Die bestellte Braut
energisch und verschwand dann wieder nach Doc Dave rufend ins Haus.
Es brauchte nicht viele Worte um dem alten Arzt die Dringlichkeit klar zu machen. Nachdem er ein paar Worte mit dem Mann auf der Veranda gewechselt hatte, den er selbst Vince nannte, gab er Miss Finney klare Anweisungen. Sie sollte Verbandszeug und genug Laudanum einpacken und dann hinunter zur Kirche kommen, denn dorthin wollte man die Verletzten bringen. Er würde schon vorangehen und damit war er auch gleich verschwunden.
Steffiney versorgte Vince mit einem großen Glas Wasser und bat ihn inständig doch wenigstens einige Augenblicke sitzen zu bleiben, bevor er dem Doktor nach wollte. Es würde niemanden etwas helfen, wenn er mitten auf dem Weg zusammenbrach. Dann machte sie sich sofort daran diverse Taschen mit Arzneien und Verbandszeug zu packen, bei deren Transport der wortkarge Vince seine Hilfe anbot.
Als sie endlich auf der Wiese hinter der Kirche ankamen, war die schon zur Hälfte vollgestellt mit allen möglichen Wagen und Kutschen auf denen verletzte Männer lagen. Ganz offensichtlich hatte Mr. Aldridge seinen gesamten Fuhrpark für den Transport der Verletzten zur Verfügung gestellt.
Doc Dave hastete von einem zum anderen. Als der alte Mann sie erblickte, glaubte Steffiney in seinen Augen so etwas wie ehrliche Dankbarkeit zu sehen.
„Gut, dass Sie da sind, Mädchen. Ich muss...“ Doc Dave stockte etwas bevor er weitersprechen konnte. „Ich werde schauen, wem noch zu helfen ist. Die Männer, die ich nach rechts habe bringen lassen, bei denen ist nichts mehr zu machen.“
Unwillkürlich glitt Finneys Blick zu einigen Gestalten, die man rechts von der Kirche ins Gras gelegt hatte. Es hatten sich schon einige der Green Hollower Männer eingefunden, die mit beklommenen Mienen weitere Befehle von dem alten Dave erwarteten. Der deutete Finneys Gesichtsausdruck richtig und packte sie fest am Arm. „Mädchen! Du wirst Dich um keinen von denen auf der rechten Seite kümmern, selbst wenn sie noch leben. Hast Du mich verstanden? Du bleibst links von der Kirche und für die dort tust Du, was Du kannst. Hab ich mich klar ausgedrückt?“
Für einen Augenblick schien um Miss Finney herum alles leise zu werden und sich langsamer zu bewegen. Einige von den Männern auf der rechten Seite lebten ganz sicher noch... Ihr Blick verschwamm in Tränen, doch Doc Daves klare Aussage half ihr, sich wieder zurecht zu finden. Es war nicht das erste Mal, dass sie so etwas erlebte. Sie hatte im Bürgerkrieg als Krankenschwester gearbeitet und auch wenn es in den Bostoner Lazaretts um einiges einfacher gewesen war als an der Front, so hatte sie doch genug Männer sterben sehen, um darüber nicht ihren Mut zu verlieren. Sie biss fest die Zähne zusammen, nickte und winkte Vince, der die Taschen trug, ihr zu folgen. Unverzüglich machte sie sich daran die ersten Wunden zu verbinden, Mut zuzusprechen und wenn möglich wieder Knochen zu richten, während Doc Dave von einem Karren zum anderen wanderte und darüber entschied, wem geholfen werden würde.
Green Hollow war eine florierende kleine Stadt, aber wie vielen Menschen sie eine Lebensgrundlage bot, das wurde Miss Finney erst an diesem Vormittag klar. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie viele Männer draußen in den Lagern bei der Silbermine lebten und jeden Tag dort arbeiteten.
Der Vormittag verging in geschäftiger Eile und bald schon tauchten auch einige Frauen auf, unter ihnen natürlich die unermüdliche Bess Aldridge. Einmal in ihrem Leben war Steffiney für deren Tatkraft dankbar. So gut es ging wies sie die Frauen ein, um dann selbst Doc Dave zur Hand zu gehen.
Inzwischen waren fast alle Männer hinaus zur Mine geritten, um dort nach Verschütteten zu suchen und so war der alte Dave mit den Frauen allein. Lediglich Reverend Brinkley lief mit grünem Gesicht zwischen den Männern herum, die auf der rechten Seite der Kirche lagen und versuchte ihnen Trost zu spenden oder erteilte die Sterbesakramente. Es war kurz nach Mittag, als plötzlich wieder die Erde zu beben schien und das dumpfe Grollen erneut erklang. Entsetzt hielten alle in ihrer Arbeit inne, denn nun wussten sie ohne Zweifel, was dies bedeutete. Es musste einen weiteren Einsturz gegeben haben.
John Brinkley fiel augenblicklich auf die Knie und fing lauthals an zu beten. Auch Steffiney betete, dass hoffentlich niemand mehr in der Mine gewesen war. Allerdings still und während sie einem jungen Burschen den Arm schiente.
Inzwischen war es
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