen Woche, die sie hier verbracht hatte, war es zur Gewohnheit geworden, dass die junge Frau ihre Gastgeber nach dem Abendessen mit etwas Musik unterhielt. Als Mr. Sullivan vorschlug, dass Luke doch seine Gitarre holen sollte und Miss O'Brian bei einem irischen Lied begleiten, war Steffiney nicht gerade begeistert von dieser Idee. Allerdings konnte sie nach allem, was Mr. Sullivan für sie getan hatte, kaum ablehnen. Auch Luke schien nicht wirklich erfreut. Vor allem nicht, nachdem er Miss O'Brians Miene bei dem Vorschlag gesehen hatte, aber er wollte seinem Vater anscheinend nicht die gute Laune verderben.
Und so kam es, dass Steffiney O'Brian feststellen musste, dass ein Mann mit einer Gitarre, der Wild Rover sang, eine fatale Wirkung auf sie hatte. Lukes tiefe Stimme zog sie dermaßen in ihren Bann, dass sie einmal wirklich fürchterlich daneben griff und ein paar Takte mit ihrem Spiel aussetzen musste, bevor sie mit hochrotem Kopf wieder in die Melodie fand. Ihr war klar, dass Mr. Sullivan wahrscheinlich auf noch mehr Lieder bestehen würde und so war ihr der Ausrutscher eine willkommene Entschuldigung. Miss O'Brian schob einen Krampf in der Hand vor und ließ Luke nach dem Wild Rover allein weiterspielen und singen.
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