Die bestellte Braut
auch daran machen und das Mittagessen zubereiten. Dave wird bald von seinen Hausbesuchen zurück sein und dann will er immer gleich was essen. Heute Nachmittag hat er Sprechstunde. Herzchen, da werden sie ihm gleich zur Hand gehen können. Aber machen sie sich keine Sorgen, die meisten Leute hier in Green Hollow sind wirklich nett und auch ganz zivilisiert. Aber ich verplappere mich schon wieder. Schätzchen, wären Sie so nett und würden Luke hinausbegleiten? Ich fange schon mal mit dem Essen an. Und jetzt husch, husch, raus hier, meine Kinder!“ Mit einem Lachen und einer energischen Handbewegung schob die alte Dame die beiden jungen Leute zur Küchentür hinaus, bevor Luke auch nur Auf Wiedersehen sagen konnte. Natürlich hätte er den Weg hinaus auch allein gefunden, aber anscheinend hielt Mrs. McAbberty es für nötig, den beiden jungen Leuten einen Abschied unter vier Augen zu ermöglichen.
Schweigend gingen die beiden nebeneinander her und auf der Veranda hielt Steffiney ihrem Begleiter die Hand entgegen. „Danke, dass Sie mich hergebracht haben, Mr. Sullivan. Auf Wiedersehen!“, verabschiedete sie sich etwas unsicher.
Luke schien allerdings nicht gewillt die dargebotene Hand zu ergreifen. Mit verschränkten Armen trat er einen Schritt näher an sie heran, da die junge Frau so viel Abstand wie möglich zwischen sie gebracht hatte.
„Hören Sie Miss O'Brian, Sie haben völlig Recht. Ich hatte keinen Grund Sie so zu beschimpfen, wie ich es getan hab. Ich kann mich nur damit entschuldigen, dass ich in meinem Wunsch, meinem Vater jeglichen Ärger vom Hals zu halten, zu weit gegangen bin. Es tut mir aufrichtig leid.“ Ganz offensichtlich war der Sullivan es nicht gewohnt um Entschuldigung zu bitten und seine Stimme klang eine Spur kratziger als sonst.
Im ersten Augenblick war Steffiney positiv überrascht, als Luke allerdings seinen Vater erwähnte, wurde ihr plötzlich einiges klar. Oder zumindest glaubte sie das. Deswegen hatte Mr. Sullivan seinen ältesten Sohn darum gebeten, sie nach Green Hollow zu bringen! Er musste ihn ins Gebet genommen haben, damit dieser Flegel sich bei ihr entschuldigte und hatte ihm mit der Kutschfahrt auch gleich die passende Gelegenheit verschafft.
Auf die Idee, dass ihr Rüffel und vielleicht auch eine unbedeutende Kleinigkeit, die in der letzten Woche passiert war, an diesem Sinneswandel schuld sein konnten, kam die junge Frau gar nicht.
Luke war versehentlich Zeuge eines Gesprächs zwischen Josh und Miss Steffiney geworden, das ihn schließlich restlos von der Unschuld der jungen Dame überzeugt hatte.
Charles' Ältester war gerade auf dem Weg in sein Zimmer gewesen, um sich für das Abendessen umzuziehen, als er aus dem Salon Josh's Stimme gehört hatte.
„Aber Miss O'Brian, jedes Kind weiß doch, dass es üblich ist, dass die interessierten Parteien sich bei solch einer arrangierten Ehe erst mal per Briefkontakt kennenlernen.“ In der Stimme seines Bruders hatte einige Belustigung mitgeschwungen, doch Miss O'Brian schien in dieser Beziehung etwas dünnhäutig zu sein.
„Ich weiß ja nicht, was Sie ihren Kindern hier beibringen, aber da dies meine erste Unternehmung dieser Art war, war mir das nicht bewusst!“, hatte die kleine Frau für ihre sonst so ruhigen Verhältnisse reichlich giftig geantwortet. Und Luke konnte seinen jüngeren Bruder förmlich vor sich sehen, wie er in einer für ihn typischen Geste abwehrend beide Hände erhob, als er lachend antwortete: „Ich meine es doch nicht böse. Ich wundere mich nur, dass Ihnen die ganze Geschichte nicht von Anfang an seltsam vorkam. Sonst sind Sie ja auch nicht gerade auf den Kopf gefallen.“
Und der halb schuldbewusste, halb hilflose Tonfall der jungen Frau machte Luke irgendwie Gewissensbisse wegen seinem rüden Verhalten.
„Ich würde nie auf solche Ideen kommen, deswegen habe ich überhaupt nicht so weit gedacht, dass Mr. Smith mich betrügen könnte.“
Bei diesem Satz hatte Luke den Kopf geschüttelt. Er hatte Steffiney O'Brian wohl wirklich Unrecht getan. Dass sie diesen Trick des Agenten nicht durchschaut hatte, zeugte eigentlich nur von ihrem guten Charakter. Selbst wenn ihr Verhalten vielleicht etwas zu blauäugig gewesen war.
Doch da Steffiney sich dieser geheimen Erkenntnis von Luke nicht bewusst war, fiel ihre Antwort reichlich ungnädig aus.
„Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen, nur weil ihr Vater es Ihnen aufgetragen hat! Solange Sie es nicht von sich aus tun, kann mir das
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