Die bestellte Braut
Bescheid und erwartet Sie nicht. Sie sehen, es gibt keinen Grund unsere Einladung abzulehnen.“
Finney fühlte sich von diesen Eröffnungen leicht überrumpelt, andererseits konnte sie sich ihrer eigenen Freude nicht entziehen, dass die Sullivans sie anscheinend so sehr mochten, dass nicht mal der abgelehnte Heiratsantrag dem etwas anhaben konnte.
„Oh, Mr. Sullivan, das ist wirklich nett, aber ich weiß nicht... Ich meine...“ Unruhig huschte ihr Blick umher und sie fragte sich, wie sie sich diesmal herausreden konnte ohne die Sprache auf Luke zu bringen.
Josh hingegen hatte da nicht solche Hemmungen. Er nahm ihren Arm, hakte sie bei sich ein und zog die junge Frau dann mit sich zur Kutsche. Die restlichen Sullivan-Männer folgten in einigem Abstand und Josh flüsterte verschwörerisch: „Keine Sorge, Miss Finney, wir wollen Sie nicht in Verlegenheit bringen, aber wir haben Sie wirklich vermisst. Luke macht mit Mary-Sue einen Ausritt und wird den ganzen Nachmittag weg sein. Sie müssen sich also nicht im Geringsten unbehaglich fühlen. Und er weiß auch Bescheid, dass Sie uns heute besuchen werden. Es besteht also nicht die geringste Gefahr, dass sie beiden sich begegnen.“
Steffiney lief bei dieser Rede dunkelrot an und senkte den Kopf. Damit war auch klar, dass zumindest Josh in die ganze Geschichte eingeweiht war. Widerstandslos ließ sie sich auf die Kutsche helfen, aber es dauerte eine ganze Weile bis sie ihre Geistesgegenwart wieder beisammen hatte. Aber spätestens als Prudle sie schon an der Haustür wie ein lang vermisste Tochter begrüßte und sie sogar in die Arme schloss, hatte Miss Finney sich wieder im Griff.
Das Mittagessen verlief in der gewohnt heiteren Stimmung und als man nach dem Kaffee im Salon saß, bat Steffiney auf dem Klavier spielen zu dürfen. Sie hätte es satt immer nur die langweiligen Kirchenchoräle zu spielen und mit Begeisterung stürzte sie sich auf die Notensammlung von Prudence Sullivan, die einige flottere Stücke zu bieten hatte.
Der Nachmittag schritt fort und da Josh sich irgendwann zu Finney stellte und einige Lieder mit seinem Gesang begleitete, waren alle dermaßen abgelenkt, dass niemand bemerkte, wie sich draußen der Himmel zuzog und ein Gewitter heranrollte.
Erst als die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel und Mary-Sue Brandons affektiertes Lachen durch den Flur hallte, fiel allen auf, wie dunkel es draußen geworden war. Als sich die Tür des Salons öffnete und die schöne Witwe gefolgt von Luke erschien, machte sich für einen Moment betretenes Schweigen breit. Miss Finney wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen.
Auch Luke war anzusehen, dass er sich alles andere als wohl fühlte, aber Mary-Sue ersparte ihm jegliche Erklärung. „Haben wir ein Glück gehabt, dass wir es noch trockenen Hauptes bis hierher geschafft haben! Luke bedauert es zwar ungemein, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, aber bei dem Regen, der gleich herunterkommen wird, wäre es ja völlig verrückt gewesen draußen zu bleiben. Ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich darauf bestanden habe, dass wir hier Unterschlupf suchen, Mr. Sullivan“, flötete sie mit einem zuckersüßen Lächeln.
„Und ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, dass ich Ihren Nachmittag mit ihren Freunden hier störe, liebe, liebe Miss O'Brian.“ Mary-Sue versuchte genauso süßlich zu klingen wie eben, als sie ihre Worte an das Familienoberhaupt gerichtet hatte, aber ein kleiner schriller Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Ganz offensichtlich hatte sie gewusst, dass Miss Finney an diesem Nachmittag auf der Ranch sein würde und konnte anscheinend den Gedanken nicht ertragen, dass sie sich allein der Gesellschaft der restlichen Sullivans erfreute. Die junge Witwe war der festen Überzeugung, dass ihr eindeutig die älteren Rechte an der Familie zustanden.
Charles Sullivan war die ganze Situation sichtlich peinlich, doch man konnte nur das Beste daraus machen. Halbwegs charmant versicherte er Mary-Sue, dass sie natürlich nicht störte und in ihrer Verwirrung floh Finney mit der Ausrede aus dem Salon, dass sie Prudle bitten würde noch etwas Kaffee für die beiden Neuankömmlinge zu machen und Kuchen aufzuschneiden.
Was Mary-Sue zu einem bissigen Kommentar animierte, sobald die verwirrte Arzthelferin den Raum verlassen hatte, dass Miss O'Brian sich hier ja anscheinend wie zu Hause fühlte, wenn sie es wagte die gute alte Prudle
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