Die bestellte Braut
Sie machte es sich in einem Sessel bequem und lauschte für den Rest des Abends den schottischen und irischen Balladen.
Der nächste Morgen war also der große Tag, an dem Steffiney nach Green Hollow zu den McAbbertys umziehen sollte. Beim Frühstück ließ Mr. Sullivan nebenbei fallen, dass Luke sie in die Stadt fahren würde.
„Oh, aber ich dachte Charlie...“ Miss O'Brians Kommentar verlor sich irgendwo zwischen ihrer Kaffeetasse und der Serviette. Sie wollte nicht unhöflich oder undankbar erscheinen, aber sie konnte sich nun wirklich Besseres vorstellen, als den ganzen Weg nach Green Hollow neben Lukas Sullivan sitzen zu müssen. Und eigentlich wunderte es sie auch, dass Luke selbst keine Ausrede gefunden hatte, um diese, ihm sicherlich unliebsame, Aufgabe zu umgehen.
Mr. Sullivan lachte ein wenig. „Charlie hat sich schon die ganze Woche ein schönes Leben gemacht. Es wird Zeit, dass mal ein anderer meiner Söhne in den Genuss ihrer netten Gesellschaft kommt. Da hat Luke als Ältester das größte Anrecht drauf.“
Steffiney sagte kein Wort mehr und beugte sich mit hochrotem Gesicht über ihren Teller, während Charlie seinen ältesten Bruder frech angrinste.
„Luke ist doch so ein Holzklotz, dass er jemanden wie Miss O'Brian gar nicht zu schätzen weiß“, meinte er feixend. Sein älterer Bruder quittierte diese halb scherzhafte, halb ernstgemeinte Aussage lediglich damit, dass er dem Jüngeren ein Stück Brot an den Kopf warf. Genau in diesem Augenblick kam allerdings die Haushälterin mit einer Kanne frischen Kaffees herein und da Charlie dem Geschoss äußerst geschickt auswich, wurde die arme Prudle Opfer der Attacke.
„Also wirklich Mr. Luke, ham Se Ihre Eltern nich besser erzogen, als mit Essen um sich zu schmeißen?“, schimpfte die Frau daraufhin und Charlie bekam einen seiner Lachkrämpfe. Luke entschuldigte sich ungewohnt charmant bei der alten Haushälterin, während er das Brot wieder aufsammelte. Seinen jüngsten Bruder bedachte er mit einem unauffälligen Stoß in den Rücken, der dafür sorgte, dass Charlie sich gehörig an seinem Kaffee verschluckte.
Nachdem das Frühstück beendet war, verschwand Miss O'Brian auf ihr Zimmer, um die letzten Sachen in ihre Reisetruhe zu verstauen. Kurz darauf klopfte es auch schon an ihrer Zimmertür und mit dem „Herein!“ erschien der älteste Sullivan-Bruder.
„Sind Sie fertig?“, fragte er kurz, aber nicht unfreundlich.
Steffiney befand allerdings, dass ein Nicken für Luke reichen musste und der machte dann auch keine weiteren Worte mehr. Schweigend lud er sich die Truhe auf die Schultern und verschwand wieder.
Mit einem Seufzen warf die junge Frau einen letzten Blick aus dem Fenster und ging dann ebenfalls nach unten. Es war komisch. Sie war erst seit einer Woche hier auf der Ranch, aber irgendwie fühlte sie sich schon ganz wie zu Hause.
Auf der Terrasse warteten bereits alle Sullivan-Männer mit Ausnahme von Luke, der gerade dabei war ihre Reisekiste auf dem Zweisitzer zu verstauen.
Charlie, Bill und Josh verabschiedeten sich gutgelaunt von ihr und Mr. Sullivan ergriff sie als Letzter fest bei den Händen.
„Miss O'Brian, unser Kennenlernen stand unter einem denkbar schlechten Stern, aber ich habe Ihren Besuch hier sehr genossen. Ich hoffe, dass wir Sie trotzdem noch häufig sehen, auch wenn Sie jetzt bei Dave wohnen. Vielleicht haben Sie Lust, nächsten Sonntag nach der Kirche mit uns raus zu kommen und hier den Nachmittag zu verbringen? Die Abende werden ohne Ihre Gesellschaft wohl recht langweilig werden.“
Steffiney bedankte sich und nahm die Einladung natürlich gerne an, dann küsste Mr. Sullivan sie auf die Wange. Gleich darauf half Luke ihr auf den Wagen und schon wenige Minuten später verlor sich die Black Creek Ranch in einer Staubwolke hinter ihnen.
Etwas unbehaglich rutschte Miss O'Brian auf ihrem Sitz hin und her. Sollte sie nun versuchen eine belanglose Konversation mit ihrem Begleiter anzufangen oder einfach schweigen? Doch ihre Überlegungen erübrigten sich, als Luke plötzlich das Wort ergriff.
„Jetzt hören Sie schon auf so zu zappeln. Ich hab nicht vor über Sie herzufallen, wenn Sie das glauben“, meinte er mit einem amüsierten Unterton in der Stimme.
„Ich zappele nicht!“, zischte Steffiney empört. „Und im Übrigen glaube ich auch nicht, dass Sie über mich herfallen wollen. Dafür bin ich Ihnen viel zu unsympathisch.“
Luke wandte sich zu ihr um und grinste schief. „Woher wollen Sie
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