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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war immer schrecklich sparsam. Sie hielt sich nur einen Dienstboten und redete immer viel über gutes Wirtschaften.»
    Sir Edward nickte gedankenvolL Magdalena beugte sich in ihrem Sessel ein wenig vor. «Sie werden mir helfen, nicht wahr?»
    Ihre Worte trafen Sir Edward wie ein Schock gerade in dem Moment, als er anfing, sich für den Fall zu interessieren.
    «Meine liebe junge Dame, was kann ich schon tun? Wenn Sie einen guten Rechtsanwalt brauchen, kann ich Ihnen eine Adresse geben ...»
    Sie fiel ihm ins Wort. «Oh, nein, das ist es nicht, was ich brauche! Ich bitte um Ihre persönliche Hilfe – als mein Freund ...»
    «Das ist sehr schmeichelhaft von Ihnen, aber ...»
    «Ich bitte Sie, kommen Sie in unser Haus, stellen Sie Fragen, sehen Sie sich um, und bilden Sie sich selbst ein Urteil!»

    «Aber meine liebe ...»
    «Erinnern Sie sich daran, was Sie versprachen? Überall, zu jeder Zeit, sagten Sie, wenn ich Hilfe brauche..»
    Ihre Augen, flehend, doch zuversichtlich, suchten die seinen. Sir Edward fühlte sich beschämt und seltsam gerührt. Diese Offenheit, dieser unbedingte Glaube daran, daß ein eitles Versprechen, vor zehn Jahren, eine heilige, absolut bindende Sache ist! Wie viele Männer hatten wohl schon diese Worte ausgesprochen fast ein Klischee -, und wie wenige waren jemals aufgefordert worden, sie in die Tat umzusetzen? So entgegnete er ziemlich lahm: «Ich bin sicher, daß es eine Menge Leute gibt, die Ihnen besser helfen könnten als ich.»
    «Natürlich habe ich eine Menge Freunde.» (Er amüsierte sich über die naive Selbstsicherheit, die sich darin ausdrückte.) «Aber verstehen Sie, sie sind alle nicht erfahren genug. Nicht so wie Sie. Sie haben Erfahrung darin, Menschen zu befragen. Und mit all Ihrer Erfahrung müssen Sie es wissen.»
    «Wissen was?»
    «Ob sie schuldig oder unschuldig sind.»
    Sir Edward lächelte ziemlich grimmig in sich hinein. Er schmeichelte sich, daß er es im allgemeinen tatsächlich gewußt hatte. Leider war in vielen Fällen seine Meinung nicht die der Geschworenen gewesen.
    Magdalena schob mit einer nervösen Geste ihren Hut aus der Stirn, sah sich im Zimmer um und sagte: «Wie still es ist hier. Haben Sie nicht hin und wieder das Verlangen nach etwas Leben?»
    Die Sackgasse! Ihre Worte, so unabsichtlich, aufs Geratewohl sie gesprochen waren, hatten ihn an der empfindlichsten Stelle getroffen. Eine Sackgasse, ja. Aber da gab es immer einen Weg hinaus den Weg, den man gekommen war – den Weg zurück in die Welt...
    Etwas Ungestümes und Jugendliches begann sich in ihm zu regen. Ihr unbedingtes Vertrauen appellierte an die besten Seiten seines Wesens; und ihr Problem weckte das Interesse des geborenen Kriminalisten in ihm. Ja, er wollte die Menschen sehen, von denen sie gesprochen hatte. Er wollte sich sein eigenes Urteil bilden.
    So sagte er: «Wenn Sie tatsächlich überzeugt sind, daß ich Ihnen von Nutzen sein kann ...
    Aber denken Sie daran, ich garantiere für nichts!» Er hatte erwartet, daß sie vor Freude überwältigt sein würde, aber sie nahm sein Angebot sehr ruhig auf.
    «Ich wußte, daß Sie mir helfen würden. Ich habe Sie immer als wahren Freund betrachtet. Wollen Sie gleich mitkommen?»
    «Nein. Ich denke, es wird zweckmäßiger sein, wenn ich Sie morgen aufsuche. Bitte, geben Sie mir noch die Adresse von Miss Crabtrees Rechtsanwalt. Es konnte sein, daß ich ein paar Fragen an ihn habe.»
    Sie schrieb die Adresse auf und gab sie ihm. Dann stand sie auf und sagte ein wenig verlegen: «Ich ... ich bin Ihnen überaus dankbar. Auf Wiedersehen!»
    «Und Ihre eigene Adresse?»
    «Wie dumm von mir! Palatine Walk 18, in Chelsea.»

    Es war drei Uhr am Nachmittag des folgenden Tages, als Sir Edward Palliser mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten das Haus am Palatine Walk erreichte. In der Zwischenzeit hatte er verschiedene Dinge herausgefunden. Zunächst hatte er Scotland Yard einen Besuch abgestattet, dessen stellvertretender Commissioner ein alter Freund von ihm war, und dann hatte er ein Gespräch mit dem Anwalt der verstorbenen Miss Crabtree geführt. Nun konnte er den Fall besser beurteilen.
    Miss Crabtrees pekuniäre Regelungen waren ein bißchen sonderbar gewesen. Sie hatte niemals von einem Scheckbuch Gebrauch gemacht, sondern ihren Anwalt von Zeit zu Zeit angewiesen, eine bestimmte Summe in Fünfpfundnoten für sie bereitzuhalten. Es war fast immer die gleiche Summe, viermal im Jahr dreihundert Pfund. Wenn sie das Geld abholte, pflegte sie in

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