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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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gewann Miss Finney den zweiten Preis für ihre Kirsch-Sahne-Torte. Mit roten Wangen und einem verlegenen Lächeln nahm sie das Rezeptbuch, das man eigens in Colorado Springs bestellt hatte, aus Mary-Sues Händen entgegen. Lediglich Mrs. Trudi, die ebenfalls zur Jury gehört hatte, schien nicht ganz so glücklich. Wieso erfuhr Miss Finney dann auf dem Heimweg. Anscheinend waren sich alle Jury-Mitglieder einig gewesen, dass Miss O'Brian den ersten Preis verdient hatte. Lediglich Mary-Sue Brandon hatte so lange ein Loblied auf Mrs. Straights Stachelbeer-Kuchen mit der 10 cm hohen Eischneedecke gesungen, bis alle resigniert zugestimmt hatten der Witwe den ersten Preis zu geben.
    Finney war nicht im Mindesten enttäuscht über diesen Ausgang des Wettbewerbs. Eher gab es ihr eine finstere Genugtuung, dass Mary-Sue in ihr anscheinend so etwas wie eine Konkurrentin sah, von der sie dachte, dass sie sie im Auge behalten musste. Ein Zeichen dafür, dass sie sich Lukes noch nicht so ganz sicher fühlen konnte.
     

Denken Sie jetzt schlecht von mir?
     
    Das kleine Stadtfest hatte etwas geschafft, was nicht einmal Mrs. Trudi gelungen war. Auch wenn diese für ihr Ziel selbstlos eine Menge Geld eingesetzt hatte. Sie hatte versucht Miss Finneys Schwermütigkeit, die die junge Frau nach dem Heiratsantrag befallen hatte, mit diversen Mitteln zu kurieren. Angefangen bei teurem Konfekt, das sie aus der Stadt kommen ließ, über ein neues Kleid, bis hin zu einem Heftchen mit Klaviernoten, das Miss Finney lange in Plockton's Auslage bewundert hatte, aber nie gekauft, da sie nicht unnötig Geld ausgeben wollte, das ihrer Rückreise zu Gute kommen würde. Ja, Mrs. Trudi war sogar so weit gegangen einmal Jim Reed zum Kaffee einzuladen, in der Hoffnung, dass das ihre junge Freundin aufmuntern würde und sie sah, dass es auch noch andere junge Männer in Green Hollow gab, die ihre Aufmerksamkeit wert waren. Steffiney hatte all diese Nettigkeiten höflich und dankbar entgegen genommen, aber an ihrer traurigen Stimmung hatten sie nichts ändern können. Mrs. Trudi kam zu dem Schluss, dass sie von Anfang an Recht gehabt hatte. Das, was da zwischen Luke und Finney war, war etwas sehr, sehr Ernstes. Zumindest von der Seite der jungen Frau. Was Luke Sullivan sich jetzt dabei dachte jetzt mit Mary-Sue anzubändeln, blieb ihr allerdings schleierhaft. Und das sagte sie auch ihrem Mann. Doch einmal in seinem Leben hatte der alte Dave mehr Durchblick als seine Frau, was die zwischenmenschlichen Belange anging.
    „Reg Dich da mal nicht auf. Der versucht nur sein angekratztes Selbstbewusstsein wieder aufzumöbeln und sobald er das geschafft hat, wird ihm klar werden, an wem ihm wirklich was liegt und wer von den beiden nur Mittel zum Zweck ist.“
    Mrs. Trudi war reichlich erstaunt gewesen über die Worte ihres Mannes, aber hatte gehofft, dass er Recht behalten würde.
    Doch nach dem Fest schwanden einige von Mrs. Trudis Sorgen um Finney dahin, denn die junge Frau schien wieder etwas lebhafter und interessierter zu sein. Es war nicht so, dass ihr Liebeskummer von einem Tag auf den anderen verging, aber das Fest hatte ihr gezeigt, dass sie Freunde hatte und ihr Leben trotzdem schön war. Luke fehlte ihr immer noch, aber es gab andere Dinge, mit denen man sich davon ablenken konnte.
    Sie fing wieder an Klavier zu spielen, sie aß mehr und stürzte sich mit neuen Elan auf ihre Aufgabe als Doc Daves Krankenschwester. Ab und an kamen Charlie oder Josh vorbei, um ihr einen Besuch abzustatten oder Grüße von Prudle auszurichten und da langsam auch der Klatsch um sie und ihre Heldentat in den Hintergrund rückte, ließ sie sich wieder öfter in Green Hollow blicken.
    Ein paar Wochen später allerdings sollte Steffiney sich mit einer Einladung konfrontiert sehen, die ihr so gar nicht recht war. Am Ende des Nachmittags wünschte sie sich inbrünstig, dass sie doch stark geblieben wäre und abgelehnt hätte.
    Der sonntägliche Gottesdienst war gerade beendet und Miss Finney trat als Letzte mit ihren Notenblättern aus der Kirche hinaus ins Freie, als sie sich unvermutet den Sullivan-Männern gegenüber sah. Zu ihrer Erleichterung stellte sie allerdings fest, dass Luke nicht dabei war.
    „Na, erschrecken Sie nicht so, mein Mädchen“, lächelte Charles Sullivan sie an. „Wir haben auf Sie gewartet und heute lassen wir Ihnen Ihre kleinen Ausreden nicht durchgehen. Sie waren schon viel zu lange nicht mehr bei uns draußen auf der Ranch. Mrs. Trudi weiß schon

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